Donnersbergkreis Bauen, buddeln, brennen

An Attraktivität scheint es dem Ort Enkenbach-Alsenborn nicht zu mangeln: Die Nachfrage sowohl nach privaten Bauplätzen als auch nach Gewerbeflächen ist ungebrochen. Ein stets wachsendes Einzelhandelsangebot, die günstige Verkehrslage, das kommunal ausgebaute Breitbandnetz und der Einsatz im Klimaschutz sind wohl einige Hauptgründe dafür. Doch gerade der hat seinen Preis.

Ohne Veränderung keine Verbesserungen. Und so zeugen etliche Baustellen im Ort von regen Aktivitäten. Die größte ist noch immer die Umgehung, die nun in den Schlussspurt geht: Im Juli soll sie fertig sein, informiert Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel (CDU). Ein Verzögerungsgrund war lange der Radfahrer- und Fußgängerüberweg über die Gleise am Bahnhof, dessen Entwurf komplett geändert werden musste. Nun ist aber ein Ende in Sicht: „Mitte April werden die beiden Brückenteile aufgesetzt“, sagt Ortsbeigeordneter Gerhard Penner (FWG), „bis Ende April ist sie begehbar.“ Direkt daneben schließt sich die nächste Baustelle an. Am ehemaligen Güterbahnhof entsteht ein Supermarktbau, der Aldi und Edeka beherbergen wird; im Dezember wird voraussichtlich Eröffnung sein. Einige Anwohner befürchteten jedoch mehr Verkehrslärm und waren mit den geplanten Zufahrten nicht einverstanden; die Gemeinde lenkte ein. „Wir werden nun statt zwei nur noch eine Zufahrt bauen, direkt vom Kreisel abzweigend“, beschreibt Wenzel die Änderungen. Dadurch bleibt auch ein autofreier Fußweg durchs Gelände zur IGS. Zur weiteren Minderung des Autolärms soll eine 1,50 Meter hohe Gabionenwand errichtet werden. Nicht weit davon entfernt in der Rosenhofstraße zieht derweil die Drogerie-Kette Rossmann einen Markt hoch. Das Gelände des alten Aldi-Marktes kurz dahinter soll in ein Wohnbaugebiet umgewandelt werden. Wie groß die Nachfrage nach Bauplätzen ist, zeigt sich auch im Gebiet Grünstadter Straße: Die weiteren sechs bis acht Grundstücke dort sind schon alle weg. „30 bis 35 Vormerkungen haben wir“, erzählt Wenzel. Zerschlagen hat sich die Möglichkeit, aus dem Gelände des SV Alsenborn Baugebiet zu machen, nachdem die Fusion des Vereins mit dem SV Enkenbach gescheitert ist. Entsprechend der Baugebietsnachfrage sind auch die drei Kindergärten im Ort – mit insgesamt 225 Plätzen – bereits „an der Auslastungsgrenze“: Die kommunale Kita „Haus Regenbogen“ in Enkenbach mit 115 Plätzen wird derzeit energetisch saniert. Bei Engpässen – besonders über Sommer, wenn neue Kinder gekommen sind, die älteren aber noch nicht eingeschult – können die Enkenbach-Alsenborner auf die Fischbacher Kita ausweichen. „So können wir dem Rechtsanspruch nachkommen; Fischbach gilt als vertretbare Entfernung“, so Wenzel. Noch größer als die Nachfrage nach Bauplätzen ist laut dem Ortsbürgermeister jene nach Gewerbeflächen. „Der Dienstleistungspark ,Auf dem Hahn’ geht jetzt in die Erschließung, 20 Prozent der Fläche ist bereits vermarktet.“ Die Spedition Jung will in dem Gebiet im Norden des Ortes expandieren. Verkehr und Lärm seien kein Problem, winken Penner und Wenzel ab, aber die Oberflächenversiegelung des über 10.000 Quadratmeter großen Geländes. Wo fließt das Regenwasser ab, müsse geprüft werden. „Vielleicht in den Schwarzweiher?“, stellt Penner in den Raum. Zu „99 Prozent sicher“ sei hingegen, dass dort eine große Betriebstankstelle errichtet wird. Diese sei hauptsächlich für Firmen, die fünf bis sechs Millionen Liter Sprit im Jahr verbrauchen, gedacht. Aber auch Privatpersonen könnten dort günstig tanken, stellen die beiden in Aussicht. Mit einer Chipkarte des Betreibers und einem Vertrag könne der Bürger dann rund um die Uhr Benzin zapfen. Eine weitere Neuerung ist für das dortige Biomasseheizkraftwerk geplant: Eine große Waage für Fahrzeuge soll installiert werden. „Bislang wird das Material fürs Kraftwerk dort gewogen, wo wir es abholen“, erklärt Wenzel. Aber nicht selten sei es noch zu nass, so dass die Gemeinde zu viel bezahle. Der Bau einer Lagerhalle sei passé, ein Vlies sorge mit viel weniger Kosten für trockenes Brennmaterial. Nach den rund viereinhalb Jahren, die das Kraftwerk in Betrieb ist, laufe die Anlage endlich einwandfrei und könne mit Grünschnitt – wie von Anfang an geplant – statt teureren Holzhackschnitzeln befeuert werden. Die vielen technischen Probleme – „117 Mängel mussten beseitigt werden!“ – bis zur Insolvenz des Generalunternehmers haben die Gemeindewerke einiges gekostet: „2014 haben wir 1,76 Millionen Euro Verlust verzeichnet“, berichtet Wenzel, schiebt aber hinterher, dass der Verlust schrumpfe: 2013 waren es noch 2,6 Millionen. Und durch die Nutzung von Grünschnitt im Biomasseheizkraftwerk erwarte er in diesem Jahr einen weiteren Rückgang der Ausgaben um rund 250.000 Euro, im nächsten Jahr um 500.000 Euro. Zudem schlage sich die Verfeuerung von mehr Grünschnitt auch auf die Einspeiservergütung nieder, so dass dadurch weitere 50.000 Euro in diesem und 100.000 Euro im nächsten Jahr kalkuliert werden. Bei einem Tilgungssatz von zwei Prozent wäre das Kraftwerk laut Wenzel „in 22, 23 Jahren bezahlt“, das entspreche etwa dem privaten Häuslebauer. Trotz der Schulden, die das Werk der Gemeinde beschert hat, sieht er es nicht als Fehlentscheidung. „Wir gehören zu den zehn Kommunen im Land, die Klimaschutz massiv betreiben“, betont er . „In vier, fünf Jahren sehen wir, ob die Entscheidung gut war.“ Ein deutlich kurzfristigeres Projekt ist die Gestaltung des Klosterviertels. „Zu zwei Dritteln sind die Arbeiten erledigt, der Platz ist fertig“, berichtet Wenzel. Ende Mai, Anfang Juni soll Einweihung gefeiert werden. Im Herbst geht es dann mit dem Klosterpark hinter der Kirche weiter. Zu der Gesamtbausumme von 210.000 Euro erhält die Gemeinde 66 Prozent Zuschuss, so dass ein Eigenanteil von 70.000 Euro zu schultern bleibt. Im Verhältnis zu den Gesamtkosten ein Klacks.

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