Unternehmen Neue Eigentümer der Galeria-Kaufhäuser: Sicher ist nur der Auszug aus der Zentrale

Die Galeria-Zentrale in Essen: Ihre Tage sind gezählt.
Die Galeria-Zentrale in Essen: Ihre Tage sind gezählt.

Wie geht es weiter mit Galeria? Der neue Mit-Eigentümer Bernd Beetz, Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim, äußerte sich am Mittwoch erstmals. Die Folgen der Übernahme für die Beschäftigten sind noch offen. Ein wichtiger Akteur war bei dem Termin in Essen nicht dabei. Entscheidende Fragen und Antworten zum Thema.

Die Entscheidung ist gefallen: Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekommt erneut neue Eigentümer. Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz will das Unternehmen übernehmen. Bei der Bekanntgabe durch Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen war Beetz selbst auch dabei. Was sind die Pläne des 73-Jährigen Mit-Eigners – was ist seine Motivation?

Was haben die neuen Investoren vor?
„Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus“, sagte Beetz. Es sei möglich, Galeria auf einen erfolgreichen Kurs zu bringen. Er wolle einen Ort schaffen, wo Leute gerne hinkommen. Mit dem Eigentümer von NRDC, Richard Baker, ist Beetz nach eigenen Angaben „schon seit Jahren freundschaftlich verbunden“.

Das operative Geschäft will er künftig gemeinsam mit dem bisherigen Galeria-Chef Olivier Van den Bossche führen. Der Belgier soll Geschäftsführer bleiben. Er selbst „stehe als Chairman beratend zur Seite und versuche, die großen Linien einzuziehen“, so Beetz. Zur Rolle von Baker äußerte sich Beetz nicht. Offen blieb ebenso, wie die Anteile unter den beiden Gesellschaftern künftig aufgeteilt sind. Zu den geplanten Investitionen sagte Beetz: „Wir schieben einen Batzen Cash in das Unternehmen.“ Galeria werde darauf sofort Zugriff haben. Angaben zu der Höhe der geplanten Investitionen und zum Kaufpreis wollte Beetz nicht machen.

Wie viele Filialen bleiben?
Dem Insolvenzverwalter zufolge haben Baker und Beetz auch deshalb den Zuschlag erhalten, weil sie bereit seien, das größtmögliche Filialnetz zu übernehmen. So sollen voraussichtlich mehr als 70 der 92 Standorte fortgeführt werden. Diese Anzahl ist Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Wie viele Standorte übrig bleiben und welche wegfallen, ist noch offen.

In der Pfalz gibt es nur noch in Speyer ein großes Warenhaus von Galeria, um die Pfalz herum gibt es Galeria etwa in Mannheim, Heidelberg, Viernheim, Saarbrücken und Karlsruhe.

Der Insolvenzverwalter will die Mieten der Häuser generell reduzieren und strebt je nach Filiale eine Miete von sieben bis elf Prozent des dortigen Umsatzes an. In den Filialen, die sich in Immobilien im Besitz der Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko befinden, sind die Mieten vielfach deutlich höher. Galeria ist in allen Filialen Mieter. Die Entscheidung über die Zukunft der Standorte soll voraussichtlich Ende April fallen.

Was für Folgen hat die Übernahme für die Beschäftigten von Galeria?
Die Frage lässt sich zurzeit nicht beantworten. Es sei gelungen, „die große Mehrheit der Arbeitsplätze“ zu retten, sagte Denkhaus. Aktuell beschäftigt die Warenhauskette 12.800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Standorte dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, steht bisher nicht fest. Konkreter wurde Denkhaus bei der Konzernzentrale in Essen. Dort sollen rund 450 Arbeitsplätze abgebaut werden, es trifft damit etwa die Hälfte der Belegschaft dort. Der Auszug aus der Zentrale ist laut Denkhaus sicher, der Mietvertrag endet 2025. Wo es hingeht, ist offen.

Wer sind die Investoren?
Die auf Einzelhändler ausgerichtete Beteiligungsgesellschaft NRDC von Richard Baker wurde 2005 gegründet. Der 58-Jährige verfügt über die Mehrheit an den Ketten Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue, die in den USA und Kanada zahlreiche Warenhäuser betreiben. HBC übernahm 2015 die deutsche Warenhaustochter Galeria Kaufhof vom Handelskonzern Metro. Baker war also schon einmal Eigentümer – bis zur Fusion mit Karstadt und der Komplettübernahme durch die Signa-Gruppe 2019.

Bernd Beetz: Wie kommt der Boss des SV Waldhof zum Engagement bei Galeria?
Der deutsche Manager und Unternehmer Bernd Beetz will neben der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners in die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof einsteigen. Der heute 73-Jährige war während des Zusammenschlusses von Galeria Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 bereits Aufsichtsratschef von Kaufhof.

Über viele Jahre sammelte Beetz Erfahrung im Luxus- und Konsumgütersegment. Bis 2012 leitete er elf Jahre lang den US-Kosmetikkonzern Coty, der Parfümmarken wie Calvin Klein und Joop im Portfolio hat, und hinter dem die Unternehmerfamilie Reimann steht. Sie stammt ursprünglich aus Ludwigshafen und zu ihr pflegt Beetz eine enge Beziehung. Zuvor war er beim Luxusunternehmen LVMH für die Marke Christian Dior verantwortlich, davor zwei Jahrzehnte in unterschiedlichen Positionen beim US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Zudem ist er Unternehmer im Luxus- und Konsumgütersegment.

Der gebürtige Mannheimer studierte in seiner Heimatstadt Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Konsumgüter und Marketing. Seit Jahren lebt der fünffache Vater in der Schweiz.

Seit 2016 engagiert sich Beetz gemeinsam mit seinem Sohn Christian beim SV Waldhof Mannheim. Seit 2018 ist er Präsident des Fußballklubs, der mit seiner Hilfe 2019 in die Dritte Liga aufgestiegen ist. In den vergangenen Jahren hat der Unternehmer einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in den Klub gesteckt.

Hier geht es zu einem Kommentar zu den Galeria-Kaufhäusern und den neuen Kaufhof-Investoren.

Bernd Beetz.
Bernd Beetz.
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