Rheinland-Pfalz Die Pfalz im Mondfieber

21. Juli 1969: US-Astronaut Neil Armstrong fotografiert seinen Kameraden Buzz Aldrin beim Abstieg von der Raumfähre. Armstrong h
21. Juli 1969: US-Astronaut Neil Armstrong fotografiert seinen Kameraden Buzz Aldrin beim Abstieg von der Raumfähre. Armstrong hat um 3.56 Uhr Mitteleuropäischer Zeit als erster Mensch den Mond betreten, 20 Minuten später folgt ihm Aldrin.

Es war ein Jahrhundertereignis: Am 20. Juli 1969 landeten erstmals Menschen auf dem Mond. 50 Jahre später wird an den spektakulären Apollo-11-Flug auch in der Pfalz erinnert. Wenig bekannt ist, dass Menschen aus dem Südwesten an dieser Raumfahrtmission Anteil hatten. Und seit fünf Jahren ist in Speyer der Erdtrabant sogar zum Greifen nah.

«LUDWIGSHAFEN.»Fernsehgeräte waren 1969 längst noch nicht so selbstverständlich wie heute. Und dennoch wurden 600 Millionen Menschen via Bildschirm Augenzeugen der Sensation: Am 20. Juli um 21.17 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) landeten die US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit Apollo 11 auf dem Mond. Dieses 384.000 Kilometer entfernte Abenteuer registrierten auch die Pfalzwerke: Der Stromverbrauch erhöhte sich um fast 14 Prozent im Vergleich zu einem „normalen“ TV-Montagabend. Wer freilich das Hauptereignis – die ersten Schritte eines Menschen auf einem anderen Himmelskörper – miterleben wollte, musste sich bis 3.56 Uhr (MEZ) am nächsten Morgen gedulden. So lange brauchten die Astronauten für die Vorbereitungen nicht nur des Ausstieges aus der Fähre, sondern auch ihres Rückfluges. „Das war, mitten im Frieden, die kürzeste Nacht dieses Jahrhunderts“, war denn auch an jenem 21. Juli in einem Extrablatt der RHEINPFALZ zu lesen. Diese Sonderausgabe war notwendig geworden, weil in der regulären Zeitung vom 21. Juli zwar noch über die Landung, aber wegen des Andrucks nicht mehr über die ersten Astronauten-Schritte berichtet werden konnte.

Pfälzer Mondforscher leistet wichtigen Beitrag

Welchen Beitrag Pfälzer zur Mondlandung geleistet hatten, darüber berichtete der deutschstämmige Raketenpionier und Nasa-Manager Wernher von Braun zweieinhalb Jahre später bei einem Vortrag vor rund 2500 Zuhörern in Bad Dürkheim: Ohne die Arbeit des Mondforschers Philipp Fauth wäre es nach seinen Worten kaum möglich gewesen, interessante Ziele auf dem Erdtrabanten anzupeilen. Der gebürtige Bad Dürkheimer habe nämlich die ersten brauchbaren Mondkarten geliefert. Fauth, ein Volksschullehrer, der sich früh für die Astronomie begeisterte, hat die Mondoberfläche durchs Fernrohr genauestens studiert. Seine Beobachtungen hielt er in äußerst detailreichen Zeichnungen fest. Das Ergebnis war eine Karte mit einem Durchmesser von 3,50 Meter. Die Internationale Astronomische Union hat Fauths Leistungen gewürdigt, indem sie nach ihm einen Krater auf dem Erdtrabanten benannt hat. Eine solche Ehre wurde nur noch einem weiteren Pfälzer, nämlich dem Geophysiker und Polarforscher Georg von Neumayer zuteil. Neben Fauth hob Nasa-Manager von Braun 1972 in seinem Bad Dürkheimer Vortrag auch den Anteil der Frankenthaler Firma Klein, Schanzlin & Becker (heute KSB) hervor: Auf seine Anregung habe das Unternehmen 1937 eine Flüssig-Sauerstoff-Pumpe entwickelt, deren Grundprinzip auch in der Apollo-Trägerrakete eingesetzt worden sei. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass von Braun, ein SS-Sturmbannführer (Major), mit seinem Vergeltungswaffen-Programm in die Verbrechen der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges verstrickt war. Auch auf Fauth fällt ein brauner Schatten: Er wurde zum Anhänger und Interpreten einer obskuren „Welteislehre“, der auch SS-Chef Heinrich Himmler anhing. Himmler ernannte den Pfälzer 1938 zum Professor, zudem war Fauth Abteilungsleiter für Astronomie in der pseudowissenschaftlichen SS-Organisation „Ahnenerbe“. Die Rolle beider Persönlichkeiten während der NS-Zeit wird inzwischen auch in der Pfalz diskutiert, wo Straßennamen nach ihnen benannt sind.

Funksignale der Raumfahrer auf der Husterhöhe empfangen 

Viel unmittelbarer als Fauth war an der ersten Mondlandung ein US-Stützpunkt auf der Husterhöhe in Pirmasens beteiligt. Die dortigen Fernmelder bildeten ein Rädchen im Getriebe eines weltumspannenden Systems, das die Apollo-11-Mission betreute, bestätigt Heike Wittmer, die Leiterin des Pirmasenser Stadtarchivs: Funksignale der Raumfahrer wurden unter anderem in dieser US-Kaserne aufgefangen und an das Nasa-Kontrollzentrum in Houston/Texas weitergeleitet. Dazu gibt es im Pirmasenser Museum Altes Rathaus auch eine Urkunde zu bestaunen. Darin würdigt das US-Verteidigungsministerium, dass Eduard L. Boes von der „Stratcom Facility Pirmasens“ bei der ersten Mondlandung im Juli 1969 an den „Unterstützungs-Operationen“ mitwirkte. Der 45 Meter hohe US-Funkturm auf der Husterhöhe wurde übrigens im Jahre 2007 beseitigt. In der Pfalz dem Mond am nächsten – zumindest einem 177 Gramm schweren Brocken davon – kann man seit fünfeinhalb Jahren in Speyer sein. Das dortige Technik-Museum hat „die größte Raumfahrtausstellung Westeuropas“ zu bieten, wie Gerhard Daum versichert. Der Raumfahrtexperte aus Südhessen hat diese Schau nicht nur entwickelt, sondern auch einen erheblichen Teil der Exponate organisiert. Seinen Beziehungen ist es zu verdanken, dass in einer besonders gesicherten Glasvitrine als Dauerleihgabe der Nasa ein 3,4 Milliarden Jahre alter, funkelnder Basaltstein bestaunt werden kann. Ihn haben die Astronauten von Apollo 15 im Jahre 1971 vom Erdtrabanten mitgebracht. Bei den sechs zwischen 1969 und 1972 erfolgten Apollo-Mondmissionen transportierten US-Raumfahrer insgesamt 382 Kilogramm an Materialproben zur Erde. In Deutschland ist von Astronauten mitgebrachtes Mondgestein außer in Speyer nur noch an vier weiteren Orten zu besichtigen.

Apollo-Astronaut soll nach Speyer kommen

Und was plant das Technik-Museum im Jubiläumsjahr der ersten Mondlandung? Gerhard Daum lässt derzeit wieder seine guten Beziehungen spielen: Voraussichtlich Ende Mai soll einmal mehr ein Apollo-Astronaut nach Speyer kommen. Bereits am 13. März startet der Arbeitskreis Astronomie am Urweltmuseum Geoskop auf der Burg Lichtenberg bei Kusel eine fünfteilige Veranstaltungsreihe zum Thema 50 Jahre Mondlandung. Zum Auftakt wird dort Rolf-Dieter Schad (Zweibrücken) im Seminarraum um 19 Uhr einen Überblick „von den Anfängen der Raketentechnik bis zu den ersten bemannten Raumflügen“ geben. Der Eintritt ist frei. Über Einzelheiten zu den Vorträgen und den Terminen wird unter www.burglichtenberg-pfalz.de im Internet unter den Stichworten „Events“ und dann weiter unter „Vorträgen“ informiert. Nebenbei sei erwähnt, dass der Arbeitskreis ein weiteres Jubiläum mit Bezug zum Weltraum aufgreifen wird: Vor 150 Jahren ging bei dem südwestpfälzischen Dorf Krähenberg mit großem Getöse ein Meteorit nieder. Dazu ist auf der Burg Lichtenberg am 3. April ab 19.30 Uhr eine erste Veranstaltung vorgesehen, bei der Rolf-Dieter Schad über „Kometen, Asteroiden und andere Kleinkörper in unserem Sonnensystem“ referieren wird. Auch hier ist der Eintritt frei. Rolf-Dieter Schad, der sich beim Naturwissenschaftlichen Verein Zweibrücken und der dortigen Volkssternwarte engagiert, erinnert sich übrigens noch gut an die erste Mondlandung im Juli 1969: „Ich war als Austauschschüler in Südengland. Wir standen vor einem Fernsehgeschäft und schauten gebannt auf die im Schaufenster laufenden Geräte.“ Und nach seiner Rückkehr in die Heimat ließ er sich die Rückblick-Sendung auf die Apollo 11-Mission natürlich auch nicht entgehen.

Von Pirmasens aus wurde die erste Apollo-Mission zum Mond unterstützt. Dies geht aus diesem Dokument des US-Verteidigungsministe
Von Pirmasens aus wurde die erste Apollo-Mission zum Mond unterstützt. Dies geht aus diesem Dokument des US-Verteidigungsministeriums hervor, das im Pirmasenser Museum gezeigt wird.
Philipp Fauth
Philipp Fauth
W. von Braun
W. von Braun
177 Gramm schwer: ein funkelndes Stück vom Mond, das als Dauerleihgabe der Nasa im Speyerer Technik-Museum gezeigt wird.
177 Gramm schwer: ein funkelndes Stück vom Mond, das als Dauerleihgabe der Nasa im Speyerer Technik-Museum gezeigt wird.
Wie sehr die erste Mondlandung die Menschen im Sommer vor 50 Jahren beschäftigte, lässt die Tatsache erahnen, dass die RHEINPFAL
Wie sehr die erste Mondlandung die Menschen im Sommer vor 50 Jahren beschäftigte, lässt die Tatsache erahnen, dass die RHEINPFALZ diesem Ereignis ein Extrablatt widmete.
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