Donnersbergkreis Als Traubenzucker „getarnte“ Tafelkreide

Über den seltsamen Geschmack hat sich das Mitglied des Unkenbacher Hackersche-Clubs doch sehr gewundert: Der Mann hatte etwas naschen wollen – aufgrund seiner eingeschränkten Seefähigkeit hat er jedoch den Traubenzucker mit einem Schälchen Tafelkreide verwechselt. Eines von vielen amüsanten „Stickelscher“ in der von Janik und Janina Müller vorgetragenen Unkenbacher Kerwerede, neben dem ideenreichen Umzug der Höhepunkt des viertägigen bunten Treibens.

Im voll besetzten Festzelt haben Janik und Janina Müller auch von zwei Jugendlichen berichtet, die am Vatertag mit ihrem Bollerwagen unterwegs gewesen waren. Weil ihnen der Weg von der Eichbaumhütte über die Lettweiler Höhe zurück nach Unkenbach zu Fuß zu weit gewesen ist, wollten sie die abschüssige Strecke im Bollerwagen sitzend bewältigen und diesen wie eine Seifenkiste benutzen. Nicht bedacht hatten sie allerdings, dass sich das Gefährt nicht lenken lässt – die Tour endete in einer Hecke. Zuvor hatte sich ein bunter Lindwurm unter dem Motto „Berufe“ durch den Ort geschlängelt. Vor zahlreichen Besuchern führte der Musikverein 1873 Hallgarten, der auch später am Kerweplatz die Besucher unterhalten hat, unter Leitung von Christoph Kaul den Umzug an. Im Cabriolet kutschierte Ralf Keiper die neuen Unkenbacher Weinmajestäten Luisa und Karolin durch die Straßen. Ihnen folgte eine große Fußgruppe um Cheforganisator Harry Linn, die unterschiedliche Berufszweige dargestellt haben. Die beiden „Unkenbacher Winzer“ Harry und Lukas Linn bereiteten sich mit ihren Logels bereits auf die Weinlese vor. Mit gelben Schutzhelmen und einem Lkw im Schlepptau boten die „Männer vom Bau“ (Jan-Luca Böhmer und Tobias Steller) ihre Dienste an, mit von der Partie waren auch die beiden Landwirte Nico Schumacher und Bennedikt Diehl. „Von Ärzten und Schwestern empfohlen, trinkt Sitterscher Goldener Gockel Spezial zum Wohle“, verkündete eine Fußgruppe aus Sitters. Die Teilnehmer hatten sich als Ärzte und Krankenschwestern kostümiert und so den Absturz des Kirchturmhahns thematisiert. „Unsre Rentner hier im Ort, sin immer uf Achse und dauernd fort“, lautete der Slogan am Wagen um Fahrer Fridolin Rau. Die Rentnerinnen Hilde Jung und Hilde Müller waren bei ihrer täglichen Mittagsruhe zu sehen – denn „will e Rentner gut gedeie, muss er mittags zwo Stund leie“. Gaby Linn, Rita Bachmann und Karin Wesel waren unter riesigen Spitzhüten als Zwerge kostümiert, während „Gärtnerin Pötschke“ (Martina Enders) mit ihrem Handkarren samt Weinausschank vorbeihuschte. Der Nachbau eines riesigen Backofens war auf dem Motivwagen um Fahrer Erich Keiper zu sehen, Bäckermeister Enrico Andre sowie die Bäckerinnen Sieglinde Linn und Irmgard Keiper präsentierten das bekannte Hunnenbrot. Verköstigt wurden die Zuschauer mit Wein aus der heimischen Region, die Kerwejugend aus Finkenbach-Gersweiler überbrachte auf ihrem Motivwagen Grüße zur Sommer- und Grillzeit. Dass die Unkenbacher Kerwejugend gerne feiert, war nicht nur zu sehen, sondern auch auf ihrem Wagen zu lesen: „Sturzbesoffen, dank Hartz IV, Unkenbach wir stehen zu dir“, lautete der Slogan. Packende Tischfußball-Szenen gab es bei den neu gegründeten „Unkenbacher Hackerfreunden“ zu bewundern. Den Abschluss bildeten Birgit Glinka, Waltraud Mohr-Maurer, Traudel Lamb, Rowitha Lauer und Irmgard Willrich, die als Müllmänner verkleidet die Kerwerede verkauften. Eröffnet worden war die Kerwe am Freitag mit dem Fassanstich, ehe bei der Disco-Party der Kerwejugend mit den DJs Steffen und Markus trotz heftigen Regenschauern bis weit nach Mitternacht Stimmung herrschte. Am Samstag wurde beim Kerwetanz mit der Band „Out of Frame“ im Festzelt das Tanzbein geschwungen. Der Kerwerede am Sonntag schloss sich ein gemütliches Beisammensein an. Die kleinen Gäste vergnügten sich auf der Hüpfburg, während der Schausteller entgegen seiner Zusage nicht gekommen ist. Kurzfristig hatte die Gemeinde für ein kleines Angebot an Süßigkeiten gesorgt. Am Abend sorgte zunächst der Livechor „Spontan“ für Stimmung, ehe im Festzelt bei der Übertragung des WM-Finales mitgezittert und -gejubelt wurde. Mit dem Frühschoppen, der Tombola und dem Begräbnis ist die Kerwe gestern ausgeklungen. Viele freiwilligen Helfer des Allgemeinen Clubs waren zur Bewirtung der Gäste im Einsatz. Für das Essen hatte die Firma Willi Becker aus Finkenbach-Gersweiler gesorgt. (bhs)

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