Wirtschaft Hardware-Nachrüstung für Diesel-Autos rückt näher

«Berlin/Duisburg.» Während Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Hardware-Nachrüstungen von Dieselautos bisher strikt ablehnt, hat sich CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer gestern offen für eine begrenzte Hardware-Nachrüstung bei Diesel-Fahrzeugen gezeigt.

Das Urteil zu einem weiträumigen Fahrverbot in Frankfurt betreffe zahlreiche Pendler, sagte Kramp-Karrenbauer gestern nach einer Sitzung des CDU-Präsidiums und des Bundesvorstands in Berlin. Die Situation müsse von Stadt zu Stadt beurteilt werden. Das Fahrverbot in Frankfurt, mit dem die Schadstoffbelastung reduziert werden soll, betrifft wesentlich mehr Autofahrer als etwa das in Hamburg, wo nur wenige Straßen betroffen sind. Im Oktober finden in Hessen Landtagswahlen statt. Während das SPD-geführte Umweltministerium Hardware-Nachrüstungen fordert, lehnt das CSU-geleitete Verkehrsministerium diese ab. Beide Ressorts bekräftigten gestern ihre Positionen. In den nächsten Tagen werde geklärt, wo dies „in einem vernünftigen Verhältnis von Aufwand und Ertrag“ umzusetzen sei, sagte Kramp-Karrenbauer. Aus Sicht der CDU bleibe das Thema weiter in der Verantwortung der Autoindustrie, betonte Kramp-Karrenbauer. Kritik an der Autoindustrie kam gestern auch vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). „Die Betrügereien und die zu enge Verknüpfung von Politik und Autoindustrie haben einen massiven Industrieskandal verursacht“, betonte VZBV-Chef Klaus Müller. Leidtragende seien die Verbraucher. Trotz einiger Zugeständnisse übernehme die Autoindustrie „keine Verantwortung für die langfristigen Folgeschäden der Abgasmanipulation“, kritisierte der Verbraucherschützer. Wie gestern berichtet, hat eine Befragung durch das Institut Forsa für den VZBV ergeben, dass 80 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass die Politik im Abgasskandal vor allem die Interessen der Autoindustrie vertritt. In einer Umfrage vor einem Jahr lag dieser Wert bei 63 Prozent, wie der VZBV gestern mitteilte. Laut einer Untersuchung des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen haben in allen europäischen Ländern Neuwagenkäufer im ersten Halbjahr 2018 Diesel-Pkw den Rücken gekehrt. Das zeigt die Analyse der Pkw-Neuwagenzulassungen. In Europa, definiert als die EU plus Norwegen und Schweiz, ist der Dieselanteil unter den Pkw-Neuwagenverkäufen um 8,4 Prozentpunkte auf 36,8 Prozent im ersten Halbjahr 2018 eingebrochen. In Deutschland hat der Diesel 9,2 Prozentpunkte verloren, im Europa 8,4 Prozentpunkte. „Dabei war in keinem Land in Europa die Enttäuschung über den Diesel bei den Verbrauchern so groß wie in Deutschland. Hohe öffentlicher Empörung und hoher Schaden entstehen in Deutschland mit den Dieselfahrverboten in den Städten. Nach unseren Daten können wir in Deutschland im mehr als 20 Städten mit Dieselfahrverboten rechnen, darunter, Hamburg, Stuttgart, Kiel, Aachen, Frankfurt, Köln, Berlin, Freiburg, Dortmund, Hagen, Mainz, Heilbronn, Reutlingen, Düren, Oldenburg. Und auch die juristischen Scharmützel in Düsseldorf und München werden wohl nicht lange tragfähig sein“, betonte der Autor der Studie, Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

x