Donnersbergkreis Die Stadt verwandelt sich in ein Musen-Paradies

Der Skulpturenkreis auf der Obstwiese vor der Stadthalle wird um 16 Uhr eingeweiht.
Der Skulpturenkreis auf der Obstwiese vor der Stadthalle wird um 16 Uhr eingeweiht.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Eine Neuheit bei der Kulturnacht übermorgen fällt jedem sofort in den Blick, der sich mit dem jährlichen Wegweiser durch die Veranstaltungsfülle versieht: Aus dem bisherigen Faltblatt ist eine 20-seitige Broschüre geworden. Darin sind zwei Seiten ohne Text. „Da kann sich jeder seinen Weg durch die Kulturnacht schon mal eintragen“, merkt Michael Juppe an, der seit Jahren – gemeinsam mit Daniel Fleckenstein und Maria Meininger im Rathaus – die Kulturnacht koordiniert.

Die Kulturnacht am Freitag vorm Residenzfest ist erneut eine reichhaltige Mischung aus Neuem und Bewährten, wobei es diesmal bemerkenswert viel Neues gibt. Darunter auch neue Schauplätze. „Schön, dass die katholische Kirche diesmal dabei ist“, nennt Juppe einen neuen Akteur, der in der St. Peterskirche Orgelmusik mit dem Kerzenheimer Dominik Hambel anbietet (17.45/ 18.45 Uhr) und das neue Pfarrheim nutzt für eine Ausstellung mit Gesang ab 17 Uhr. Anne Hahn (Kibo), Maria Kaufhold (Rüssingen) sowie Annika Härtel und Ursula Benz (Altrich) zeigen ihre Bilder zu Liedern des katholischen Kirchenchors Cantemus. Auch das Ramon-Chormann-Theater beteiligt sich diesmal an der Kulturnacht, und zwar mit einer Ausstellung des Bad Camberger Künstlers Rudolf Petzinger ab 17 Uhr. Der technisch vielseitige Maler stellt aus zum aktuellen Thema „Gegensatz ist nicht gleich Gegner“ und befasst sich mit Wert und Chancen kultureller Vielfalt. Vertraute Akteure, aber ein weiterer neuer Kulturnacht-Schauplatz: Im Haus Giuliani, dem ehemaligen Hotel Nagel, präsentiert sich ab 18 Uhr das Künstlerpaar Gabriele Jahnke und Harald Glatte mit Arbeiten zum Thema „KUNST – GERÜSTet“. Ausgangspunkt sei die Baustellensituation des eingerüsteten Gebäudes, doch gehe es bei dem Begriff auch ums Gerüstetsein im Sinne von Bereitschaft, erläuterte Gabriele Jahnke gestern. Sie selbst werde ein Kunst-Gerüst erstellen, in dem Begriffe mit Bezug auf das Thema Stadtrechte zueinander in Beziehung gesetzt werden, auch dies ein Gerüst, ein tragendes Skelett für das gelebte Miteinander. Dabei gehe es ihr um Wahrung und Verteidigung der Demokratie. Auch das Baugerüst werde sie nutzen, um daran Kunstwerke als Banner zu befestigen. Harald Glatte werde im Inneren großformatige Gemälde ausstellen zum Thema Bergpredigt. Alles werde über das gesamte Residenzfest zu sehen sein. Erklärende Texte lägen bereit, sie selbst werde wohl erst ab 21 Uhr präsent sein können, so Jahnke. Die Bahnhofstraße wird am Freitag ohnehin zum künstlerischen Hotspot. Im Kunstraum Holzmann sind bei Art-Kibo Videos der chinesischen Künstlerin Ke Li zu sehen (20 Uhr), Teil 2 einer Präsentation, die um 18 Uhr im Hotel Braun mit Werken der Absolventin der Düsseldorfer Kunstakademie zu „Floralen Transformationen“ beginnen wird. Das Cafè Bahnhof zeigt zugleich ab 18 Uhr Malerei von Sabine Müller und Schmuck von Lisa Steinmann. Weiter oben in der Bahnhofstraße, rund ums Sengelmann-Haus, können nochmal die Ergebnisse der Lebenshilfe-Workshops bei „Begegnung in der Kunst“ bestaunt werden. Und vis-a-vis, in der Vorstadt 46, öffnen Architekt Peter Kummermehr und die Kunsterzieherin Petra Peter ihre Pforten. Dort geht es um „Schmalz der Erde und Farben der Erde“, womit zum einen der Kalk, zum anderen farbige Erden gemeint seien, wie Kummermehr erläutert. Ihm geht es darum, den Wert dieser naturnahen Baustoffe herauszustellen und mit Exponaten in Hof und Garten zu zeigen, was man damit machen könne. Auch der Hausflur ist einbezogen, wo farbige Erden als Wandfarbe zu sehen seien. Petra Peter zeige zudem Textilarbeiten und Textilien, die mit Kalk und Erdfarben zu Installationen verarbeitet seien. Mit den Jahren sind Stadthalle und Orangerie immer mehr in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Im Westflügel der Orangerie wird die Kulturnacht um 17 Uhr eröffnet, musikalisch mitgestaltet von der Kreismusikschule. Daran schließt sich gegen 18 Uhr die Vorführung eines Films zur 600-Jahr-Feier der Stadt von 1968 an mit Aufnahmen von Edgar Baden, Franz Hoi und Uwe Nielsen, der das Material bearbeitet, geschnitten und vertont hat. „Bei entsprechendem Interesse wird der Film mehrmals gezeigt; außerdem wird die DVD zum Kauf angeboten“, so Stadtbeigeordneter Peter Stumpfhäuser. Die Orangerie steht im Mittelpunkt der Aktivitäten des Kunstvereins Donnersbergkreis. Schon um 16 Uhr wird der im Juni entstandene Skulpturenkreis offiziell eingeweiht, bevor dann um 18 Uhr im Ostflügel die Ausstellung „Orangerie V“ mit Arbeiten der Kaiserslauterer Künstler Roland Albert und Reiner Mährlein beginnt. Das Foyer der Stadthalle nutzt ab 18 Uhr die Amnesty-Ortsgruppe, die dort ihre jährliche Kunst-und Raritätenauktion zugunsten der Menschenrechtsarbeit veranstaltet, ergänzt durch literarische Schrei-Einwürfe und Gesangsauftritte des Christa-Franken-Ensembles (18, 19 u. 20 Uhr). Im großen Saal ist Magier Fabian Kelly zu erleben, der sich an diesem Abend als Gedankenleser beweisen wird (18.15, 19.15 u. 20.15 Uhr). Kinder und Senioren sind im Programm mitbedacht. Frühster Kulturnachttermin ist wie in jedem Jahr um 15 Uhr das „Malen nach Musik“ für Kinder am Mozartbrunnen mit der Kreismusikschule und der Kita Villa Kunterbunt. Ab 16 Uhr heißt es im Hof der Karl-Ritter-Schule „Ich schmiede mir einen Zauberstab“. Angeleitet von Metall-Künstler Joachim Harbut aus Armsheim können Kinder ab fünf Jahren hier ihren eigenen Zauberstab herstellen, in Gold verwandeln und mit Juwelen veredeln. Und in der Stadtmission liest Christine Weyers Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken, zunächst für Kinder von fünf bis zwölf (16.30 Uhr), ab 19.30 Uhr für alle ab zwölf Jahren. Den Senioren wird Entertainer Kalli Koppold ab 16 Uhr mit einem Schlagernachmittag gute Laune ins Wolffstift bringen – auch eine Ausstellung von Töpferwaren von Ursel Grünewald ist hier zu sehen – während im Haus Vergissmeinnicht ab 19 Uhr Pfarrer Michael Mai mit seiner Gitarre und Liedern von Reinhard May sowie Gabi Treiber mit Texten und Aphorismen zu Gast sind. Kurzfristig abgesagt wurde laut Juppe „Pop meets God“ in der Peterskirche. Auch auf die spektakuläre Feuershow im Anschluss an den Schlussakkord in der Paulskirche werde in diesem Jahr verzichtet. Gleichwohl können sich die Besucher auf viel Bewährtes und Beliebtes freuen. Das Figurentheater Borzelkaschde etwa spielt in der Karl-Ritter-Schule „Hans im Glück“ (17.30 Uhr, Raum 21). Die Schalterhalle der Sparkasse wird belebt durch Musical-Hits, vorgetragen von Spirit in Motion (18.30/20 Uhr). Die Stadtbibliothek beteiligt sich mit Improvisationstheater des Ensembles „Wer, wenn nicht 4“ (19 Uhr). Nicht fehlen darf auch die Ausstellung der Kunstfreunde aus der Partnerstadt Louhans, um 19 Uhr im Rathaus musikalisch akzentuiert von den Voices und Pascal Garrecht am Klavier. Zum „Cocktailabend mit Schmökergarantie“ lädt die Buchhandlung Sattler ab 19 Uhr ein, während gegenüber Philipp Weber sein „Farbenreich“ öffnet und neuste Bilder zeigt (16-22 Uhr). Im Café Brand setzt sich mit der Ausstellung „Malkultur“ offenbar die Kooperation mit der Gruppe Art Wonnegau fort, die letztes Jahr zu den Literaturtagen begann. Kunst präsentiert ebenso das Café Enkler mit Bildern von Ingetraud Heeling, gemalt mit Kaffee und Wein. Und im „Mandala“ machen wieder Melanie Wiescher, Uwe Fauß und Hajo Homm „mal laut - mal leise - mal anders“ Musik. Am Ende werden alle Fäden wieder zusammenlaufen in der Amtsstraße, zunächst im Museum im Stadtpalais, wo sich die traditionelle „Kleine Nachtmusik“ mit Bernd Knell, Ninette Mayer, Angelika und Clara Tropf dem Stadtjubiläum widmen wird (21 Uhr). Daran schließt sich um 22 Uhr das große Finale in der Paulskirche an, wo mit Ballett, Kunst und Musik die Musen ihre Kräfte zum Schlussakkord bündeln werden. Die Ballettschule Flex & Point führt „Runaway Silence“ auf, Renate Corell zeigt Gemälde, Thomas Stepan Bilder, die als Liebeserklärung an seine Heimatstadt Kibo gedacht sind, und das Blechbläserquartett Kirchheimbolanden spielt Gospel-Melodien, bevor Bezirkskantor Martin Reitzig die Orgel erklingen lässt. Im Anschluss lädt die Protestantische Kirchengemeinde ein zum Beisammensein mit Brezeln und kalten Getränken rund um die Kirche.

Spirit in Motion tritt auf in der Sparkasse.
Spirit in Motion tritt auf in der Sparkasse.
Die Kleine Nachtmusik im Schlosspalais hat auch vorm Fenster stets viele Zuhörer.
Die Kleine Nachtmusik im Schlosspalais hat auch vorm Fenster stets viele Zuhörer.
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