Weinbau Ausblick auf die Hauptweinlese in der Pfalz: Mehltau und Kirschessigfliege im Blick

Dominik Leyrer.
Dominik Leyrer.

In Kürze steht die Hauptweinlese in der Pfalz bevor. Frühe Sorten werden schon geerntet. Einen Ausblick geben Nicola Libelli und Dominik Leyrer, technische Betriebsleiter bei Bürklin-Wolf in Wachenheim und Bassermann-Jordan in Deidesheim.

Nicola Libelli strahlt vor Optimismus und Zuversicht. Der Diplom-Önologe hat gerade doppelten Grund zur Freude. Zum einen freut er sich über die in diesen Tagen wohl außergewöhnliche Bewertung des renommierten amerikanischen Weinkritikers James Suckling. Mit 100 Punkten bewertete er die beiden Rieslinge des Jahrgangs 2022 aus den Lagen Pechstein und Kirchenstück, die Libelli als Kellermeister des Weingutes Dr. Bürklin-Wolf in Wachenheim in die Flasche brachte. „Solch eine Auszeichnung ist ja schon wie ein Ritterschlag“, betont der Italiener aus der Region Emilia-Romagna.

Nicola Libelli.
Nicola Libelli.

Zuletzt erhielt das Weingut für einen 2019er Deidesheimer Kalkofen ebenfalls 100 Punkte. „Solche Auszeichnungen tun gut. Gerade, wenn man die Bewertung von einem Kritiker wie dem britischen Weinkritiker Stuart Pigott erhält, der für James Suckling in Deutschland testet und seit vielen Jahrzehnten in Sachen Riesling weltweit unterwegs ist“, meint der technische Betriebsleiter des renommierten Weinguts in Wachenheim. „Gerade bei den Bedingungen, die wir im Jahr 2022 hatten, ist die Freude jetzt doppelt so groß.“

„Rebstöcke haben jetzt genug Wasser“

Derzeit aber hat der 38-Jährige in erster Linie die kommende Weinlese fest im Blick. „Momentan sind die Bedingungen nicht schlecht. Wir hatten viel Sonne, aber auch im Juli und August bisher an manchen Stellen bis zu 70 Liter Regen auf dem Quadratmeter“, sagt er. „Die Rebstöcke haben jetzt genug Wasser. Die Begrünung zwischen den Zeilen wächst, die Reife der Trauben schreitet voran, aber diesmal wird es mit dem Beginn der Lese eine Woche später als sonst sein“, meint Libelli und ergänzt: „Der Regen in den vergangenen Wochen tut uns gut, immerhin ist dies besser als während der Blüte im Mai.“ Momentan seien die Voraussetzungen für einen Spitzenjahrgang hervorragend, „aber das kann sich schnell ändern. Wir sollten fokussiert und konzentriert bleiben, um entsprechend den Gegebenheiten der Natur reagieren zu können“.

Start vermutlich Anfang September

Auch Dominik Leyrer, technischer Betriebsleiter im Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan in Deidesheim, sieht die Weichen für die kommende Weinlese gestellt. „Wir rechnen mit einem Start der Weinlese ab Anfang September“, sagt der 40-Jährige. Ob noch im August mit der Handlese der Trauben für die Sektgrundweine begonnen werden könne, lässt er offen. Entscheidend seien die Reife, aber auch die Öchslegrade der Beeren für die Herstellung der prickelnden Perlen, die in der Regel zuerst gelesen werden.

Im Keller ist Putzen der Fässer angesagt

Die Mitarbeiter des Außenbetriebes sind mit dem Brechen der Grüntriebe, dem Freistellen der Laubwände (sogenannte „grüne Lese“) an den Rebstöcken und auch mit dem Säen der Begrünung zwischen den Rebzeilen in den letzten Zügen. Zudem wurde gerade die Voraussetzung für die Traubenannahme und im Keller mit der Abfüllung der letzten Weine aus den früheren Jahrgängen Platz für den neuen Jahrgang geschaffen. Für die neue Ernte werden ein Großteil der Edelstahlbehälter und Holzfässer benötigt. Im Keller heißt deshalb die Devise: Putzen, putzen und nochmals putzen! „Es läuft gerade alles mit Blick auf den Start der Weinlese“, sagt Leyrer. Mit der Ernte der Rieslingtrauben rechnet er, ebenso wie Libelli, nicht vor der zweiten Septemberhälfte. Etwas Kopfzerbrechen bereiten ihm die aktuellen Witterungsbedingungen: „Gerade nach dem Regen mit den sehr warmen Temperaturen laufen wir noch Gefahr, dass die Pilzkrankheit Oidium, auch echter Mehltau genannt, sich bemerkbar macht“, so Leyrer. „Der Oidiumdruck ist auf jeden Fall da.“

Mehltau Dauerthema durch feuchtwarmes Wetter

Ohnehin war der Mehltau in den vergangenen Wochen Dauerthema bei den Winzern in der Region. „Durch gezielten und regelmäßigen Pflanzenschutz lässt sich die Pilzkrankheit weitestgehend vermeiden“, weiß Leyrer. Aus diesem Grund hat er die Beeren an den Rebstöcken derzeit ganz genau im Blick. Auch die Entwicklung der Kirschessigfliege beobachten die Winzer in diesem Jahr sehr genau. Die seit Ende Juli anhaltende Wetterlage mit mäßigen Temperaturen und häufigen Niederschlägen ist für den Schädling sehr günstig. Nach ersten Untersuchungen der Wissenschaftler am Dienstleistungszentrum Rheinpfalz im Obstbau ist der momentane Befallsdruck aber noch auf einem moderaten Niveau. Dies liegt darin begründet, dass die Kirschessigfliege mit einem Entwicklungszyklus von zehn bis 14 Tagen einige Generationen benötigt, um eine große Population aufzubauen. Als Folge dieses Wachstums kann es dann aber zu einem explosionsartigen Auftreten kommen.

Hitze hilft gegen Pilzbefall und Kirschessigfliege

Ob es dieses Jahr im Weinbau dazu kommen wird, hängt von der jetzt dominierenden Wetterlage ab. Hohe Temperaturen von über 30 Grad Celsius können eine Verschärfung der Bedrohungslage verhindern. Anders bei moderaten Temperaturen: Auch wenn frühe Sorten bis zum Lesezeitpunkt noch befallsfrei bleiben sollten, könnten die spätreifenden, rotfärbenden Sorten von dieser Entwicklung betroffen sein. Leyrer rät zur Wachsamkeit: „Aufgrund der feuchten und durchaus warmen Temperaturen rechne ich fest mit der Kirschessigfliege.“

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