Zeitgenössische Malerei Retrospektive zum Werk von Detlof von Borries in Kirchheimbolande

Im Atelier in Niefernheim: Detlof von Borries, dem der Donnersberger Kunstverein eine Retrospektive widmet.
Im Atelier in Niefernheim: Detlof von Borries, dem der Donnersberger Kunstverein eine Retrospektive widmet.

Zu den Wurzeln der Geistwerdung können Freunde der zeitgenössischen Malerei in dieser Retrospektive schreiten: Maßgeblichen Einfluss auf des Werk Detlof von Borries’ hatten unter anderem die alten Meister, aber auch die Höhlenmalerei.

Im Kulturbetrieb ist er als Funktionär bekannter als für sein eigentliches künstlerisches Schaffen, eine Zurückhaltung, die er selbst den Ämtern geschuldet sieht, die er innehatte. Umso spannender die Gelegenheit, Detlof von Borries nun auch im Spiegel seines Schaffens umfassender kennenlernen zu können. Ihm widmet der Kunstverein Donnersbergkreis, den er 1983 mitgegründet und von 1994 bis 2006 als Vorsitzender geführt hat, eine Retrospektive in der Kirchheimbolander Orangerie.

30 Jahre wirkte der heute 79-Jährige, der im Zellertaler Ortsteil Niefernheim lebt und den Titel eines Grafen im Namen führt, im Landesvorstand des Berufsverbandes Bildender Künstler. Zudem war er als Geschäftsführer der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz zuständig für Projektförderung und die Finanzierung des Kultursommers. Seine Kontakte ins Reich der Mitte schlugen sich wiederum nieder in Ausstellungen, Symposien und Kunstprojekten sowie der Gründung und Leitung der Fujian-Gesellschaft als zivilem Arm der Partnerschaft, die Rheinland-Pfalz mit der chinesischen Provinz Fujian verbindet.

Freund der Pfälzer Kunstlegende Karl Unverzagt

Vor diesem Hintergrund ehre ihn seine Zurückhaltung als Künstler, würdigt der Kunstverein. Umso größer ist hier aber auch der Nachholbedarf, was das Schaffen des Zellertalers betrifft, der von Beruf Jurist und lange Jahre Leiter des Finanzamtes in Kirchheimbolanden gewesen ist.

Maßgeblichen Einfluss auf seine Kunst hatten die alten Meister, seine Freundschaft zur Pfälzer Kunstlegende Karl Unverzagt, später die Begegnung mit China – vor allem aber die Wurzeln der Kunst selbst in der Höhlenmalerei, wie man ihr begegnen kann in Altamira oder Lascaux. Schon frühe Bilder spiegeln das in pastosem Farbauftrag, der Verwendung von Materialien wie Sackleinen, Sand, Asche für reliefartige, an Felswände erinnernde Strukturen.

Mythologische Themen und totemistische Bezüge

Mythologische Themen, totemistische Bezüge, die Mischung von Tier- und Menschenwelt sind stets präsent, allem voran das Stiermotiv findet sich häufig auf den zumeist großformatigen Gemälden. Das Archaische, Rituelle, Dämonische, oft in rauer Anmutung und mit markantem Farbeinsatz, ist prägend für seine Kunst. Mit der Suche nach dem Ursprünglichen, der Geistwerdung, dem Aufbruch der Kultur wird in Borries’ Malerei die Kunst selbst und in fundamentalem Sinn zum Thema.

Häufiges Motiv bei Detlof von Borries: der Stier.
Häufiges Motiv bei Detlof von Borries: der Stier.

Dabei bleibt seine Pinselführung experimentierfreudig, dem Zufall immer aufgeschlossen. Chinesische Einflüsse werden sichtbar in Collagen mit und auf Reispapier, in Vogelbildern erhält die Tiermotivik in Borries’ Malerei leichtere, luftigere Akzente. Nicht zuletzt ist es das Prinzip des Yin und Yang, das als Kompositionsprinzip Borries’ gesamtes malerisches Werk durchzieht, wie der Kunstverein in seiner eigenen Würdigung seines früheren Vorsitzenden betont.

Lackbilder mit Effekten der Abstoßung

Aktuell beschäftige sich der Maler mit Lackbildern, bei denen er mit Effekten von Farbabstoßungen experimentiert. Detlof von Borries war zudem stets aufgeschlossen für Kunstaktivitäten unterschiedlichster Art, Beiträge zu Kunst am Bau, Performances bis hin zur Gestaltung von Weinetiketten – oder die Mitwirkung bei der spektakulären Multi-Media-Oper „Hildegard von Bingen in der Industriekathedrale“ 1997 im neugebauten, damals noch leeren Klinkersilo des Göllheimer Dyckerhoff-Zementwerkes.

Die Ausstellung umfasst etwa 40 Bilder.

„Detlof von Borries: Phasen – eine Retrospektive“ – 27.4.-12.5., Kirchheimbolanden, Ostflügel der Orangerie, Vernissage: Fr 26.4., 18 Uhr, geöffnet: Sa, So 16-19 Uhr; Künstlergespräch Di 30.4. 19 Uhr; Infos: www.kunst-donnersberg.de

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