Wirtschaft Weingut Porzelt: Silvaner als Markenzeichen

Pudelwohl fühlt sich Andreas Porzelt in seiner Vinothek im Gewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert.
Pudelwohl fühlt sich Andreas Porzelt in seiner Vinothek im Gewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert.

In vielen Weingütern in der Pfalz führt die Silvanerrebe ein Schattendasein. Nicht so bei Andreas Porzelt. Auf über 20 Prozent seiner rund 17 Hektar großen Anbaufläche rund um Klingenmünster gedeiht die Rebsorte. Das hat mit der Herkunft seiner Familie zu tun.

Keinen Tag hat der 43-jährige Weinbautechniker Andreas Porzelt seine Entscheidung bereut, seinen Betrieb auf biologischen Anbau umzustellen. Seit 2015 ist sein Weingut zertifiziert. „Doch bin ich mit meiner nachhaltigen Wirtschaftsweise noch lange nicht am Ziel“, gesteht er. Ein besonderer Pferdefuß bleibt für ihn der Kupfereinsatz im Weinberg, der verantwortungsvolle Biowinzer durchaus zum Grübeln bringe. „Da muss man schon sehr genau arbeiten“, lautet seine Erkenntnis. In dritter Generation führt der vierfache Familienvater gemeinsam mit seiner Frau Anne das Weingut, das er 2006 übernommen hat. Bereits 1998, vor gut 20 Jahren, hat ihm der Vater, als er nach seiner Ausbildung heimkehrte, den Keller überlassen. Beeren aus so klangvollen Lagen wie dem Gleiszeller Kirchberg oder der Klingenmünsterer Maria Magdalena boten dem Jungwinzer, der das Talentprogramm des VDP absolvierte, beste Voraussetzungen, seine eigene Stilistik zu entwickeln. Beim Riesling wie bei den verschiedenen Burgunder-Rebsorten.

Jede zweite Flasche an Privatkunden

Den verhältnismäßig hohen Anteil an Silvaner begründet er auch mit einem wichtigen Kapitel der Familiengeschichte. Stammt doch Senior Gerhard aus Oberfranken, wo der Silvaner große Bedeutung hat. Schon in den 1970er-Jahren richtete der Wahlpfälzer in seiner alten Heimat eine Verkaufsstelle ein. Einen treuen Kundenstamm hat er sich dort aufgebaut, den Sohn Andreas heute noch intensiv pflegt. Die meisten Silvaner-Rebstöcke, die es durchweg auf ein Alter von 35 Jahren bringen, liefern ihm Qualitäten selbst für feinste Lagenweine, die teilweise im Holz gereift sind und zu einem Preis deutlich über 20 Euro am Markt platziert werden können. Den Hektarertrag beziffert Porzelt mit 6000 bis 7000 Liter, den Jahresumsatz mit rund 600.000 Euro. Jede zweite Flasche von 100.000 Flaschen, die Porzelt pro Jahr abfüllt, geht an Privatkunden, etwa 40 Prozent an den Fachhandel, der Rest in die zumeist gehobene Gastronomie. Der Winzer, Freund trockener Weine, mag sie besonders gerne schlank, ein wenig mineralisch, manchmal auch mit einer Spur Salz auf der Zunge. Drei bis vier Gramm Restzucker sind für ihn ideale Charakteristika seiner Weine.

Gewölbekeller aus dem 18. Jahrhundert

Sind die Kinder in der Schule, kümmert sich Anne Porzelt um Büro und Verkauf. Der macht dem Paar in seiner schicken Vinothek im historischen, aus dem 18. Jahrhundert datierenden Gewölbekeller besondere Freude. Neben dem Vater, der nach wie vor zur Stelle ist, wann immer er gebraucht wird, beschäftigt das Weingut einen Weinbautechniker. Fast die komplette Ernte wird von Hand gelesen. „Nur so stehen mir auch erstklassige Trauben zur Verfügung“, betont der Chef des Familienbetriebs, der seinen Zukunftsplänen nach die heutige Größe nicht übersteigen muss. Die Weißweine werden nach einer Maischestandzeit von maximal zehn Stunden in der Regel kühl vergoren, danach in Edelstahltanks oder in Holz ausgebaut. Der letztgenannte Anteil wächst stetig. Alle Rotweine kommen in Eichenholzfässer. Die besten Lagen-Spätburgunder ruhen bis zu 24 Monate in Barrique-Fässern. Denn: „So können daraus charakterstarke Persönlichkeiten werden.“ Bei den Orts- und Lagenweinen setzt der Kellermeister auf Spontangärung. „Das Aromenspektrum ist dann einfach vielschichtiger.“ Lange dürfen die Weine auf der Vollhefe liegen: die Ortsweine bis Anfang Mai, die Lagenweine bis Juli. „Ich arbeite ständig daran, unsere Weine weiter zu vervollkommnen“, versichert Porzelt. Und meint nicht nur den Silvaner. Preisbeispiel 2017 Silvaner Muschelkalk, Ortswein, 12,50 Euro

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