Wirtschaft Samsung schlittert in Führungskrise

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Seoul. Der Erbe und inoffizielle Chef des Samsung-Konzerns, Lee Jae Yong, ist zusammen mit vier Managern des Unternehmens gestern offiziell der Korruption angeklagt worden. Die Sonderermittler werfen dem 48-jährigen Lee zudem Veruntreuung, Verbergen von Vermögen im Ausland sowie Meineid vor.

Das sagte ein Justizsprecher gestern in der südkoreanischen Hauptstadt. Lee ist seit Beginn dieses Monats in Haft. Ein Prozess gegen ihn dürfte nach der offiziellen Anklage unausweichlich sein. Samsung ist in die Korruptionsaffäre verwickelt, wegen der Staatschefin Park Geun Hye im Dezember die Amtsvollmachten entzogen worden waren. Der Elektronikriese ist der größte einzelne Geldgeber der Stiftungen von Parks langjähriger Vertrauter Choi Soon Sil. Choi soll ihre Beziehungen zur Präsidentin genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Zudem soll sie sich in Regierungsgeschäfte eingemischt haben. Lee ist der einzige Sohn von Samsung-Chef Lee Kun Hee. Seit einer Herzattacke seines Vaters 2014 steht er de facto an der Spitze des Großkonzerns. Mit Genehmigung von Lee soll Samsung umgerechnet 34,5 Millionen Euro an Chois Stiftungen gezahlt haben. Die Ermittler vermuten den Konzern auch hinter jenen Millionen, mit denen Choi die Reitausbildung ihrer Tochter in Deutschland finanziert haben soll. Lee und seine Anwälte dementieren die Zahlungen nicht. Sie argumentieren jedoch, der Konzern habe dafür keine Gegenleistungen erwartet oder erhalten. Deshalb handele es sich nicht um Bestechung. Bei ersten Anhörungen im Januar hatte das Gericht den Antrag der Staatsanwaltschaft auf einen Haftbefehl gegen Lee noch abgelehnt. Mitte Februar stellte die Staatsanwaltschaft erneut einen Antrag und Lee kam in Haft. Nach der gestrigen Korruptionsanklage hätten drei der vier Manager ihren Rücktritt eingereicht, teilte Samsung mit. Zudem werde die Abteilung für Zukunftsstrategien aufgelöst. Dort waren alle wichtigen Entscheidungen für die Samsung-Gruppe getroffen worden. |afp

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