Bahnverkehr Auf spektakulären Brücken durch den Schwarzwald

Der 264 Meter lange und 34 Meter hohe Talübergang Epfenhofen ist die größte Brücke der Sauschwänzlebahn. Eine Dampflok der Baure
Der 264 Meter lange und 34 Meter hohe Talübergang Epfenhofen ist die größte Brücke der Sauschwänzlebahn. Eine Dampflok der Baureihe 50 (Foto) wird auf der Strecke nur an bestimmten Tagen eingesetzt.

Zu den besonders interessanten Zielen, die sich von der Pfalz aus gut mit dem Deutschlandticket erreichen lassen, gehört die Sauschwänzlebahn im südlichen Schwarzwald. Heute bietet sie einen nostalgischen Freizeitspaß. Ihre Existenz verdankt die extrem aufwendig trassierte Strecke aber dem Militär des Kaiserreichs.

Sauschwänzle – ein kurioser Spitznamen, aber sehr treffend. So wie ein Sauschwanz geringelt ist, windet sich auch diese Bahnlinie durch eine verschlungene Strecke von Bögen, Schleifen, Tunneln und einer Kreiskehre zwischen Blumberg und Weizen.

Luftlinie zwischen den beiden Orten im Südschwarzwald: knapp zehn Kilometer. Länge der Bahnstrecke entlang der Grenze zur Schweiz: mehr als 25 Kilometer. Diese erstaunliche Differenz hat besondere Gründe. Regelbetrieb herrscht hier, auf diesem Teil der Strecke durch das Wutachtal, längst nicht mehr. Von April bis Ende Oktober sowie einige Male im Dezember verkehren aber die Züge der Museumsbahn.

Familien und Eisenbahnfans von nah und fern sind die Fahrgäste in den Museumszügen. Heute ein Freizeitspaß auf Schienen, war die Strecke beim Bau zwischen 1887 und 1890 ein militärisches Projekt. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und dem Sieg über Frankreich befürchteten Preußens Strategen einen weiteren militärischen Konflikt. Schnell hätte man dann Truppen aus dem Raum Ulm nach Westen zum Rhein hin verlegen müssen. Aber durch die neutrale Schweiz? Das wollte man vermeiden.

Also musste eine neue Bahnstrecke her, quer durch den Südwesten Deutschlands über Berg und Tal, koste es, was es wolle. Für die Bauleute besonders herausfordernd wurde der Streckenabschnitt zwischen den Bahnhöfen Blumberg-Zollhaus und Weizen, kaum zehn Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.

Aufwendige Kunstbauten für moderate Steigung

„Doch Zollhaus liegt auf einer Höhe von 702 Meter über dem Meeresspiegel, Weizen auf 471 Meter“, sagt Claudius Bauknecht (56). Der Eisenbahn-Experte aus St. Georgen im Schwarzwald hat sich tief in die Geschichte der Bahn eingegraben. „Der Höhenunterschied ließ sich nur überwinden, indem die Strecke auf 25 Kilometer verlängert wurde“, erklärt er. „So kam man auf eine sanfte Steigung von 1:100.“ Das entspreche also einen Meter auf 100 Meter Streckenlänge. „Diesen Anstieg sollten auch schwer beladene Militärzüge schaffen.“

Ein paar Mal pro Jahr führt der Bauingenieur nach Anmeldung Gästegruppen über die Bahntrasse, gut zwei Stunden lang zwischen Schienen und Schotter vom Haltepunkt Lausheim-Blumegg zum Bahnhof Grimmelshofen. Ingenieurfahrten – so nennen sich Bauknechts Touren: Eisenbahnfreunde aus dem In- und Ausland, aus Hamburg und Berlin seien schon dabei gewesen. Und sogar vom Eisenbahnbundesamt.

Einer der Höhepunkte: Der Gang über die kurvige Brücke in der Wutachschlucht, 28 Meter über dem tosenden Fluss. Zwei massive Pfeiler tragen die nach unten ausladende Stahlkonstruktion. Bauknecht erklärt: „Fischbauch nennen Fachleute diese Bauart“. Es geht voran auf durchsichtigen Gitterrosten. Nur nicht in die Tiefe schauen!

Kreiskehrtunnel ein Unikum

In Schleifen und Kurven, über Brücken und durch düstere Tunnel windet sich die Bahnstrecke. In Deutschland einmalig ist der 1,7 Kilometer lange Stockhalde-Kreiskehrtunnel, in dem die Bahnlinie einen Kreis beschreibt und dabei 15 Höhenmeter überwindet.

„Einen Kringel wie beim Schwanz eines Schweines“, sagt Bauknecht. Und so hatte der badische Volksmund bald den trefflichen Namen fürs „Bähnle“ gefunden – Sauschwänzlebahn.

In nur drei Jahren wurde die Strecke fertig, sagt der Bahnkenner weiter. Bis zu 3700 Arbeiter, darunter viele Italiener, malochten seinerzeit vor gut 130 Jahren bei Wind und Wetter, Schnee und Eis in der rauen Natur des Südschwarzwaldes. Über 100 Kilometer lang waren die Hilfsbahnen, mit denen alles Material wie Steine, Schotter und Maschinen zur Baustelle transportiert wurde.

„Berlin hatte befohlen, also wurde gebaut“, sagt Bauknecht. Insgesamt wurde eine Trasse von gut 60 Kilometern zwischen Hintschingen an der Donau und Lauchringen an der Schweizer Grenze errichtet. Deren Mittelabschnitt ist die berühmte Sauschwänzle-Strecke.

Während wir mit Bauknecht über die Schienen stapfen, sind in der Talaue ein Dutzend Wanderer mit Monika Recktenwald (64) entlang der Wutach auf Tour. Die Blumbergerin führt zusammen mit ihrem Bruder während der Sommermonate Gruppen durch das urige Naturschutzgebiet Wutachflühen – eine anspruchsvolle Wanderung über mehr als zehn Kilometer. Hin geht es zu Fuß von Blumberg zum Bahnhof Lausheim-Blumegg, zurück ganz gemütlich mit der Museumsbahn.

Die Wanderungen und Bauknechts Ingenieurfahrten sind zwei der touristischen Angebote rund um die Sauschwänzlebahn. Die Deutsche Bundesbahn hatte die Strecke am 1. Mai 1976 stillgelegt. Seit 1977 ist die Museumsbahn unterwegs. Laut eigenen Angaben befördert sie rund 90.000 Fahrgäste im Jahr.

Meist fährt nun eine historische Diesellok

Bespannt sind die Museumszüge derzeit meist mit einer historischen Diesellok, die 1954 von MaK gebaut wurde und über 40 Jahre den Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) gehörte. Sie ist damit etwa genauso alt wie die ebenfalls 1954 gebaute Dampflok 262 der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn, die bis zum Herbst 2021 auf der Sauschwänzlebahn eingesetzt wurde. Bei ihr unterblieb wegen der damit verbundenen hohen Kosten eine fällige Hauptuntersuchung. An bestimmten Tagen gibt es aber auch weiterhin Dampfzüge auf der Museumsbahn. Dann kommt eine Dampflok der bei der Bundesbahn lange Zeit weit verbreiteten Baureihe 50 zum Einsatz. Sie war 1975 auch die letzte Dampflokbaureihe im letzten Pfälzer Dampf-Bahnbetriebswerk Kaiserslautern.

Die nächsten Tage mit Dampfzügen sind für den 24. und 25. September angekündigt. Die Fahrt ist dann allerdings etwas teurer als sonst. Eine Hin- und Rückfahrt von Zollhaus-Blumberg nach Weizen und zurück kostet für Erwachsene 39 Euro. Mit dem Dieselzug sind es nur 26 Euro.

Anreise aus der Pfalz mit dem Deutschlandticket

Das Deutschlandticket gilt in den Museumsbahn-Zügen nicht (genau wie in der Pfalz beim Kuckucksbähnel). Es lässt sich aber gut für die Anreise nutzen. Im Prinzip ist sogar eine Tagestour von der Pfalz aus möglich. Bei Abfahrt beispielsweise in Neustadt um 5.29 Uhr und in Landau um 5.55 Uhr erreicht man mit Umsteigen in Karlsruhe Donaueschingen um 9.14 Uhr. Von dort fährt um 9.22 Uhr ein Bus nach Blumberg, der um 9.45 Uhr am Bahnhof Blumberg ankommt – rechtzeitig zur Abfahrt des ersten Museumszuges um 10.10 Uhr. Die Fahrt nach Donaueschingen führt über die landschaftlich besonders schöne Schwarzwaldbahn, die in diesem Jahr 150 Jahre alt wird. Sowohl die Museumsbahnstrecke, als auch die Landschaft die sie durchfährt, sind aber so interessant, dass man sich etwas mehr Zeit dafür nehmen und mindestens eine Übernachtung einplanen sollte. Eine Besonderheit bietet dabei der Gasthof „Zum Löwen“ in Epfenhofen. Er liegt ganz in der Nähe der großen Talbrücke. dpa

Nähere Informationen unter anderem auch zu Fahrplan und Fahrpreisen der Museumsbahnzüge gibt es im Internet unter www.sauschwaenzlebahn.de

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