Rheinpfalz „Was ist deutsche Leitkultur?“

Etwa 350 Zuhörer lauschten gestern Abend bei der Wahlkampfveranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) in der Fritz-Wunderlich-Halle den Reden von Bundessprecherin Frauke Petry, dem rheinland-pfälzischen Landesvorsitzenden Uwe Junge, dem rheinland-pfälzischen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, Sebastian Münzenmaier, und dem Kandidaten im Wahlkreis Kaiserslautern, Stefan Scheil.

Fast zweieinhalb Stunden dauerte die Mammutveranstaltung. Das bekannteste Gesicht des Abends, Frauke Petry, trat als Letztes ans Rednerpult und wies gleich auf leichten Zeitdruck hin: „Hier im Saal herrscht tolle Stimmung, im Nebenzimmer sorgt jemand für hungrige Stimmung“ – die Bundessprecherin war mit ihrem knapp vier Monate alten Sohn Ferdinand angereist. Dennoch sprach sie eine gute Dreiviertelstunde lang, ehe sich zum Abschluss der Veranstaltung die rund 350 Zuschauer erheben und die deutsche Nationalhymne singen sollten. Petry kündigte an, „tief schürfen“ zu wollen, indem sie der Frage nachging: Wer sind wir, und was ist die deutsche Leitkultur? Sie erinnerte an den humanistisch-philosophischen Hintergrund, die christlich-jüdische Tradition und das Römische Recht, das auch das deutsche Recht maßgeblich beeinflusst habe. Sie erinnerte an Bach, Beethoven, Goethe, Schiller und Thomas Mann und betonte die Wichtigkeit, sich dieses Erbes großer deutscher Kultur zu erinnern und auch die Sprache als kulturellen Bestandteil zu bewahren. Sie wandte sich gegen die Gentrifizierung, Ehe für alle, den Euro und Angela Merkels Europapolitik. Die Verantwortlichen sollten „den Kreuzzug gegen unsere Lebensweise stoppen“, sagte sie. Uwe Junge hatte angekündigt, richtig Gas zu geben. Das tat er dann auch. Er erntete großen Beifall, als er den Amtseid der Bundeskanzlerin in Einzelteile zerlegte und am Ende feststellte: „sechsmal gelogen“. Junge glaubt zu ahnen, dass die derzeitige Politik zur Abschaffung Deutschlands führt. Wenn das so sein sollte, mutmaßte Junge, dann sei das Landesverrat, und die Verantwortlichen gehörten vor Gericht gestellt. Zuvor hatte er die Demonstranten vor der Fritz-Wunderlich-Halle als „rot-grüne, vaterlandslose Mischpoke“ und „bösartige Verleumder“ bezeichnet, die nur vorgäben, Demokraten zu sein. Er legte einen Ritt durchs Parteiprogramm hin: Senkung der Mehrwertsteuer auf zwölf Prozent, gegen Absenkung des Bildungsniveaus, für stärkere Anrechnung von Erziehungszeiten und gegen „massenhafte Zuwanderung von Analphabeten“. Junge sprach von einer historischen Mission der AfD, die die „aufrechte Stimme des Bürgerwillens“ sei. Eine sozial gerechte Politik für das Volk zu machen, versprach der rheinland-pfälzische Spitzenkandidat Sebastian Münzenmaier. Eine Willkommenskultur will er durch eine „Abschiedskultur“ für diejenigen Flüchtlinge ersetzen, die „sich nur ein besseres Leben wünschen“. Wahlkreiskandidat Stefan Scheil kritisierte, dass die Vergemeinschaftung von Schulden in der EU von Angela Merkel forciert worden sei und plädierte für ein „Europa der Vaterländer“, in dem jeder in seinem Land das Sagen habe.

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