Donnersbergkreis „Ich hall mer alle zwää warm: mei Muddersproch unn es Hochdeitsch“

Mit dem Nordwestpfälzischen eng vertraut: Norbert Schneider.
Mit dem Nordwestpfälzischen eng vertraut: Norbert Schneider.

«MARNHEIM.» Im Rahmen der „Donnersberger Literaturtage“ waren Ortsgemeinde und Heimatverein Marnheim im „Haus Frank“ Gastgeber einer Mundart-Lesung mit Norbert Schneider aus Rehborn bei Meisenheim. Unter dem Motto „Hall’ dich munder!“, auch der Titel seines 2014 erschienenen Mundartbuches, las Schneider Gedichte, Geschichten und auch aktuelle Texte.

Vor einer überschaubaren Zuhörerzahl gab Schneider, ein Hochkaräter des pfälzischen Dialektes, begeisternde Einblicke in seine/unsere Heimatsprache, die nordwestpfälzische Mundart. Stellte er sich mit seiner 197. Lesung – „ich bin stolz, unsere Mundart präsentieren zu dürfen“ – noch in Hochdeutsch vor, wurde dann in dem mehr als zwei Stunden dauernden kurzweiligen Programm nur noch in „Platt“ geredet. Und was nicht verstanden wurde, konnte zwischengefragt werden und wurde erklärend ins Hochdeutsche übersetzt. Außer aus seinem neuesten Buch präsentierte der Preisträger, der bislang knapp 80 Auszeichnungen bei verschiedenen Mundartwettbewerben in den Sparten Prosa, Lyrik und Szenischer Darstellung erhalten hat, Ausschnitte aus seinen älteren Büchern „De Baggemoler“ (1996), „… unn mei Herz schleet Borzelbääm!“ (2001) und „Vunn Schullehrer unn annere Spezialischde“ (2008). Alle seine Bücher sind mit passenden und heiteren Zeichnungen von Johann E. Maurer und von Helmut Werkhäuser illustriert. Schneider trug seine Mundart nicht einfach vor, er lebte sie von Beginn an: mal leise, dann wieder aufbrausend laut, stets dem Inhalt angepasst. „Ich will mich aude (outen), erzähl’ eich iwwer moi Lewe in eme Dreiecksvehältnis“, war sein Einstieg in den beeindruckenden Abend. Schon diese Geschichte, wie viele aus dem Leben gegriffen, war köstlich, sorgte anfangs allerdings für – „gewollte?“ – Verwirrung: „Ich hunn se alle zwää geere, wechsele als ab menne, grad wie mer’s basst. Manchemol ess mer mie noo dere ääne, dann hunn ich mie Spass met dere anner. Ich will mich do nit uff ää feschtleeje, dodefor gefalle se mer alle zwää zu arich“. Nach weiteren „zweideutigen!“ Vergleichen folgten dann Aufklärung und Erleichterung zum Schluss: „Ohne die ää kann ich nit lewe, uff kääne Fall, awwer ohne die anner aach nit, das wääß ich. Die zwää wisse jedes vun enanner, awwer kääns dut sich dodoweje eschoffeere. Ich halle mer weirer alle zwää warm: mei Muddersprooch unn aach es Hochdeitsch“. „Ich bin begeistert, der Abend gefällt sehr gut“, zeigen sich Gudrun Stilgenbauer aus Kirchheimbolanden und Ruth Steingaß aus Marnheim beeindruckt von Schneiders Auftritt. In seinem Beruf, Schneider ist Realschullehrer, spricht er mit seinen Schülern allerdings hochdeutsch. „Awwer bei Elternowende, do werd platt gebabbelt, des befreit nämlich glei, enthemmt sozusache“, erzählt der Schullehrer. So fiel es ihm leicht, in „Vun Aaschpletscher unn Briggebauer“ über die Art von Lehrern aus dem Nähkästchen zu reden. Belustigend auch die vielen anderen Geschichten wie die vom „Kerze-stänner“, „Vum Inkääfe unn Tee tringe“, die die Erlebnisse eines Mannes beim Einkaufen bildhaft aufzeigt, vom Besuch einer Kunstausstellung „Em Kaiser sei neie Kläärer orrer vun Kinschtler unn annere Leit ...“. In „De eiseharde Ausbutzer“ vergleicht „de klee Thomas die Grabbepflanzung vum Oba soim Grab met em Fußballplatz“. Belustigend auch „De Kochkurs fa Männer orrer Die Sach met dem Mammut unn dene sauwere Fingerneel“, wobei es um die frustrierenden Erlebnisse eines Kochkursteilnehmers ging, der mit dreckigen Fingernägeln nicht nur Teig knetete und der nach vielen Patzern erklärte, wie die frühere Mammutjagd das Überleben einer ganzen Sippe sicherte. Fehlen durfte auch nicht die Geschichte „Dass der Storch nit so arich schwer hewe muss …“, mit der Schneider nach Vorgabe etwas über Aberglauben zu schreiben, 2015 beim Saarländischen Mundartwettbewerb den ersten Preis errang. Auch mit seinen pfälzischen Redewendungen, zuerst in Hochdeutsch vorgetragen und teils mehr oder weniger bekannt, brachte er das Publikum zu zustimmendem Schmunzeln und Lachen. Zum Beispiel über die zwei, die sich einig sind: „Sie sinn en Kopp un en Arsch“. Oder „Ich sein so sattgefress, uff meim Nawwel kennt mer neegscht e Sens dengele“ heißt, dass ich vollkommen satt bin. Über die Wilma, die unglücklich aussieht, saat mer uff pälzisch: „De Wilma zieht e Brutsch, die guckt wie e brieisch Hingel“.

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