Wirtschaft Am Anfang erstmal kleckern statt klotzen

Für ihre Babys greifen Eltern oft tief in den Geldbeutel. Die Erstausstattung muss jedoch nicht teuer sein.
Für ihre Babys greifen Eltern oft tief in den Geldbeutel. Die Erstausstattung muss jedoch nicht teuer sein.

«Ludwigshafen.» Strampler, Windeleimer, Badeschüssel, und, und, und: Viele werdende Eltern, die erstmals das Geschäft eines Babyausstatters betreten, fühlen sich überfordert vom riesigen Angebot.

Da man dem Nachwuchs von Geburt an das Beste bieten möchte, greifen Mama und Papa gerne auch mal tiefer in den Geldbeutel. Muss das sein? Hebammen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) raten Eltern zu Zurückhaltung. 2,5 Milliarden Euro haben Eltern laut Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) 2016 für die Ausstattung ihrer ein- bis- dreijährigen Kinder ausgegeben. Für Ingrid Mollnar, Vorsitzende des Hebammenlandesverbands Rheinland-Pfalz, ist das keine Überraschung. So hart es klingen mag, Babys „sind ein Wirtschaftsfaktor“. Als werdende Eltern sei man bei der Erfüllung eigener Wünsche oft weniger freigiebig. „Geht’s um den Nachwuchs, sitzt das Geld oft lockerer.“ Bei der Einkaufstour im Babymarkt trete bei Eltern die rationale Entscheidung in den Hintergrund, ob ein Produkt wirklich notwendig ist. „Auch wenn man an all den niedlichen Babysachen, die es zu kaufen gibt, nur schwer vorbeikommt: Es reicht, zunächst das Wichtigste zu besorgen“, schreibt die BZgA auf ihrem Onlineportal www.familienplanung.de. Hebamme Mollnar betont, am Anfang sei nicht viel nötig, um ein Baby zu Hause gut versorgen zu können. Kleidung Mickey Mouse, Winnie Puuh oder doch lieber die Eiskönigin? Die Auswahl an Kleidung für Säuglinge ist riesig. Da kann die Entscheidung schon schwerfallen. Je nach Jahreszeit empfiehlt die BZgA zwei bis drei Bodys in den Größen 56 und 68, sechs Strampler oder Babyhosen (62, 68), je nach Jahreszeit sechs Pullis, Shirts oder Jäckchen (62, 68), ein bis zwei Mützchen aus Baumwolle, die die Ohren bedecken, drei Schlafanzüge und zwei Paar dickere Söckchen. Kommt das Kind im Winter zur Welt, sollten Eltern in eine Winterjacke investieren. Um Geld zu sparen, kann die Erstlingsbekleidung auch günstig von Freunden oder auf Baby-Flohmärkten gekauft werden. „Gebrauchte Babykleidung hat den Vorteil, dass sie bereits mehrfach gewaschen wurde und deshalb weniger Schadstoffe enthält als neue“, so die Bundeszentrale. Schlafplatz Wo das Kind in der Anfangszeit schläft, entscheiden zwar die Eltern. Die BZgA empfiehlt aber, dass das Neugeborene im ersten Jahr bei den Eltern im Schlafzimmer schlafen sollte. Mit dem Kauf eines sogenannten Babybalkons ist das kein Problem. Die höhenverstellbaren Babybetten lassen sich ans Bett der Eltern anbauen. Diese gibt es auch mit Rollen, sodass der Säugling im Bettchen auch in andere Zimmer geschoben werden kann. Statt Babybalkon können Eltern auch ein „richtiges“ Bett und eine Wiege anschaffen. Zudem empfiehlt die BZgA eine Matratze mit waschbarem Bezug, je zwei Matratzenauflagen und Schlafsäcke sowie drei Spannbettlaken und Schnuller. Schläft das Kind in einem anderen Zimmer, ist der Kauf eines Babyfons sinnvoll. Wickeln und Pflege Eine Wickelkommode ist nützlich, aber nicht unbedingt notwendig. Das Baby kann auf einer Wickelunterlage auch auf dem Bett oder dem Boden gewickelt werden – was für Mama und Papa auf Dauer nicht unbedingt rückenschonend ist. Ebenfalls kein Muss ist eine Wärmelampe, sofern sich der Wickelplatz in einem beheizten Zimmer befindet. Einen Windeleimer hält Hebamme Mollnar nicht für nötig und fragt provokativ: „Wie lange sollen die Windeln denn dort kompostiert werden?“ Die Windeln könne man nach dem Wechseln auch direkt wegwerfen. Um das Kind zu waschen, reicht klares Wasser aus – ob im Waschbecken oder einer Babywanne, das müssen Eltern ausprobieren. Darüber hinaus sind Windeln in der kleinsten Größe nötig. „Wir müssen keinen Großvorrat besorgen“, rät Mollnar. Weiterhin sollten Eltern laut BZgA ein Bade- und Fieberthermometer, eine Nagelschere mit abgerundeten Spitzen, Spucktücher, mehrere Waschlappen, Babylotion, eine Wundcreme sowie eine Wickeltasche und zwei weiche Badetücher mit Kapuze besorgen. Flaschen- und Stillkinder Für Babys, die nicht gestillt werden, empfiehlt die Bundeszentrale sechs Trinkflaschen und die doppelte Anzahl Sauger zu kaufen. Außerdem benötigt man Milchpulver, Flaschenbürste, Flaschenwärmer sowie einen Topf zum Auskochen der Babyfläschchen. Diese Dinge zu besitzen, ist auch für Mütter ratsam, die stillen, da Babys an heißen Tagen mehr Flüssigkeit brauchen als an kühleren. Nützlich ist auch ein Stillkissen. Listen im Netz Viele Babyausstatter, aber auch die BZgA, stellen im Netz Listen zur Erstausstattung zum Download zur Verfügung. Die meisten Listen ähneln sich, Unterschiede gibt es vor allem in der angegebenen Stückzahl der Produkte. Geschenktipps Unabhängig davon, was es im Laden zu kaufen gibt, hält Hebamme Mollnar ein gutes Netzwerk für wichtig. Bekannte können junge Familien in stressigen Zeiten entlasten. „Was nutzen die hübschen Dinge vom Babyausstatter, wenn wir zu wenig Schlaf und keine Unterstützung haben?“ Damit der Kleiderschrank von den Geschenken zur Geburt nicht überfüllt ist, rät Mollnar, sich Gutscheine schenken zu lassen. Zum Beispiel für ein „Essen auf Rädern, Babysitting nach einigen Monaten oder Babyspaziergänge“, bei denen ein Freund mit dem Nachwuchs eine Stunde an die frische Luft geht.

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