Rheinpfalz Wut über Preise im Baugewerbe

Statt die Hauptstraße in einem Schritt auszubauen, soll erst mal das Bahnwärterhäuschen abgerissen und die Mauer saniert werden.
Statt die Hauptstraße in einem Schritt auszubauen, soll erst mal das Bahnwärterhäuschen abgerissen und die Mauer saniert werden.

Bereits vier Jahre wird über den Ausbau der Hauptstraße in Münchweiler diskutiert, nun wird das Projektwohl erneut verschoben. Die Kosten sind explodiert. Schuld daran sind nach Einschätzung von Ortschef Georg Denz auch die vielen Fördermittel, von denen die Gemeinden eigentlich profitieren sollten.

Zwar gibt es bisher nur eine Empfehlung des Bau- und Liegenschaftsausschusses, den Ausbau auf Eis zu legen, aber es ist davon auszugehen, dass sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag an die Empfehlung halten wird. Ursache des Rückziehers sind die übermäßig hohen Ausbaukosten. Der günstigste Bieter gab ein Angebot über rund 463.000 Euro ab. Das sind 86 Prozent mehr als zuvor ermittelt, informierte Ortsbürgermeister Georg Denz den Ausschuss am Dienstag. Laut Denz wurden insgesamt vier Angebote abgegeben. Das Ingenieurbüro Dilger hatte die Ausbaukosten pro Quadratmeter auf 150 Euro taxiert. Das Angebot sieht nun Kosten von rund 280 Euro pro Quadratmeter vor. Nach Gesprächen zwischen Orts- und Verbandsgemeinde sowie zwischen Gemeinde- und Verbandsgemeindewerke sei man einmütig zum Ergebnis gekommen, dass das Ausschreibungsergebnis für eine Vergabe zu hoch sei. Auch die Angebote für Wasser und Abwasser lägen weit über den geschätzten Kosten. Laut Denz müssen die Münchweiler Grundstückseigentümer über wiederkehrende Beiträge (WKB) einen Anteil von 60 Prozent der Ausbaukosten erbringen. Außerdem sei lediglich der erste Kanalhausanschluss kostenfrei, alle weiteren müssten von den Anliegern bezahlt werden. Aus all diesen Gründen schlug Denz den Ausschussmitgliedern vor, die Ausschreibung aufzuheben. Um eine Rückzahlung der bereits geleisteten Beiträge sowie der bereits bewilligten Zuschüsse zu vermeiden, soll das Großprojekt nun in kleinen Schritten angegangen werden. So sollen als erste Maßnahmen die Sanierung der Stützmauer an der Bahnlinie beim Bahnwärterhäuschen und am Bahnübegang sowie der schon lange geplante Abriss des Bahnwärterhäuschens angegangen werden. Ein wenig verärgert zeigte sich Denz, dass die Gespräche mit der Bahn über die Verlegung von Kabeln entlang der Bahnstrecke in der Tunnelstraße noch nicht in Gang gekommen sind. Diese sollen zeitnah geführt werden. Seien die Kabel verlegt, könne eine erneute Ausschreibung angepeilt werden. „Vielleicht sind die Preise in eineinhalb Jahren wieder zurückgegangen“, hofft Denz. Der Ortsbürgermeister brachte eine europaweite Ausschreibung ins Gespräch, von der man sich bessere Konditionen erhoffe. Die hohen Preise führte Denz auf Entscheidungen auf höheren politischen Ebenen zurück. Erst seien Dinge wie der Straßenausbau verschlafen worden. Nun werde viel Geld in Form von Fördermitteln auf den Markt geworfen und sich gewundert, dass bei hoher Auftragslage die Preise explodieren, wetterte Denz. Georg Visse, Ausschussmitglied und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Dilger, erklärte, dass Münchweiler zusammen mit anderen Projekten preislich ganz oben angesiedelt sei. Der Wettbewerb sei kaum mehr einer. Es gebe Ausschreibungen, für die nicht einmal mehr Angebote abgegeben werden. Hinzu komme, dass viele Gemeinden noch vor der Wahl ihre Aufträge vergeben wollen. Damit sich die Arbeiten nicht verzögern, wenn sich der neue Gemeinderat erst mal finden und einarbeiten muss.

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