Rheinpfalz Vier wollen Landrat werden

Wahlplakate, wie hier von Amtsinhaber Matthias Schneider, sind im Kreis Birkenfeld rar gesät.
Wahlplakate, wie hier von Amtsinhaber Matthias Schneider, sind im Kreis Birkenfeld rar gesät.

Im Kreis Birkenfeld sind an diesem Sonntag knapp 66.000 Einwohner aufgerufen, den Landrat neu zu wählen. Neben Amtsinhaber Matthias Schneider (CDU) gibt es bei der Direktwahl mit Jörg Petry (SPD), Michel Grandmaire (Freie Wähler), und dem „parteilosen“ Werner Kaucher drei weitere Bewerber. Freidemokraten, Grüne, Linkspartei und AfD verzichteten auf die Nominierung von Kandidaten. Die Einzelbewerbung von Ulrike Nadig (CDU) war in mehreren Instanzen wegen fehlender Unterstützerunterschriften abgewiesen worden (wir berichteten).

Zunächst war als Termin für die Landratswahl der 9. September vorgesehen. Mit Rücksicht auf mehrere örtliche Traditionsfeste an diesem Tag, die zu personellen Engpässen bei der Besetzung der Wahlvorstände hätten führen können, wurde der Wahltermin vorgezogen. Eine etwaige Stichwahl, die nötig wird, wenn kein Kandidat im ersten Durchgang die absolute Mehrheit schafft, ist für den 16. September angesetzt. Ende 2017 hatte Amtsinhaber Schneider angekündigt, dass er sich der Wiederwahl stellen wird. Der studierte Forstwirt war 2010 mit 63,3 Prozent zum Landrat gewählt worden. Damals setzte er sich in der Stichwahl überraschend klar gegen Amtsinhaber Axel Redmer (SPD) durch. Im April nominierte der CDU-Kreisverband Schneider mit großer Mehrheit zum Kandidaten für die kommende Landratswahl. Auf seine Gegenkandidatin Ulrike Nadig entfielen nur vier Stimmen. Wegen eines Formfehlers musste die Kür Schneiders jedoch im Juni wiederholt werden. In seiner Bilanz hob der Landrat die positive Bevölkerungsentwicklung in den Verbandsgemeinden Baumholder und Birkenfeld hervor. Zu den Stärken des Landkreises rechnet er neben dem 2015 eröffneten Nationalpark Hunsrück-Hochwald auch das chinesische Business-Center Oak Garden in Hoppstädten-Weiersbach. Eine wichtige Aufgabe sieht der 56-jährige Schneider darin, junge Leute im Kreis zu halten. Zur Gebietsreform vermied er Festlegungen, sprach sich allerdings dagegen aus, den Kreis Birkenfeld zu einem Anhängsel des Landkreises Bad Kreuznach zu machen. Schneider, der in Erlangen geboren ist und in Freiburg Forstwissenschaft studierte, kennt aus einem kurzen kommunalpolitischen Gastspiel auch die Kreisstadt Kusel. Zwischen 2001 und 2003 gehörte er dem Kuseler Stadtrat an. Für seinen Wahlkampf unter dem Motto „Sehen, wo die Menschen sind“ erhielt Schneider unter anderem Unterstützung vom saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU). Für die SPD tritt Jörg Petry bei der Landratswahl an. Der Kommunalpolitiker aus Idar-Oberstein wurde im März auf einer Kreiskonferenz nominiert. Der 55-jährige Sparkassenfachwirt ist stellvertretender Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion Idar-Oberstein und wirbt mit dem Slogan „Politik braucht eine Handschrift“. Handlungsbedarf für den Kreis Birkenfeld sieht Petry in der Sicherung der ärztlichen Versorgung und im Ausbau schneller Internetverbindungen. Auch die Verkehrsanbindung der Region muss dem Kommunalpolitiker zufolge verbessert werden, etwa durch den zügigen Ausbau der Bundesstraße 41 im oberen Nahetal. Eine Absage erteilt der Bewerber der Errichtung weiterer Windkraftanlagen und wendet sich gegen eine „Verspargelung“ der Nationalpark-Landschaft. Für die nächste Gebietsreform favorisiert Petry eine Sicherung des „Nationalpark-Landkreises“. In Fusionen mit den Nachbarkreisen Bad Kreuznach oder Kusel sieht er keine Lösung für den strukturschwachen Landkreis Birkenfeld. Vielmehr befürwortet er eine Arrondierung durch die Region Kirn und Einbeziehung von Hunsrückgemeinden aus den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang. Als Überraschung im Bewerberfeld gilt Michel Grandmaire, der für die Freien Wähler im Kreis Birkenfeld in die Landratswahl geht. War doch eher damit gerechnet worden, dass Birkenfelds Verbandsbürgermeister Bernd Alscher ins Landratsamt strebt. Grandmaire ist in Luxemburg geboren und in der Eifel aufgewachsen. Der 52-Jährige ist Verkaufsleiter beim Mineralbrunnen Tönissteiner und lebt seit 2007 in Buhlenberg. Bei den Freien Wählern engagierte er sich bisher überwiegend auf Landesebene, unter anderem als Generalsekretär der Freien Wähler Rheinland-Pfalz. Seinen Wahlkampf bestreitet Grandmaire mit dem Leitwort „Veränderung fängt mit Mut an“. Auf Anregung von Helge Schwab, FWG-Kommunalpolitiker im Kreis Kusel, bietet er interessierten Bürgern „Wohnzimmergespräche“ an. Wegen fehlender Nachfrage sei es dazu bisher noch nicht gekommen, sagt Grandmaire auf Nachfrage. Stattdessen gebe es viele Gespräche mit Bürgermeistern. Der Kreis brauche einen Landrat, der mit Ideen und Lösungen die Region vorantreibe und Entscheidungen durchsetze, skizziert der unabhängige Kandidat auf seiner Internetseite. Er wolle sich dafür einsetzen, dass ein neues „Wir-Gefühl“ die Kreisentwicklung beflügele. Mit Blick auf die nächste Stufe der Gebietsreform befürwortet Grandmaire die Eigenständigkeit des Landkreises und spricht sich für eine engere Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg aus, etwa bei der Entwicklung von Gewerbegebieten und im Tourismus. Als parteiloser Einzelbewerber geht Werner Kaucher aus Idar-Oberstein ins Rennen. Der 60-jährige Krankenkassen-Angestellte ist SPD-Mitglied und entschloss sich aus Protest gegen die Kandidatenfindung der Sozialdemokraten zur Kandidatur. Seine Chancen schätzt er als nicht allzu hoch ein, zumal er auf Wahlkampf mit Plakaten verzichtet. Vorrangige Themen für den Landkreis sieht er im Ärztemangel, Lücken im öffentlichen Personennahverkehr, schadhaften Kreisstraßen, sowie im Ausbau des schnellen Internets und der Förderung altersgerechter Wohnformen.

Der Freie-Wähler-Kandidat Michel Grandmaire wirbt mit großen Transparenten. Dagegen verzichtet Kandidat Werner Kaucher gänzlich
Der Freie-Wähler-Kandidat Michel Grandmaire wirbt mit großen Transparenten. Dagegen verzichtet Kandidat Werner Kaucher gänzlich auf Plakatwerbung.
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