Kultur Südpfalz Wege der Liedkunst

Der Geschichte des Kunstliedes von 1750 bis zu seinem ersten Höhepunkt, Schuberts „Gretchen am Spinnrad“ von 1814 war die erste „Schubertiade“ der Saison gewidmet. Im Asamsaal des Ettlinger Schlosses erklang ein höchst informatives Programm mit vielen Raritäten.

Am 19. Oktober 1814 hat Franz Schubert seine erste Goethe-Vertonung „Gretchen am Spinnrad“ vollendet. Dieser Meilenstein der Geschichte des Kunstlieds war der Zielpunkt des ersten von drei „Schubertiaden“. Thomas Seyboldt, deren Künstlerische Leiter und einmal mehr exzellenter Liedbegleiter, gab einen gelungenen Überblick über die Anfänge der Gattung geben. Auch dank seiner Erläuterungen wurde viele Zusammenhänge klarer, auch wenn einige Kompositionen, die von den schon sehr erfahrenen jungen Interpreten, der Sopranistin Andrea Bogner und dem Tenor Jan Kobow, mehr von musikhistorischem Interesse sind denn eine Bereicherung des Repertoires aktueller Liederabende darstellen. Zwar waren große Namen des 18. Jahrhunderts wie Carl Philipp Emanuel Bach, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert werden konnte, oder Gluck, in diesem Programm vertreten, doch stand das Lied nicht im Mittelpunkt ihres kompositorischen Schaffens. Den Exponenten der „Berliner Liederschule“, zu der neben Bach Johann Abraham Peter Schulz oder der wenig bekannte Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen gehörten, wurden von Seyboldt und seinen Sängern denen der Wiener Liederschule an die Seite gestellt. Wobei zu den „Berlinern“ auch die beiden „Hauskomponisten“ Goethes Johann Friedrich Reichardt und später der bedeutendere Carl Friedrich Zelter, der Lehrer Felix Mendelssohn Bartholdys, gehören, die schon früh viele Gedichte von Goethe vertonten. Zur Wiener Liederschule werden neben Gluck auch Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und als unerreichter Monolith Franz Schubert gezählt. Mozarts einzige Goethe-Vertonung „Das Veilchen“, von Andrea Bogner mit lyrischem Sopran gestaltet, ist ein Höhepunkt der Goethe-Vertonung vor Schubert. Jan Kobow, der mit sehr hellem, leicht geführtem Tenor Beethovens „Adelaide“ souverän sang, war ebenso wie Bogner Garant gewohnt hochklassigen Liedgesangs bei dieser „Schubertiade“. Die Gegenüberstellung von Vertonungen von Gretchens „Meine Ruh ist hin“ durch Zelter, Spohr und dem genialen Schubert mit Andrea Bogner unterstricht denn auch ohne didaktisch erhobenen Zeigefinger die fundamentalen Qualitätsunterschiede der Kompositionen. (gt)

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