E-Mail aus Palatina Neustadter Herbst: Von ganz alt bis Crossover

Mit dem Echo Klassik dekoriert: die klassische Band Spark.
Mit dem Echo Klassik dekoriert: die klassische Band Spark.

Der vierte Neustadter Herbst unter Leitung von Bezirkskantor Simon Reichert lädt zu einer Festival-Meile mit spektakulären Stationen.

In Zeiten zusehends schrumpfender Kulturetats blickt man fast ungläubig auf die in funkelnder Fülle bestückte konzertante Wundertüte, die Bezirkskantor Simon Reichert mit seinem Neustadter Herbst offeriert. Vom 3. bis 16. September mäandert das Festival für Alte Musik mit elf Konzerten zwischen Stiftskirche, Saalbau, Vorstadtkirchen und diversen Weingütern. Zu erleben ist eine Programmspanne zwischen Renaissance und zeitgenössischem Crossover, die den Ruch des verstaubt Elitären erst gar nicht aufkeimen lässt.

Und Reichert führt Protagonisten aufs Podium, die im internationalen Diskurs des Genres mitmischen. Und teils irgendwie – etwas salopp formuliert – einen Narren gefressen haben an diesem besonderen Ort in der, nun ja: Pfälzer Provinz, der umgekehrt damit für kurze Zeit eine gewisse Weltläufigkeit attestiert werden darf.

Tafelmusik mit Weinpoesie

Das Capricornus Ensemble Stuttgart wird gleich dreimal mitwirken: beim Eröffnungskonzert mit dem Bariton Wolf Matthias Friedrich, gemeinsam mit der derzeit hoch gehandelten Sopranistin Johanna Pommranz und bei der Finissage, die als Tafelmusik mit etwas Weinpoesie und auch Bewirtung – man ist halt in der Pfalz – noch mal alle Künstler auf die Bühne stellt zu Musik von Monteverdi, Frescobaldi, Schütz und Zeitgenossen.

Für intimere Momente stehen die Hammerflügelkonzerte mit Miklós Spányi, Auftritte mit Laute und Theorbe von Andrea Baur und Johannes Vogt, das Konzert von Chameleon mit seiner Starsolistin Jennifer Harris am Fagott. Unter dem Titel „La Serenissima“ beschwört das exzellente Ensemble Armoniosa aus dem italienischen Piemont den mediterranen Zauber der Lagunenstadt Venedig herauf mit Musiken von Albinoni, Vivaldi und Bach.

Sprengt die Genregrenzen

Mit dem Ensemble 1800 unter Leitung des Barockgeigers Fritz Burkhardt eröffnet die mitveranstaltende Stadt Neustadt ihre Abo-Saison. Im Programm sind die 4. Sinfonie von Ludwig van Beethoven und Mozarts d-Moll-Klavierkonzert mit der belgischen Pianistin Els Bieseman, die Tage zuvor schon ein Solo-Recital auf ihrem Hammerflügel gestaltet. Mit Literatur von Beethoven („Waldstein“-Sonate), und Ausnahmewerken von dessen Zeitgenossen Ladislav Vorisek, Muzio Clementi und John Field.

Die Sopranistin Amelie Müller will, begleitet vom Main-Barock-Orchester Frankfurt, Glanz entfalten mit Primadonnen-Arien von Händel und Co.. Genre sprengt die klassische Band Spark aus Karlsruhe. Seit das Quintett den Echo Klassik 2011 gewann, eroberte es in der Besetzung mit Blockflöten, Bratsche, Cello und Konzertflügel mit seiner ungewöhnlichen Melange aus brillanter Spieltechnik, Stilsicherheit und Ausflügen in Jazz, Chanson und Pop das internationale Bühnenparkett. Mit dabei ist die Jazz-Sängerin Sandie Wollasch. Erstmals ist das Festival dafür im fantastischen Gewölbekeller Schmidt im Haardter Mandelring 69 zu Gast.

Erst kurzfristig hat sich eine Art Vorkonzert dazugesellt. Am 31. August gastiert der Choir of Queen’s College Oxford mit englischen und deutschen Chorwerken in der Stiftskirche.

Info

Karten gibt es in der Neustadter Bücherstube, Telefon 06321 2235, im Protestantischen Dekanat, unter der Tickethotline 0651 9790777 und über die Homepage neustadter-herbst.de.

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