Kultur Südpfalz „Vivat Bacchus, Bacchus lebe“

Zwölf Stipendiaten der Villa Musica Rheinland-Pfalz, darunter die Landauer Kontrabassistin Heike Schäfer, präsentierten beim jüngsten Landauer Meisterkonzert unter Leitung der Hornistin Marie-Luise Neunecker ihr Können. Neben der Harmoniemusik zu Mozarts „Entführung aus dem Serail“ begeisterte besonders die „Gran Partita“ genannte Serenade B-Dur KV 361.

Der Auftritt der Villa Musica bescherte den zahlreichen Zuhören einen musikalisch sehr ansprechende Matinee, bei der die Ergebnisse einer gezielten Förderung des talentierten Nachwuchses zu erleben waren. Dass die jungen Bläser dabei Impulse von einer der weltbesten Hornistinnen wie Marie-Luise Neunecker erhalten, die auch für die Leitung der Matinee verantwortlich zeichnete, erwies sich als eminenter Gewinn. Marie-Luise Neunecker, im rheinhessischen Erbes-Büdesheim geboren, die unter anderem Solohornistin der Bamberger Symphoniker und des hr-sinfonieorchesters war und als Solistin weltweit gefragt ist, gehört schon seit den Anfangsjahren zum Dozentenkreis der Landesstiftung und wird in den kommenden drei Jahren ihre Tätigkeit dort noch intensivieren. Vor der „Gran Partita“, einem der Meisterwerke in Mozarts Oeuvre, erklang die Harmoniemusik nach Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ in einer Bearbeitung von Johann Wendt für Bläseroktett. Solche Harmoniemusiken waren äußerst populär in den 1780er Jahren in Wien, Mozart selbst dachte daran, Auszüge aus der „Entführung“ in dieser Form zu bearbeiten, um handwerklich geschickten Arrangeuren wie Wendt nicht den Profit zu überlassen. Ein Copyright im heutigen Sinne gab noch nicht. Ob Mozart wirklich eine Harmoniemusik zur „Entführung“ schrieb, konnte indes trotz einer entsprechenden Briefstelle bis heute nicht nachgewiesen werden. Johann Wendt hat die Ouvertüre sowie sieben weitere Nummer der Oper zu einer Suite zusammengestellt, wobei die handwerkliche Qualität der Fassung durchaus überzeugt. Die jungen Bläser der Villa Musica gingen beherzt und mit beachtlicher Klangqualität an die wirkungsvolle Bearbeitung. Besonders gelungen waren rasant genommen Nummern wie „Ha, wie will ich triumphieren“ des Osmin oder „Vivat Bacchus, Bacchus lebe“, während Blondchen „Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln“ oder Belmontes „Wenn der Freude Tränen fließen“ bei aller spieltechnischen Zuverlässigkeit interpretatorisch noch etwas blass blieben. Fast schien es so, als hätte das Mitwirken von Marie-Luise Neunecker, die bei der „Gran Partita“ das erste Horn übernahm, dem jungen Musikern einen zusätzlichen Impuls gegeben, auch wenn die Harmoniemusik-Bearbeitung von Wendt von ihrer Bedeutung her von Mozarts Bläserserenade weit entfernt ist. Bei der B-Dur Serenade boten die jungen Talente konzentriertes Musizieren aus einem Guss: Gut abgestimmt in der Dynamik, aber auch den Klangfarben, reizten sie die schon ins Sinfonische strebenden Momente der Partitur ebenso aus wie sie der Intimität der Musik mit vielen Valeurs nachgingen. Der kompositorische Reichtum des Werkes, das von der ursprünglichen Idee einer zumeist unterhaltenden Musik, wie in sie noch in den frühen Salzburger Serenaden angestrebt wurde, weit entfernt ist, wurde in all seinen Facetten ausgebreitet, wofür das Publikum nicht an Beifall sparte.

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