Rheinpfalz Zeugnis längst vergangener Zeit

Mit einem großen Liederabend feiert der Gesangverein Körborn am Samstag, 27. September, seinen 150. Geburtstag. Zum Jubiläum gründete sich eigens ein Projektchor mit Sängern aus Nachbarorten. Auf dem Programm im Dorfgemeinschaftshaus von Körborn steht zudem Instrumentalmusik.

Der Verein feiert das Gründungsdatum 1864 des „Männergesangvereins Harmonie“. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass der Verein sogar schon früher gegründet wurde. Das genaue Datum ist nicht bekannt, da alte Dokumente zur Vereinshistorie verloren sind. Erhalten geblieben ist einzig ein Liederbuch, in das die Sänger ihre Stimmen damals selbst eintrugen und dessen erste Notenblätter die Jahreszahl 1864 aufweisen. Der erste Dirigent war Lehrer Lauer, der 1864 in Körborn tätig war. Während der Weltkriege ruhte die Sangestätigkeit, später kam sie mangels Sänger und Dirigenten nochmals zum Erliegen. Und heute? Nachwuchs stelle sich nicht ein, bedauert Klaus Köhl, seit 1983 erster Vorsitzender. Von den 46 Mitgliedern seien nur noch zwölf aktiv, schildert Köhl, der auch Vorsitzender des Kreischorverbands Brücken ist. Die Sänger seien im Alter von Mitte 50 bis 80 Jahren. „Dabei haben wir schon einiges zur dringend notwendigen Verjüngung unternommen“, erzählt Köhl. So zogen etwa Chormitglieder mit einem Wägelchen durchs Dorf und sangen Ständchen vor den Häusern – ohne Erfolg. „Es ist ein allgemeines Problem“, weiß der Vorsitzende. In der Kooperation mit anderen Vereinen sehen die Körborner die Zukunft. Einen wichtigen Schritt zur Rekrutierung neuer Sänger vollzog der Verein 1997. Seither dürfen auch Frauen mitsingen. Doch einige Sänger seien nach der Öffnung des Chores für Sängerinnen nicht mehr gekommen. Dem derzeit ältesten Mitglied, Hans Grimm, in den 1960er Jahren Dirigent, verdankt der Verein so einiges, berichtet Schatzmeister Manfred Mayer: „Er hat mit Wunderlich in Saarbrücken studiert und ist ein guter Solosänger.“ Nicht zuletzt verdanke der Körborner Männerchor Hans Grimm, der auch den Chor in Dennweiler-Frohnbach geleitet hat, seinen guten Ruf, meint Mayer. Der Schatzmeister hat die vor 25 Jahren erstellte Chronik zum Jubiläum neu aufgelegt und aktualisiert. Die zweite Vorsitzende, Gerlinde Daniel, wird beim Liederabend aus der Chronik lesen. Material dazu gab es genug, denn in einem alten Protokollbuch wurde alles festgehalten. Dort finden sich handgeschriebene Noten aus der Anfangszeit, auch die Dirigenten werden sämtlich benannt. Einer von ihnen war Matthias Stoffel, der „als ganz junger Bub“ den Chor über lange Zeit geleitet hatte, wie Köhl erzählt. In den vergangenen zehn Jahren übernahm Sigrid Becker den Taktstock. Anschließend bildete der Verein mit Sängern aus Blaubach, Körborn, Dennweiler-Frohnbach, Thallichtenberg und Kusel einen Projektchor unter der Leitung von Dietmar Warkus aus Körborn. Der ehemalige Lehrer und Vorsitzende des Musikvereins Kusel, der zuvor lange als Chorleiter in Offenbach-Hundheim agierte und früher zu den „Beatles vom Lautertal“ gehörte, trägt die Gesamtleitung für den Jubiläumsabend am Samstag. Zu Gehör kommt eine bunte Mischung aus traditionellen Volksliedern, modernen, lustigen Stückchen sowie Klassik. Mit dabei sind das Celloensemble der Musikschule Kuseler Musikantenland sowie die Klarinettisten Christian Rech und Philip Wilson und Steven Rayburn. Der Fagottist ist mit Ludwig van Beethovens Allegro commodo zu hören. (suca)

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