Kolumnen Kolumne: Eine halbe oder doch lieber eine ganze Katze?

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Eigentlich hatte es nach einer Woche der kleinen Fragen ausgesehen. Der August gibt noch einmal so schön alles, dass ich ja fast schon wieder hätte ein bisschen meckern können, dass es zu heiß ist. Aber nein, alles gut! Toll, dass wir ein so schönes Sommer-Finale erleben. Es standen keine großen Entscheidungen an. Nur Tage wie viele.

Die geteilte Katze

Doch plötzlich kommt mit einer Nachricht des Nachbarkinds alles in Wallung. „Hallo Christine willst du das schwarze Kätzchen haben?“ Tja, und nun weiß ich nicht, was ich antworten soll. Einen Tag Bedenkzeit habe ich erbeten. JAAAA, klar. NEEEEIIIIIINNN, auf keinen Fall. Ja, nein, ja, nein. Ein Jein ist ja nicht möglich. Also, eigentlich nicht. Aber irgendwie bin ich ja eh schon längst in die Haustierfalle getappt. Denn über viele Jahren ist die Nachbar-Familie so nett gewesen, ihren Kater mit uns zu teilen. Das klingt natürlich erst einmal komisch. Ein Tier ist ja kein Auto, Rasenmäher oder gar eine aufblasbare Luftmatratze. Aber in der Praxis hat es allerbestens funktioniert, das Cat-Sharing. Geurlaubt haben wir immer schön umeinander herum. Ohne, dass es groß abgesprochen gewesen wäre. Und wenn sich dann doch einmal ein Engpass bei der Katerversorgung anbahnte, haben wir so lange hin- und herpalavert, bis eine vernünftige Lösung gefunden war. Ostern, Weihnachten, das für den kleinen, weißen Tiger so schreckliche Silvester – immer ist jemand für ihn da gewesen. Und wenn er mal einen Nachmittag auf sich gestellt war und vielleicht sogar noch bis in den Abend warten musste, bis hier oder da wieder einer auftauchte, da konnte er dann schon etwas beleidigt sein. Aber alles in allem hat das Modell sehr gut funktioniert.

Hund, Hase? Nein, danke

Nach seinem Tod im Frühjahr sind alle erst einmal sehr traurig gewesen. Und dennoch waren wir uns relativ bald wieder einig, dass eine geteilte Katze für uns alle eine wunderbare Lösung ist. Hund, Hase? Nein, danke. Ein so selbstbestimmtes und eigenwilliges Wesen wie eine Katze gefällt uns. Liebe auf vier Beinen. Wer will darauf schon verzichten. Der Entschluss war also längst gefasst, dass es wieder eine halbe Katze geben wird. Die Kleinste hat sich eine ausgesucht, einen roten Kater aus der Eifel. Er ist aus einem Wurf mit getigerten Geschwistern und eben der kleinen Schwarzen.

Manche Wünsche erfüllen sich irgendwann

Nun sitze ich da und überlege. Mir fällt ein, dass ich mir als Kind eine schwarze Katze gewünscht habe. In einem Sommerurlaub hatte ich einer schwarzen Katze einmal dabei zugesehen, wie sie eine Maus frisst. Ich war sehr beeindruckt. Und wollte dann auch eine schwarze Katze haben. So ist das mit den Wünschen im Leben. Irgendwann erfüllen sie sich. Es sind die Fälle, in denen eine vermeintliche Frage schon beantwortet ist, bevor sie überhaupt gestellt wurde. Weitere Teile der Online-Kolumne gibt es auf dieser Seite.


Die Autorin

Christine Kamm (53) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ.

Die Kolumne

Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne "Ich sehe das ganz anders"

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