Edenkoben Zum 100sten von Heinz Friedrich: Ausstellung in Galerie Neumühle

Selbstporträt Heinz Friedrich, anno 1980 (Ausschnitt).
Selbstporträt Heinz Friedrich, anno 1980 (Ausschnitt).

Mit einer „kleinen Essenz“ aus der großen Werkpalette des Schwetzinger Malers und Holzschnitters Heinz Friedrich, will die Galerie Neumühle in Edenkoben dem international renommierten Künstler zum 100. Geburtstag gratulieren. Neben bekannten Motiven gibt es auch überraschende Raritäten.

Helle Wintertage und lichte Sommerimpressionen, ästhetische Stillleben und sanfte Landschaften, spielende Kinder und weibliche Akte, Spargelfelder, Wingert- und Dorfansichten: Der Künstler Heinz Friedrich hat sich zeitlebens ein weites Gesichtsfeld bewahrt und ein breites Oeuvre hinterlassen. Ganz besonders gerne aber hat sich der Maler und Holzschnitter mit dem Umfeld seiner Heimatstadt Schwetzingen befasst, wo er am 19. Februar 1924 geboren wurde und am 24. März 2018 verstorben ist.

Das Geißbockfest in Deidesheim, das Hahnenfest in Freinsheim oder das Brezelfest in Speyer waren ihm außerdem als Motive genauso lieb wie die „Fröhlich Pfalz“ oder der Herbst im Odenwald. Besonders geschätzt aber war der gelernte Bautechniker, der an den Akademien Stuttgart und Karlsruhe Malerei studierte, Schüler bei Oskar Kokoschka an der Sommerakademie Salzburg war, einige Jahre als Bühnenbildner arbeitete und sich um 1968 dem Holzschnitt zuwandte, als Porträtist, denn er hatte ein feines Gespür für die Seele seines Gegenübers. Menschenbilder, aber auch tierische Charakter – darunter mit Vorliebe Hähne – waren seine Spezialität.

Originale Schnitte und Platten zu sehen

„Von allem Etwas“ und dazu ein paar Besonderheiten mehr – etwa das Unikat eines Fußballduells, originale Druckstöcke, seltene Motive, wunderschöne Keramikarbeiten, auch Friedrichs Staffelei – zeigt ab kommenden Sonntag die Galerie Neumühle in Edenkoben, die den international gefragten Künstler in dessen letzten beiden Lebensjahrzehnten vertrat und ihm eng verbunden war. „Er war ein gut aussehender, stets gut gekleideter Herr, ganz ohne Allüren, aber mit Stil“„ erinnern sich die Galeristen Ute und Guido Ziegler. Die beiden sind stolz auf ihre sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem „großen Friedrich“, der schon 1970 durch die Aufnahme in die internationalen Holzschneidervereinigung „XYLON“ geadelt wurde.

Eine Rarität der Neumühle-Retrospektive ist eine Mappe mit zwölf Farbholzschnitten, die sich um das Thema „Heilmethode in der Kunst“ drehen. Die Mappe erschien 1981 als Edition der Firmengruppe Röder-Schlüter, die Drucke fertigte Peter Dvorschal in der Zechnerschen Buchdruckerei in Speyer. Von vielen Arbeiten kann man sogar die originalen Druckplatten bestaunen; etwa von „Paracelsus“, „Das Klistus“ oder „Die Bindegewebsmassage“. Die Ausstellung nimmt außerdem Bezug auf die Mappe „Das große Salzburger Welttheater“, namentlich mit einem aufschlussreichen Probedruck zu „König, Schönheit und Tod“.

Keramiken in Grünstadt gebrannt

Sehr berührend sind die zarten Porträtzeichnungen – die früheste Arbeit ist eine Frau in Seitenansicht aus dem Jahr 1957, die markanteste ein Selbstporträt des Malers aus dem Jahr 1980. Die keramischen Gebrauchsgegenstände sind für viele Besucher gewiss eine besondere Entdeckung, denn nicht jedem ist bekannt, dass sich Friedrich dem irdenen Material in dieser Form widmete. Eine große Vase mit vielen Öffnungen, eine riesige Schale, die zugleich eine Umarmung darstellt, einige zart glasierte Teller, aber auch eine Frauenfigur – sie alle zeugen von der großen ästhetischen und gestalterischen Kraft des Schwetzingers, der seine Modelle bei Töpfermeister Reiner Gehrig in Grünstadt brennen ließ.

Zur „kleinen Essenz“, mit der die Galerie Neumühle den großen Jubilar ehrt, gehören freilich auch heimatliche Impressionen in Öl sowie einige Aquarelle, die vermutlich in Friedrichs malerischen Außenposten in der Südpfalz entstanden. Denn der umtriebige Künstler hatte einige Jahre ein Atelier mit Wohnraum in Frankweiler, später lange Zeit auch in Freimersheim. Bestimmt sind hier die blühenden Mandelbäume entstanden, die zurzeit so poetisch die rosa erblühte Natur widerspiegeln.

Info

100 Jahre Heinz Friedrich, 10. März bis 16. Juni 2024; Galerie Neumühle, Klosterstraße 173, Edenkoben; Mittwoch, Donnerstag und Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Sonntag 15 bis 17 Uhr, Montag, Dienstag und Samstag nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 06323 2891

Keramische Arbeit: Vase mit vielen Öffnungen von 1994 (Ausschnitt).
Keramische Arbeit: Vase mit vielen Öffnungen von 1994 (Ausschnitt).
„Die Bindegewebsmassage“: Holzschnitt, anno 1981 (Ausschnitt).
»Die Bindegewebsmassage«: Holzschnitt, anno 1981 (Ausschnitt).
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