Regionalzüge Pfalz und Elsass leisten Pionierarbeit

Bei herrlichem Vorfrühlingswetter wurde am 1. März 1997 der aus drei Triebwagen gebildete Eröffnungszug aus Neustadt an der deut
Bei herrlichem Vorfrühlingswetter wurde am 1. März 1997 der aus drei Triebwagen gebildete Eröffnungszug aus Neustadt an der deutsch-französischen Grenze bei Weißenburg mit einer Europafahne empfangen.

Vor 25 Jahren, am 1. März 1997, wurde die Schienenstrecke von Winden nach Weißenburg reaktiviert. Die erste Wiederinbetriebnahme einer grenzüberschreitenden Bahnlinie wurde schnell zu einem vollen Erfolg. Ein Vierteljahrhundert später sind die Vorbereitungen für wichtige Fortschritte in den kommenden Jahren weit gediehen.

Entlang der reaktivierten Strecke herrschte am 1. März bei traumhaft schönem Vorfrühlingswetter Volksfeststimmung. Der wegen des großen Interesses aus drei Triebwagen der Baureihe 628 gebildete Eröffnungszug von Neustadt nach Weißenburg war eigentlich viel zu lang für die Bahnsteige an der reaktivierten Strecke. Noch größer war der Ansturm auf die Züge am 2. März, als die Bevölkerung Gelegenheit hatte, das neue Bahnangebot kostenlos zu testen. Die Züge platzen aus allen Nähten, der Fahrplan geriet völlig durcheinander.

Besonderen Grund zur Freude hatten die Stadt Weißenburg und eine engagierte Bürgerinitiative, die gegen die damals von der französischen Staatsbahn SNCF geplante Stilllegung der Bahnstrecke von Weißenburg nach Hagenau kämpfte. Für sie war die Reaktivierung der Strecke ins Nachbarland ein doppelter Segen. Sie bekam nicht nur eine Zugverbindung in die Pfalz, sondern gleichzeitig waren auch die Züge von Weißenburg nach Straßburg gerettet, weil es völlig undenkbar war, dass eine elsässische Stadt mit dem Zug nur noch aus Deutschland, aber nicht mehr aus Frankreich erreichbar war.

Kurt Beck und Adrien Zeller engagierte Befürworter

Finanziert wurde die Reaktivierung so gut wie komplett vom Land Rheinland-Pfalz, auf dessen Territorium fast die komplette Strecke liegt. In der Pfalz wurde das Projekt von einem parteipolitisch breiten Konsens getragen, für den vor allem die Namen von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und Landrat Gerhard Weber (CDU) standen. Beck stand dem Projekt als früherer Ortsbürgermeister der an der Strecke liegenden Gemeinde Steinfeld besonders aufgeschlossen gegenüber.

Eine Schlüsselrolle bei den deutsch-französischen Verhandlungen spielte der Neustadter Bahnexperte Werner Schreiner, der nicht nur über die nötige Fachkompetenz verfügte, sondern auch in der Lage war, Verhandlungen auf Französisch zu führen. Zu den engagierten Befürwortern des Projekts gehörte auf französischer Seite ebenso wie bei der 2002 reaktivierten Strecke von Wörth nach Lauterburg Adrien Zeller, als Regionalratspräsident des Elsass gewissermaßen der französische Kollege des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

Hilfreich für die Reaktivierung war, dass der Bahnhof Weißenburg aufgrund eines niemals gekündigten Vertrags aus dem 19. Jahrhundert den Status eines gemeinsamen Bahnhofs (gare commune) hatte.

Gare-commune-Status erleichtert VRN-Integration

Dies erleichterte es Schreiner, der als exzellenter Kenner der regionalen Eisenbahngeschichte solche Besonderheiten kannte, die Strecke mit der Reaktivierung in das Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) zu integrieren. Dass die weit verbreiteten VRN-Gesamtnetztickets wie Karte ab 60 und Job-Ticket auf der Strecke gelten, war für ihren Erfolg sicher von entscheidender Bedeutung. Umgekehrt hörte man von stolzen Besitzern eines solchen VRN-Tickets oft, dass man damit sogar nach Weißenburg ins Elsass fahren könne.

Der Elan durch den auch überregional Aufsehen erregenden Erfolg von 1997 reichte noch, um 2002 die Strecke Wörth–Lauterburg zu reaktivieren, aber Pläne für einen Taktverkehr von Neustadt nach Straßburg kamen lange Zeit nicht voran. Grund dafür war der Mangel an Fahrzeugen mit einer Ausrüstung für die deutsche und die französische Leit- und Sicherungstechnik. Die damit verbundenen Kosten waren lange Zeit ein unüberwindliches Hindernis.

Paket aus sieben Linien geschnürt

Erst in den Jahren seit 2017 gelang es, hierfür eine Lösung zu finden, indem ein Paket aus sieben grenzüberschreitenden Strecken geschnürt wurde. Dadurch gelang es, die Entwicklungskosten für das grenzüberschreitend einsetzbare Fahrzeug auf mehrere Partner zu verteilen. Dies sind die französische Region Grand Est (zu der das Elsass und Lothringen gehören) sowie die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und das Saarland. Der Prototyp des von Alstom entwickelten Triebwagens wurde erstmals am 10. Juli 2021 in Neustadt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Betrieb auf den sieben grenzüberschreitenden Linien wird in einer europaweiten Ausschreibung vergeben – in Deutschland mittlerweile ein Routinevorgang, in Frankreich dagegen noch Neuland. Das Fahrplankonzept sieht für die beiden Linien von Wörth über Lauterburg nach Straßburg und von Neustadt über Landau und Weißenburg nach Straßburg einen Stundentakt vor, der allerdings erst dann möglich ist, wenn die jahrzehntelang vernachlässigte Gleisinfrastruktur im Elsass saniert ist. Dafür sind größere Bauarbeiten mit Streckensperrungen in den Jahren 2026 und 2027 vorgesehen. Einen Stundentakt von Neustadt nach Straßburg über die vor 25 Jahren reaktivierte Strecke wird es deshalb wohl erst im Fahrplanjahr 2028 geben, das mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 beginnt.

Malu Dreyer: „Toller Zug“ ist ein Signal für Europa

Am 10. Juli 2021 war der Prototyp des neuen Triebwagens für den deutsch-französischen Regionalverkehr erstmals in Neustadt zu se
Am 10. Juli 2021 war der Prototyp des neuen Triebwagens für den deutsch-französischen Regionalverkehr erstmals in Neustadt zu sehen.
x