Rheinland-Pfalz Feuerwerker in achter Generation

Der Zweibrücker Ralf Kohl verkauft zu Silvester auch Feuerwerk für den privaten Bedarf in einem extra dafür aufgestellten Contai
Der Zweibrücker Ralf Kohl verkauft zu Silvester auch Feuerwerk für den privaten Bedarf in einem extra dafür aufgestellten Container.

Die Zweibrücker Familie Kohl ist eine wahre Feuerwerkerdynastie. Seit 1835 sorgt sie für besondere Lichteffekte. Schon Prinz Ludwig von Bayern durfte sich im 19. Jahrhundert an den Künsten der Westpfälzer erfreuen. Auch ein Scheich aus Katar zählt zu den Kunden. Mittlerweile führen Ralf Kohl und seine Schwester Monika das Unternehmen.

Auf dem Wohnzimmertisch im Hause Kohl im Zweibrücker Etzelweg liegen zwei Ordner. Sie haben schon einige Jahre auf dem Buckel, erkennbar an den leicht vergilbten Hüllen. Daneben wartet ein unscheinbares Fotoalbum darauf angeschaut zu werden. Diese drei Büchlein sind ein Schatz, ein Familienschatz. Darin befinden sich unter anderem Zeitungsausschnitte aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert. Sie alle haben ein großes Thema: die Feuerwerkerei der Familie Kohl. Am 27. August 1835 sollen die Vorfahren von Ralf Kohl ihr erstes Hauptfeuerwerk abgebrannt haben. So steht es zumindest in einer alten Zeitungsannonce, die damals fein säuberlich ausgeschnitten und in einen der beiden Ordner eingeklebt wurde. Jakob Schreiber heißt der Firmengründer. Als 1928 dessen Ur-Enkel Ferdinand Kohl den Betrieb übernimmt, wechselt der Firmenname. Aus Schreiber wird Kohl.

Scheich aus Katar als Auftraggeber

Ralf, der heutige Firmeninhaber, arbeitet seit 1979 im Betrieb mit. Er erinnert sich: „Früher hat unsere Familie viel mehr Feuerwerke abgebrannt.“ Schon als Kind war er oft dabei, wenn sein mittlerweile verstorbener Vater Wolfram Feuerwerke zündete. Der war in den 60er Jahren schon in Afrika tätig. Alte Fotos zeigen ihn bei Aufbauarbeiten im Wüstensand. Ein Auftrag, so Sohn Ralf, habe damals ein Scheich aus Katar erteilt: Die Familie Kohl kümmert sich um das Feuerwerk zu seiner Hochzeit. Die Materialien kommen mit einer eigenen Frachtmaschine von Deutschland. Die Feuerwerker selbst reisen mit der luxuriösen Privatmaschine des Scheichs. Ralfs Vater Wolfram brennt 1958 sein erstes Feuerwerk ab. Natürlich in seiner Heimatstadt Zweibrücken. Wolfram Kohl zündet später nicht nur Großfeuerwerke in arabischen Ländern, sondern auch landauf landab und nicht zuletzt in vielen Orten der Pfalz. Bis zum Ende seiner Laufbahn inszeniert er weit über 3500 Feuerwerke – und sorgt so dafür, dass der Familienbetrieb zur Marke wird.

Preise im Keller

Aber das Unternehmen kann sich nicht auf seiner Historie ausruhen. Seit dem Jahr 2000 sei das Geschäft schlechter geworden, berichtet der heutige Firmenchef. Für das Jubiläumsjahr seien viele Feuerwerker ausgebildet worden, die Konkurrenz dadurch mittlerweile deutlich größer, erzählt Ralf Kohl. Durch die vielen Mitbewerber seien „die Preise im Keller“, beklagt er. Heute zünden er und seine Mitarbeiter noch etwa 40 Feuerwerke im Jahr. Auch heute Abend. Und zwar im Kurpark und beim Hotel Heuser in Bad Dürkheim sowie an der Fasanerie in Zweibrücken. Unterstützt wird Ralf Kohl dabei durch seinen Bruder, der ebenfalls die notwendige Ausbildung vorweisen kann. Bis ins Jahr 2000 übernahmen die Kohls auch Sprengarbeiten. Die seien jedoch „vielfach gefährlicher“, berichtet der Firmenchef. Dann greift er zu einem der vergilbten Bände und zeigt einen RHEINPFALZ-Artikel vom 6. März 1958. Er handelt von einem einschneidenden Ereignis in der Familiengeschichte. Am 5. März 1958 stirbt Ralf Kohls Großmutter bei der Arbeit. Margareta Schreiber-Kohl war nicht nur Feuerwerkerin, sondern auch Sprengmeisterin – und eine der wenigen Frauen in der Bundesrepublik, die damals Meisterin in beiden Berufen war. In der Nähe von Martinshöhe (Kreis Südwestpfalz) will sie Überbleibsel des Westwalls sprengen. Die RHEINPFALZ berichtet damals: „Nachdem sie die letzte Zündung selbst betätigt hatte, wurde sie in ihrer Deckung von einem Betonsplitter in Faustgröße, der ein starkes Schutzblech durchschlagen hatte, am Kopf getroffen und war auf der Stelle tot.“ Ihr Enkel Ralf hat die Gefahren der Feuerwerkerei ebenfalls schon am eigenen Leib erfahren: Als er beim Finale eines Feuerwerks nachzünden will, passt er nicht auf. Die Unachtsamkeit kostet ihn zwei Finger der linken Hand.

Feuerwerk für Prinz Ludwig

Während seine Vorfahren noch bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ihre sämtlichen Artikel selbst hergestellt haben, bezieht Ralf Kohl die Feuerwerkskörper mittlerweile von unterschiedlichen Herstellern. Anschließend stellt er sie künstlerisch zusammen und versieht sie mit Zündern. Auf Wunsch stimmt er das Spektakel auf entsprechende Musiktitel ab. Gezündet werden die Feuerwerke mittlerweile übrigens elektrisch. Und dann war da noch die Sache mit dem Prinzen. Auch daran erinnert ein ausgeschnittener Zeitungsartikel in der Familienchronik. Im Jahr 1893 besucht seine königliche Hoheit, Prinz Ludwig von Bayern, Zweibrücken. Die Stadt gehört damals zu Bayern. Der alte Zeitungsausschnitt erinnert daran, dass der Enkel des Firmengründers, der Pyrotechniker Ferdinand Schreiber, anlässlich des hohen Besuchs in der Westpfalz ein „Kunstfeuerwerk“ abbrannte. Dazu gehörten: Kanonenschläge, Signalraketen, Leuchtsterne und eine große Bandschlingrose. Eines von vielen Kapiteln in der langen Familiengeschichte. Im Netz www.kunstfeuerwerk-kohl.de

Ein Band der Familienchronik mit alten Zeitungsausschnitten sowie historische Feuerwerkfotos.
Ein Band der Familienchronik mit alten Zeitungsausschnitten sowie historische Feuerwerkfotos.
Ralf Kohl in seinem Schuppen, in dem Utensilien für Feuerwerke lagern.
Ralf Kohl in seinem Schuppen, in dem Utensilien für Feuerwerke lagern.
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