Wirtschaft Wie scharf soll der Fernseher sein?

Ein neuer 4K-Fernseher entfaltet seine Pracht eigentlich erst bei 65 Zoll. Samsung bietet in dem Format sogar ein 8K-Gerät. Die
Ein neuer 4K-Fernseher entfaltet seine Pracht eigentlich erst bei 65 Zoll. Samsung bietet in dem Format sogar ein 8K-Gerät. Die waren anfangs unerschwinglich. Jetzt kostet der GQ65Q800 nur noch 2200 Euro.

Fernseher werden größer und bieten mit 4K/UHD eine weit höhere Auflösung als der bisherige Full-HD-Standard. Entsprechend wachsen die Ansprüche an die Bildschirmdarstellung. Mit neuen Display-Technologien sollen Farben und Kontrast zu neuen Spitzenleistungen gebracht werden.

Der koreanische Hersteller LG hat bereits eine breite Palette an hochwertigen Fernsehern mit OLED- oder LCD-Beleuchtung. Nun präsentiert LG Mitte Januar gleich zehn neue Modelle auf einem virtuellen Messestand – denn die traditionell im Januar in Las Vegas stattfindende CES, weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik, findet diesmal nur online statt.

Neben neuen Geräten mit organischen Leuchtdioden setzen die Koreaner auf die Mini-LED als Hintergrundbeleuchtung und nennen die Technik QNED. Das schafft Verwirrung. Daneben bietet Samsung schließlich QLED. Und Mini-LEDs setzen auch andere Hersteller wie Philipps oder TCL ein, ohne das mit einer besonderen Abkürzung zu benennen.

QNED ist aber nichts ganz Neues. Dahinter stecken „Quantum Dots“ und „Nano Cells“. Im Kern meint beides sehr kleine Leuchtdioden für die Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms. Genau das bedeutet auch QLED oder die Bezeichnung Triluminos bei Sony. Es gibt feine Unterschiede bei den Herstellern, die aber nur Physiker interessieren.

Die Mini-LEDs treten an die Stelle der bisher bei LCD-Bildschirmen genutzten normal großen LEDs. Der Vorteil: Beim Local Dimming, also dem gezielten An- und Ausschalten von Bereichen des Bildschirms, kann kleinteiliger und kantenschärfer geschaltet werden. Mini-LEDs werden also grundsätzlich vollflächig montiert. Bei der preisgünstigen Randmontage von LEDs für Fernseher der Einstiegsklasse lohnt sich der Einsatz der Mini-LED nicht. Sie spielt ihre Stärke aus, wenn ein schneller Bildprozessor für jedes Teilbild an jeder Stelle des Bildschirms signalisiert, ob Leuchtdioden an oder aus sein sollen. Dadurch werden Überstrahleffekte an der Kante zwischen hellen und dunklen Bildpartien reduziert. Das Bild wirkt deutlich kontrastreicher.

Damit konkurrieren Mini-LEDs mit den immer noch teureren OLED-Bildschirmen. Die kommen ohne Hintergrundbeleuchtung aus, da die einzelnen Elemente bereits selbst leuchten und auch ganz ausgeschaltet sein können. Mini-LED können nicht ganz so dunkel wirken wie organische Leuchtdioden, bieten aber immer HDR-Qualität, also sehr hohe Kontrastwerte. Und sie haben eine höhere Maximalhelligkeit als OLED, was sie für Tageslicht geeigneter macht. Die QLED/QNED-Technik vereint damit Vorteile von LCD- und OLED-Technologie. Geräte mit Mini-LEDs bieten daher derzeit den besten Kompromiss aus Bildqualität und Preis.

Zwei weitere Techniken stehen aber schon in den Startlöchern. Eine wurde auf der CES im Januar 2020 vom chinesischen Hersteller Hisense vorgestellt, der sich vom Billiganbieter ins Qualitätssegment hochgearbeitet hat. Seit letztem Jahr wendet sich Hisense von der OLED ab und setzt bei hochwertigen Geräten auf die sogenannte Dual-Cell-LCD-Technologie. Dabei werden zwei LCD-Schichten übereinandergelegt. Eine sorgt mit kleinen Quantum-Dots für die Farbsignale, die andere kümmert sich als Graustufen-Panel um die Hintergrundbeleuchtung. Ein sehr schneller Prozessor muss die Information für jeden Pixel in einen Farbwert und einen Grauwert aufteilen und den beiden Schichten zukommen lassen. Hisense verspricht hier noch etwas bessere Kontrastwerte als bei Mini-LEDs. Ein erstes marktreifes Gerät will Hisense in wenigen Tagen präsentieren.

Schon 2019 hatte Samsung Prototypen eines Fernsehers mit sogenannten Mikro-LEDs vorgestellt. Die sind nicht unbedingt kleiner als Mini-LEDs, brauchen aber wie OLEDs keine Hintergrundbeleuchtung, da sie von selbst leuchten. Durch die einfachere Schaltungstechnik lassen sich leicht sehr große Bildschirme aus mehreren Modulen aufbauen. Die Herstellung sehr kleiner Mikro-LEDs ist aber noch nicht ausgereift. Wann ein solcher wohnzimmertauglicher Fernseher von Samsung kommt, ist daher noch nicht ausgemacht.

Ausgereift ist hingegen die Mini-LED. Sie könnte OLED-Fernseher in Bedrängnis bringen, vor allem, wenn nach Samsung und Hisense weitere Hersteller die Produktion von Geräten mit organischen Leuchtdioden herunterfahren sollten. Die kontrastreiche Bildschirmtechnik könnte sich auch in hochwertigen Monitoren und großen Tablets durchsetzen. Einem Bericht der DigiTimes zufolge wird wahrscheinlich Apple noch im ersten Quartal diesen Jahres ein 12,9-Zoll-Modell des iPad Pro mit Mini-LEDs vorstellen. Da das iPad oft als Film-Bildschirm genutzt wird, ist ein verbesserter Kontrast sicher ein Kaufgrund. Ob Hintergrundbeleuchtung mit vielen Dimming-Zonen aber bei einem Smartphone mit seiner vergleichsweise kleinen Bildschirmfläche sichtbare Verbesserungen bringt, muss sich noch erweisen. Für ein kommendes iPhone soll eine solche Aufrüstung aber bereits geplant sein.

Auf neue Techniken zu warten, lohnt sich aber nicht. TV-Geräte mit ausgereifter LCD-Technik, ultrahoher Auflösung und dem attraktiven Bildschirmformat 65 Zoll von etablierten Herstellern wie Samsung, LG, Sony, aber auch Hisense oder dem Smartphonehersteller Xiaomi sind meist eine gute Wahl und kosten derzeit nur noch zwischen 600 und 900 Euro.

x