Bahnverkehr GDL-Streik trifft Pfälzer Pendler heftig

Einer der raren Lichtblicke für streikgeplagte Pfälzer Bahnfahrer: Die Züge der Regional-Express-Linie RE1 fuhren bisher zum gro
Einer der raren Lichtblicke für streikgeplagte Pfälzer Bahnfahrer: Die Züge der Regional-Express-Linie RE1 fuhren bisher zum großen Teil. Auf anderen Linien fielen die meisten Züge aus oder es fuhren gar keine.

Zum zweiten Mal in diesem Monat wurde der Bahnverkehr drei Tage lang massiv durch einen Streik der Lokführergewerkschaft GDL gestört. Nun sollen noch weitere drei Tage folgen. Dann hat die GDL im aktuellen Tarifkonflikt schon ähnlich lange gestreikt wie 2021.

Im Pfälzer Regionalverkehr gilt ein stark ausgedünnter Ersatzfahrplan, mit dem versucht wird, auf den am stärksten frequentierten Strecken ein Mindestangebot aufrecht zu erhalten. Auf den wichtigsten S-Bahn-Linien gibt es einen Zwei-Stunden-Takt. Dagegen fallen sämtliche Regional-Express-Linien in der Pfalz komplett aus. Einzige Ausnahme ist der RE1 auf dem Abschnitt von Saarbrücken nach Mannheim mit Halt unter anderem in Homburg, Landstuhl, Kaiserslautern, Neustadt und Ludwigshafen Mitte. Auf dieser sonst besonders stark frequentierten Linie lassen sich mit relativ wenig Personalaufwand viele Fahrgäste befördern.

Im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) fahren laut DB-Angaben bundesweit rund 20 Prozent der Züge. Von den Linien, die Mannheim bedienen, wird offenbar mit Vorrang die Linie 42 gefahren, die von Hamburg über Köln und Mannheim nach München führt. Mit dieser Linie lassen mich mehrere normalerweise aufkommensstarke Relationen bedienen. Die Züge fahren bisher etwa zweistündlich, allerdings meist mit teilweise erheblicher Verspätung.

ICE fahren weiterhin nicht über die Riedbahn

Das liegt unter anderem daran, dass die Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt immer noch nicht komplett zur Verfügung steht. Eigentlich sollte die Strecke nach einer dreiwöchigen Sperrung schon am vergangenen Montag wieder in Betrieb gehen. Am Freitagmorgen teilte die DB mit, dass zusätzliche Belastungsfahrten mit Güterzügen erforderlich sind, weil in Bürstadt überraschend Setzungen im Bahndamm festgestellt wurden, die möglicherweise nach der Gründung einer neuen Lärmschutzwand entstanden seien. Fernzüge werden deshalb weiterhin umgeleitet. Wann die Riedbahn wieder für den Fernverkehr zur Verfügung steht, ist derzeit unklar.

Der RE70, der normalerweise stündlich von Mannheim über die Riedbahn nach Frankfurt fährt und wegen des GDL-Streiks nur im Drei-Stunden-Takt fahren sollte, fällt bis einschließlich Montag ganz aus und wird durch Busse ab Mannheim-Luzenberg ersetzt. Damit gibt es auf keiner der normalweise drei RE-Linien einen durchgehenden Regionalzug von Mannheim nach Frankfurt. Im hessischen Regionalverkehr sind die Notfahrpläne meist noch stärker ausgedünnt als in der Pfalz.

Was macht der Beamtenbund?

Zieht die GDL den momentanen Streik bis Montagabend durch, kommt sie in der laufenden Tarifrunde bereits auf so viele Streikstunden wie beim Tarifkonflikt 2021. Damals rief die Gewerkschaft zu drei längeren Streiks auf, die sich im Güterverkehr auf etwas mehr als 260 Stunden summierten. Mit den beiden Warnstreiks 2023 und den beiden Streiks im laufenden Jahr sammelt die GDL bis Montagabend, 18 Uhr, 264 Streikstunden im Güterverkehr. Dass die GDL damit für die laufenden Tarifrunde am Limit angekommen ist, lässt sich daraus aber nicht schließen. In einem sehr langwierigen Tarifkonflikt von September 2014 bis Mai 2015 streikte die GDL im Güterverkehr mehr als 420 Stunden.

Ob es nun im Stil von 2015 weiter geht, dürfte wohl nicht zuletzt vom Deutschen Beamtenbund (DBB) abhängen. Die GDL müsse vermeiden, dass sich die öffentliche Meinung gegen die Lokführer wendet, sagte der Tarif-Experte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei ein wichtiger Einflussfaktor, wenn es darum gehe, die eigenen Mitglieder bei der Stange zu halten. „Eine weitere Streikrunde ohne vorherige Verhandlungen könnte ein mediales Desaster für die GDL werden. Das könnte auch ein Kipppunkt für die Streikbereitschaft der Mitglieder werden“, meint Lesch. Mit schärferer öffentlicher Kritik stehe perspektivisch auch die finanzielle Unterstützung der GDL beim Streikgeld durch den Deutschen Beamtenbund in Frage. Dessen Verantwortliche hätten die GDL bereits im Bahn-Tarifkonflikt 2015 zu einer Schlichtung gedrängt.

Es drohen langfristige Schäden

Der Regierungsbeauftragte für den Schienenverkehr, Michael Theurer (FDP), warnte vor den Folgen des jetzigen Streiks für die Verkehrswende. „Mit ständig neuen und immer längeren Streiks büßt der klimafreundliche Verkehrsträger Schiene zunehmend an Attraktivität ein“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium den RND-Zeitungen. „Jeder, der bisher überlegt hat, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, hat nun ein weiteres Gegenargument.“ Das sei „ein Spiel mit dem Feuer“.

Kritik an dem GDL-Streik kommt auch verstärkt von der Industrie, insbesondere, wie berichtet, von der BASF. Logistikexperte Sebastian Kummer von der Universität Wien sagte „Zeit online“: „Das Wichtigste in logistischen Ketten ist die Zuverlässigkeit.“ Wenn jede Tarifrunde einen Streik auslöse, würden sich Unternehmen zweimal überlegen, ob sie langfristig auf die Bahn umsteigen oder sich überhaupt in Deutschland ansiedeln. „Das Signal ist daher die eigentliche Katastrophe. Die langfristigen Schäden sind viel größer.“ Das habe auch Folgen für das Klima. Halten Unternehmen aus Unsicherheit am Lkw-Verkehr fest oder steigen gar wegen der Streiks von der Bahn auf den Lkw um, verschlechtere das die Klimabilanz.

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