Rheinpfalz Wo die Gastwirte ihr Bier bestellen

Homburg. Schweppes. Merziger. Bionade. Flensburger Pils. Volvic. Gordon’s Dry Gin. Paulaner. Becks. Dazu diverse Weine, bis unter die Decke in Kisten gelagert: Wer erwartet hätte, dass die Logistik-Halle der Karlsberg-Tochterfirma Vendis Gastro in allererster Linie mit Produkten der Homburger Brauerei bestückt ist, der hat den Sinn und Zweck des Neubaus nicht recht verstanden. Aus den vierstöckigen Hochregalen in dieser Halle auf dem Homburger Karlsberg-Gelände werden 2000 Gaststätten im Saarland, in der Pfalz und im Raum Trier mit all jenen Getränken versorgt, die die Wirte bei ihrem Lieferanten Vendis ordern: „Und das ist eben nicht nur Karlsberg-Bier. Das sind auch all die Fruchtsäfte, Mineralwässer, Whisky- und Weinsorten, die dort in der Gastronomie gebraucht werden“, erläuterte Vendis-Geschäftsführer Sven Schirmer während der Feier zur Inbetriebnahme des neuen Logistikzentrums. In 1500 der genannten 2000 regionalen Gaststätten der Vendis-Kundschaft fließt Karlsberg-Bier aus den Zapfhähnen. In 500 Lokalen hingegen nicht: So kommt es, dass in den Regalen dieser Halle, mitten im Herzen des Homburger Bier-Imperiums, auch Kästen mit Brauprodukten der Konkurrenz aus Bitburg zur Auslieferung bereit stehen. Darauf angesprochen, scherzt der Karlsberg-Generalbevollmächtigte Christian Weber: „Das ist ja gerade das Schöne an Vendis. Auf diese Weise sehen wir auf einen Blick, welche unserer Gastro-Kunden wir von unseren eigenen Produkten noch überzeugen müssen.“ Aus Ramstein ist die Vendis-Zentrale nun an den Mutterstandort Homburg umgezogen. Hier, in der neuen Halle, bewegen die Mitarbeiter täglich auf 4800 Paletten mehr als 250 Tonnen an Getränkekisten, Fässern und Zubehör – auf vier Etagen auf 3360 Quadratmeter Fläche. Die Bücher weisen Karlsberg als Vermieter für die Firma Vendis aus. Deren Geschäftsführer Sven Schirmer sagte, dass sein Unternehmen jetzt wieder „enger mit der Brauerei zusammenwachsen“ werde. Weil Karlsberg nun einmal der wichtigste Getränkelieferant für Vendis sei, mache eine „Transport-Optimierung“ am Standort der Muttergesellschaft Sinn. Auch die Produkte aus der Sparte „Hygiene und Küchentechnik“ stapeln sich nun in den neuen Homburger Hallenregalen. Dagegen verbleibe die Lieferzentrale für den Angebotsbereich „Speisen“ in St. Ingbert. Christian Weber erinnerte an die Investitionen im Gesamtwert von vier Millionen Euro, die Karlsberg zuletzt am Heimatstandort Homburg getätigt habe: „Und so wird es hier in den nächsten Jahren auch weitergehen“, stellte der Sohn des geschäftsführenden Gesellschafters Richard Weber in Aussicht. „Als ich hierherkam, stand Vendis auf der Kippe“, verhehlte Christian Weber die große Krise nicht, die die Logistik-Tochter Anfang 2011 zu verkraften hatte: Nach schweren Verlusten, die die Folge „falscher Entscheidungen aus der Vergangenheit“ gewesen seien, und der Einstellung des Belieferns von Abholmärkten habe der Vendis-Geschäftsführer Frank Oran die Wende geschafft und die Firma wieder auf gesunde Füße gestellt. Seit Oktober 2014 stehen Oran und Schirmer gemeinsam an der Spitze von Vendis; wenn der frühere Saarbrücker Finanzdezernent Frank Oran Ende März das Unternehmen verlässt, wird Schirmer die Logistik-Tochter fortan allein leiten.

x