Donnersbergkreis „Feuer unterm Dach“ beim FC Marnheim

Marnheim. Das erste Jahr war voll von Enthusiasmus, das zweite einfach nur eine Qual. Und das dritte – könnte ein gutes werden für den FC Marnheim. Acht Neuzugänge, aus der Zweiten Bundes-, der Regional- und der Verbandsliga: Qualitativ so stark aufgestellt wie nie zuvor geht die Mannschaft von Trainer Michael Zelt in ihre dritte Regionalliga-Runde. Ein gesunder Konkurrenzkampf befeuert die Leistungen, stachelt die Spielerinnen an. Abstieg soll für den FCM, der noch nie aus einer Klasse fiel, ein Fremdwort bleiben.

Wer kennt sie nicht, die Geschichten um Asterix und Obelix. Diese zähen Gallier, die sich – eingekesselt von den reichen römischen Legionären – stets behaupten müssen, trotz der Übermacht immer wieder überleben. Dem Willen, dem Zusammenhalt sei Dank. Der schier nie endende Kampf des kleinen Völkchens ist gewissermaßen ein Sinnbild: für die zwei Regionalliga-Jahre des FC Marnheim. Seine Fußballfrauen waren die Außenseiter. Sie wurden als Bauernvolk verschmäht, hatten geringe finanzielle Mittel, kratzten am Minimum der sportlichen Existenz. Und doch schafften sie es zweimal, dem Absturz in die Verbandsliga zu entkommen. „Bis zum letzten Spieltag waren wir im Abstiegskampf. Wir haben alle Kräfte mobilisieren müssen, um in beiden Klassen den Spielbetrieb halten zu können“, blickt Trainer Michael Zelt auf die letzte, die härteste Saison zurück. Eine unfassbare Verletzungsserie riss seinen FCM in den Abwärtsstrudel. Vor dem letzten Anpfiff noch war er ein sicher geglaubter Absteiger – bis ihn ein 1:0 gegen den SV Dirmingen rettete. Auf den Verbandsliga-Meister von 2012 treffen typische Fußballweisheiten ziemlich zu: In Jahr eins nach dem Aufstieg wurde er von der Euphorie getragen. Das Jahr danach wurde das schwierigste. Und das dritte? „Nur die wenigsten haben uns das zugetraut. Wir wollen uns in der Klasse etablieren“, sagt Zelt. „Man muss auch bedenken, dass wir vor wenigen Monaten noch kurz vor dem Rückzug waren. Wir mussten uns immer wieder die Frage stellen, ob Regionalliga sinnvoll ist. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.“ Dass der FC Marnheim für mindestens eine weitere Runde das Privileg dritte Liga genießt – eine Trotzreaktion. Konzern-Klub TSV Schott Mainz verdarb dem Provinzverein mit seinem Aufstiegsverzicht die Chance, im DFB-Pokal-Wettbewerb zu spielen. Zelt und Co. meldeten nicht ab. Sie wollen es den Großen zeigen. Jetzt erst recht. „Wir sind nicht blauäugig, was in dieser Liga abgeht“, meint der Trainer. Im Vergleich zu den Vorjahren tat er noch mehr, um seine Elf konkurrenzfähig aufzustellen: Zusammen mit dem neuen Assistenten Michael Hahn – zurückgekehrt von Erzrivale Wormatia Worms – klapperte er einen Monat lang sämtliche Frauenklubs ab. Auf der Suche nach talentierten Spielerinnen. „Schmackhaft“ haben sie ihnen die Regionalliga machen müssen. Viele sagten ab. Einige aber bissen an. Darunter auch richtige „Juwelen“. „Das sind große, hungrige Talente, die sich der Herausforderung stellen. Sie suchen die Chance, sind alle nicht älter als 20“, erklärt Zelt über seine neuen Spielerinnen. Da ist zum Beispiel Lisa Maertin, die in Wörrstadt in der 2. Bundesliga kickte und einen Strang von Kolleginnen mitzog. Da ist Maja Metzger, eine Kaiserslauternerin, die vom Liga-Rivale FSV Jägersburg wechselte. Da sind Mandy Brusius, Daniela Mingolla und Lena Walper vom VfR Wormatia, alle mit Hahn gekommen. „Die sind ehrgeizig ohne Ende. Die kriegst du nicht klein. Wenn sie umgetreten werden, stehen sie wieder auf. Worms hat die auch nicht gerne gehen lassen“, betont Co-Trainer Hahn. Priorität hatte die Abwehr. 75 Gegentreffer fing sich der FC ein – Liga-Negativwert. Bei nur wenigen Verlusten bedeutet die Transferbilanz: In Marnheim ist der Konkurrenzkampf ausgebrochen. Etwa 20 gute Kräfte zählt der Kader. Dass nicht jede Akteurin Woche für Woche in der Regionalliga auf dem Rasen stehen kann, ist selbsterklärend. Der feste Stamm muss ergänzt werden. Nicht einfach, alle bei Laune zu halten. Neid könnte es geben. „Die müssen kapieren, was wir wollen“, mahnt Zelt. „So früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben, mal eine ruhige Runde spielen. Es ist Feuer unterm Dach. Jede drängt darauf, zu spielen. Ich hab’ die Qual der Wahl.“ Die hatte Zelt im Vorjahr auch. Nur mit dem Unterschied, dass er aus dem Zweitmannschaftskader für die Regionalliga auswählen musste. Vorbei sollen die nagenden Zeiten sein, hofft Zelt. Vorbei die Tage, in denen sein Team als kleines Gallien gegen die großen Legionäre aus Rom bestehen musste

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