Mikroplastik Schiffsanstriche als Quelle entdeckt
Von Corinna Dahm-Brey
Umweltchemiker vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg liefern erstmals einen Überblick über die Mikroplastik-Verteilung in der Nordsee.
In Wasserproben, die das Team in der Nähe wichtiger Schifffahrtsstraßen in der Deutschen Bucht nahm, fanden die Forscher vor allem Plastikteilchen aus Bindemitteln von Schiffsanstrichen. „Wir nehmen an, dass Schiffe im Wasser eine Art ,Bremsspur’ hinterlassen, die als Quelle von Mikroplastik eine ähnlich große Bedeutung hat wie der Reifenabrieb von Autos an Land“, so die Forscher.
Bruchstücke werden Stoffgruppen zugeordnet
Das Oldenburger Team hat jeweils im Herbst 2016 und 2017 Wasserproben an verschiedenen Stellen der Deutschen Bucht genommen. Mit Edelstahlsieben filterten sie Plastikteilchen mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter aus dem Meerwasser heraus und ermittelten ihre chemische Zusammensetzung. Mit einem speziellen Analyse-Verfahren zerlegten sie die Kunststoffmoleküle zunächst bei Temperaturen von fast 600 Grad Celsius in kleinere, charakteristische Bruchstücke, die sie anhand ihrer Masse und chemischen Eigenschaften trennten und Stoffgruppen zuordneten. So konnten die Forscher erstmals auch ein umfassenderes Bild vom Aufkommen verschiedener Kunststoffsorten erhalten.
In den Proben tauchten vor allem Indikatoren für Polyvinylchlorid (PVC), sogenannte Acrylate und Polycarbonate auf. Ihre Masse nahm einen Anteil von etwa zwei Dritteln ein, in einigen Proben sogar 80 Prozent. Verpackungs-Kunststoffe machten dagegen einen wesentlich kleineren Anteil aus. Sie fanden die Forscher eher in Küstennähe. Schiffsanstriche enthalten Schwermetalle und weitere Zusatzstoffe, die für Lebewesen giftig sind.