Wissen Austern: Viel mehr als eine Delikatesse
Die Auster hat es nicht leicht: Dezimiert durch menschliche Einflüsse wie Überfischung und Umweltbeeinträchtigungen, werden in ganz Europa die Bestände der Europäischen Auster als stark gefährdet eingestuft.
In der deutschen Nordsee gilt die Art seit etwa 1930 bis auf seltene Einzelfunde als ausgestorben. „Dabei haben Austern für das ökologische Gesamtgefüge der Nordsee wichtige Funktionen“, erklärt Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. „Sie können nicht nur große Wassermengen filtrieren, sondern auch Riffe bilden. Solche biogenen, also von Lebewesen aufgebaute Riffe, sind in der Nordsee heute sehr selten. Sie weisen eine besonders hohe biologische Vielfalt auf und haben damit eine große Bedeutung für den Meeresnaturschutz“, so die Expertin.
Wichtige ökologische Effekte erwartet
Bernadette Pogoda war als Projektleiterin am Alfred-Wegener-Institut bei der Ausbringung der Austern in der Nordsee dabei und ist erleichtert, dass alles gut verlaufen ist. „Trotz der Herausforderungen der Offshore-Bedingungen weit draußen mit Wind, Wellen und größeren Wassertiefen ist es uns gelungen, Riffflächen mit jungen Austern im Borkum Riffgrund aufzubauen. Das ist ein großer Erfolg und könnte schon in wenigen Jahren durch die großflächige Umsetzung dieser Meeresnaturschutzmaßnahme zu wichtigen ökologischen Effekten führen.“
Die Austernriffflächen wurden in etwa 30 Meter Tiefe auf dem Meeresboden und auf Felsblöcken angelegt: Auf dem sandigen Untergrund hat das Tauchteam lebende Austern direkt auf dem sandigen Boden oder auf Kalksteinen und Sandsteinblöcken ausgebracht. Zusammen mit der jeweiligen Unterlage bilden diese das Pilotriff. Weitere Flächen sollen angelegt werden. Dazu will man abwarten, auf welchen Unterlagen sich die Austern im Offshore-Bereich am besten entwickeln. Sie sollen helfen, die Schutzziele der küstenfernen Meeresschutzgebiete zu erreichen.