Rheinland-Pfalz Zitterpartie für Kissel

Als Kommunalpolitiker in Worms schon lange verwurzelt und zudem Landtagsabgeordneter: Adolf Kessel (CDU).
Als Kommunalpolitiker in Worms schon lange verwurzelt und zudem Landtagsabgeordneter: Adolf Kessel (CDU).

«Worms». Die erste Runde bei der Oberbürgermeisterwahl in Worms brachte am 4. November zwar keinen Sieger, dafür aber eine faustdicke Überraschung: Amtsinhaber Michael Kissel (SPD) kam lediglich auf 21,9 Prozent der Stimmen und erreichte damit nur knapp die Stichwahl. Denn direkt hinter Kissel war Einzelbewerber Peter Englert (20,5 Prozent) gelandet. Jetzt muss Kissel um seine Wiederwahl zittern, denn CDU-Herausforderer Adolf Kessel sieht aufgrund des ersten Wahlgangs Siegchancen.

Bei der Stichwahl am Sonntag sollen rund 64.000 wahlberechtigte Wormser entscheiden, wer ab Mitte 2019 acht Jahre lang Oberbürgermeister ihrer Stadt sein soll: Adolf Kessel (60) oder doch noch einmal Michael Kissel (63), der für eine dritte Amtsperiode antritt. Dass beim ersten Wahlgang kein eindeutiges Ergebnis zustande kam, verwundert bei sechs Kandidaten und einer mauen Wahlbeteiligung (45,9 Prozent) nicht. In der Gunst der rund 29.000 Wähler hatte vor elf Tagen Adolf Kessel klar die Nase vorn mit 30,7 Prozent der abgegebenen Stimmen. Rund neun Prozentpunkte dahinter folgte das Mittelfeld mit Kissel (SPD, 21,9) sowie den Kandidaten der Grünen, Richard Grünewald (18,9 Prozent), und dem unabhängigen, vom FWG-Bürgerforum unterstützten Bewerber Peter Englert. Weit abgeschlagen rangierten die Kandidaten von FDP und Linken. Erstaunlich breit fiel die Zustimmung für den eher zurückhaltenden Adolf Kessel aus, der noch in der Wahlnacht die Zusammenarbeit mit der SPD der vergangenen Jahre ins positive Licht rückte: „Das kann nicht alles falsch sein“. Denn seit vielen Jahren koalieren CDU und SPD im Stadtrat. In allen 13 Stadtteilen lag Kessel deutlich vorne, sogar in der SPD-Hochburg Hochheim, knapp sein Vorsprung in dem ebenfalls SPD-geführten Ortsteil Pfeddersheim. Und nur in drei von fünf Innenstadtbezirken konnte sich der Amtsinhaber durchsetzen. Kessel ist seit 19 Jahren Ortsvorsteher im Wormser Stadtteil Rheindürkheim und Stadtratsmitglied, seit neun Jahren gehört er zudem dem Landtag an. Als Ziele nannte er im Wahlkampf, die Stadt näher an den Rhein zu rücken, attraktiv zu machen für Wohnen, Leben, Arbeiten. Bislang habe die Stadt nur reagiert, statt agiert. Nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs glaubt der Herausforderer jetzt umso mehr zu spüren, dass die Wähler den Wechsel wollen. Dass er nach 16 Jahren amtsmüde sei, hat Oberbürgermeister Michael Kissel stets verneint: „Ich arbeite sehr gerne, mit Leidenschaft und ungebrochener Motivation für meine Stadt.“ Dass er Kritiker hat, wusste er auch schon vor dem für ihn sehr enttäuschenden ersten Wahlgang: „Wer in der konkreten Verantwortung steht, kann es nur selten allen recht machen.“ Dass sich die Stadt unter seiner Führung „prächtig entwickelt“ habe, sieht er jedoch weiter als Empfehlung. Bei der OB-Wahl vor acht Jahren hatte Kissel zwar auch in die Stichwahl gemusst, war aber im ersten Wahlgang auf 46 Prozent gekommen. Im zweiten Durchgang setzte er sich dann mit 52,9 Prozent gegen seinen CDU-Konkurrenten durch. Die Grünen und ihr ausgeschiedener Kandidat Richard Grünewald haben sich mittlerweile ganz auf die Seite der CDU geschlagen. In einer Mitgliederversammlung haben 80 Prozent der Mitglieder für den CDU-Kandidaten gestimmt, keiner für den Amtsinhaber und 20 Prozent wollten neutral bleiben.

Seit 2003 Wormser OB und derzeit stellvertretender Vorsitzender des Städtetags von Rheinland-Pfalz: Michael Kissel (SPD).
Seit 2003 Wormser OB und derzeit stellvertretender Vorsitzender des Städtetags von Rheinland-Pfalz: Michael Kissel (SPD).
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