Rheinpfalz Wenn ein Elefant aus dem Zug steigt

Südwestpfalz

. Werden den Behörden in der Südwestpfalz herrenlose Tiere gemeldet, so handelt es sich fast immer um Hunde oder Katzen. Die Zahl der Fälle hält sich aber in Grenzen, berichten die Ordnungsämter der Verbandsgemeinden, außerdem seien Hunde und Katzen sehr gut in regionalen Tierheimen unterzubringen, mit denen die Behörden zusammenarbeiten. Hin und wieder steht aber auch mal ein Elefant auf einer Bundesstraße. Was einen indischen von einem afrikanischen Elefanten unterscheidet, das weiß Manfred Grimm sehr genau. „Die Größe der Ohren ist einer der Unterschiede“, erzählt der Leiter des Ordnungsamtes bei der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben. Afrikanische haben größere Ohren. Warum er das so genau weiß? „Vor Jahren wurde uns gemeldet, dass auf der Biebermühle ein Elefant auf der Straße steht“, erzählt Grimm. Flugs griff er zum Hörer und informierte das Veterinäramt der Kreisverwaltung – die Behörde, die bei exotischen Tieren, und ein Elefant zählt da zweifellos dazu, hinzuzuziehen ist. „Das erste, was der Kreisveterinär dann von mir wissen wollte, war, ob es denn ein afrikanischer oder ein indischer Elefant ist“, fährt Grimm mit der nicht-alltäglichen Anekdote schmunzelnd fort. Die Frage konnte Grimm nicht beantworten. „Ich war ja noch nicht vor Ort.“ Wohl aber konnte kurz darauf die Kuh vom Eis, oder besser: der Elefant von der Bundesstraße geschafft werden. Des Rätsels Lösung war auch schnell gefunden: Der Dickhäuter, ein Zirkustier, war aus einem Zug ausgebüxt, der auf dem Bahnhof Pirmasens Nord Zwischenstation machte. „Ein Tierpfleger hatte wohl den Waggon nicht richtig geschlossen“, berichtet Grimm. Der Fall ist aber, was Fundtiere in der Südwestpfalz angeht, eine absolute Ausnahme. Das berichtet nicht nur Grimm, sondern auch sein Amtskollege von der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, Reiner Stephan. Die hiesigen Behörden haben eher mit Hunden oder Katzen zu tun. Aber auch da bewegen sich die Fallzahlen, was die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land anbetrifft, „im unteren Bereich“, wie Stephan berichtet. „Es sind sehr, sehr wenige Fälle, vielleicht fünf im Jahr.“ Die Tiere würden dann im Tierheim Zweibrücken untergebracht. In Grimms Zuständigkeitsgebiet sieht die Lage ähnlich aus. „Es hält sich im Rahmen“, sagt Grimm. Einen leichten Anstieg verzeichnet der Behördenleiter allerdings immer nach der Weihnachtszeit, so im Februar. „Da werden dann einige Weihnachtsgeschenke entsorgt. Das ist sehr, sehr traurig“, sagt Grimm. Grimms Behörde arbeite eng mit dem Tierheim Pirmasens zusammen. Dort werde ein Fundtier untersucht und auch geprüft, ob es gechipt ist. Die Aufrufe an den Halter werden dann im Amtsblatt veröffentlicht. Sowohl Thaleischweiler-Fröschen/ Wallhalben als auch Zweibrücken-Land haben keine Möglichkeit, Tiere zu verwahren, daher wurde die Zusammenarbeit mit den Tierheimen schon vor Jahren geregelt. Laut Grimm zahlt die Verbandsgemeinde eine Pauschale ans Tierheim für die Unterbringung. Wird einmal ein Hund gefunden, der laut Gesetz zu den gefährlichen Hunden zählt, arbeitet die Behörde mit einem privaten Tierheim im Raum Rodalben zusammen. Die Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben hatte also mal einen Elefanten. Wie steht es mit Exoten im Pirminiusland? Vielleicht mal eine Schlange? Stephan winkt ab. „Nein, das hatten wir noch nie.“ Auch Manfred Grimm kann nichts über Reptilien berichten. „Vielleicht mal ein Vogel, aber auch das ist selten.“ Sollte sich doch mal ein Exot im Zuständigkeitsbereich herumtreiben, dann wird sofort die Kreisverwaltung Südwestpfalz eingeschaltet. „Da geht es ja auch gleich um artgerechte Unterbringung“, erklärt Stephan, warum die Experten aus Pirmasens dann auf den Plan rücken müssen. Das bestätigt auch die Pressesprecherin der Kreisverwaltung, Ulla Eder: „Die Abteilung Veterinärwesen der Kreisverwaltung wird bei Fundtieren im Rahmen der so genannten Amtshilfe hinzugezogen, wenn die Verbandsgemeinden darum bitten.“ Die Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes fungierten dabei oft als Gutachter – wenn es um exotische Tiere geht, oder aber auch die Rasse eines Hundes strittig ist. Das ist dann interessant, wenn es sich um einen per Gesetz „gefährlichen Hund“ handeln könnte. Außerdem müssten die Veterinäre ab und zu auch bewerten, ob ein „eventueller Verstoß gegen das Tierschutzgesetz“ vorliegt. Das sei dann der Fall, wenn Tiere gefunden werden, die vernachlässigt oder abgemagert aussehen. Wie oft die Veterinäre angefordert werden, ist laut Eder schwer zu sagen. „Darüber wird keine Statistik geführt, geschätzt im Schnitt aber einmal im Monat.“ Laut Manfred Grimm führt auch das Ordnungsamt Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben keine detaillierte Statistik über die Fundtiere. Die herausragenden Fälle, wie der des ausgesprochen großen Hundes, der eines Morgens auf der Straße vor der Verbandsgemeindeverwaltung lag und sich auch durch Autos nicht vertreiben ließ, bleiben Grimm sowieso im Gedächtnis – wie die Unterscheidungsmerkmale von Elefanten. „Ich hab’ ihn dann von der Straße geführt und ihm Wasser gegeben. Er war ganz friedlich.“ Laut Grimm handelte es sich bei dem Exemplar wohl um einen kaukasischen Schäferhund, der Schafe auch mal gegen Bären verteidigen kann. Im Tierheim Pirmasens wurde dann dessen Chip ausgelesen. Er stammte aus dem Heidelberger Raum.

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