Italien Pfälzer-Leberwurst-Prinzip: Warum ein Alfa Romeo nicht Milano heißen darf

Wer im Glashaus aussteht: Alfa Romeo Junior, vormals Milano.
Wer im Glashaus aussteht: Alfa Romeo Junior, vormals Milano.

Früher, ach, verhießen Autos noch Zitrusduft und Gelato, hießen sehnsüchtig Capri, ein Ford, der in Machboxautotauglichem Orange ausgeliefert wurde. Inzwischen dödelt man in Trist-Grau durch die Gegend. Und Autos schimpfen sich unglückselig „e-tron“, was auf Französisch nach Misthaufen, klingt: „étron“. Oder – um im Bild zu bleiben – sie heißen MR2, ausgesprochen: M-er-de(u). Kacke auch – Pardon –, dass in Finnland Uno „Trottel“ bedeutet. Fehlt dem Fiat – in grauer Vorzeit ohnehin böse als Fehler in allen Teilen aufgedröselt – zur Käuferbeschimpfung also nur noch der Bindestrich.

So gesehen hätte Italien, das Fiat-Herkunftsland schon längst Grund gehabt, für staatliche Namens-Zensurmaßnahmen wie sie jetzt im Fall von Alfa Romeo ergriffen wurden – aus anderen, allerdings auch hoch symbolpolitischen Gründen.

Die Firma selbst, Teil des Sterne-greifenden Konzerns Stellantis, spricht auf ihrer Homepage sinngemäß von einer nicht näher konkretisierten, aufsehenerregenden Namensänderung. Sie musste alle Werbemaßnahmen komplett umschreiben. Die „FAZ“ berichtet, dass der italienische Staat es verboten hat, dass ein E-Alfa „Milano“ heißt wie die stolze Kulturmetropole, in der sich Da Vincis „Letztes Abendmahl“ befindet. Grund: Das Auto wird – che miseria – im polnischen Tychy gebaut, aus schnöden Kostengründen.

Schuld ist ein neues Gesetz der rechtspopulistischen Regierung Meloni, welches es verbietet, dass Produkte, die im Ausland hergestellt werden, italienische Markennamen tragen. Der Fall riecht stark nach Pfälzer Leberwurst, die – durch eine geografische Herkunftsbezeichnung geschützt – auch nur so heißen darf, wenn sie hiesig und nicht etwa in Blieskastel oder Großborstel „zusammengekehrt“ worden ist.

In Italien derweil haben ein sprachlich etwas inkonsequent benamtes „Ministero delle Imprese e del Made in Italy“ als oberste Aufsichtsbehörde und dessen Boss Adolfo Urso heftig auf die Einhaltung der Bestimmung gedrängt. So, dass sich das Alfa-Gefährt jetzt Junior nennt, es basiert auf derselben Plattform wie zum Beispiel der Opel Mokka – ein Heißgetränk, das im Übrigen nach der jemenitischen Hafenstadt Al-Muha benannt wurde.

Wobei ein „Junior“ – für ein E-Auto nicht so vorteilhaft – womöglich noch in den Kinderschuhen steckt und erwachsen werden will. Besser allerdings als – sagen wir – Alfa Bydgoszcz hört es sich schon an.

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