Rheinpfalz Viele klagen über Krampfadern

Kusel. Punkt elf Uhr klingelten beide Telefone auf einmal. Die Mediziner vom Kuseler Westpfalz-Klinikum, der Chefarzt der Klinik für Allgemeine und Gefäßchirurgie, Wolfgang Fischer, und der Leitende Arzt der Abteilung für Angiologie, Peter von Flotow, hatten in den folgenden anderthalb Stunden rund 15 Telefon-Patienten zu versorgen. Vor allem Frauen meldeten sich, meist waren Krampfadern das Problem.

Fischer und von Flotow standen in den vergangenen Jahren regelmäßig bei der RHEINPFALZ-Sprechstunde für medizinische Fachfragen zur Verfügung. Es gebe einen großen Bedarf an Diagnostik von Gefäßerkrankungen, weiß von Flotow. So etwa auch bei einer 75-jährigen Frau, deren Augenarzt eine Gefäßveränderung festgestellt hatte. Sie berichtete über Bluthochdruck und eine zurückliegende Verengung der Halsschlagader. Vor diesem Hintergrund empfahl Fischer eine erneute Untersuchung. Eine Anruferin wollte wissen, ob sie vorbeugend Medikamente einnehmen solle. Es lägen Risikofaktoren wie leichtes Übergewicht und erhöhte Blutfette vor. Fischer sah hier keinen Grund für eine Medikation. Vielmehr riet er der Frau zu einem gesunden Lebensstil mit Bewegung und bewusster Ernährung. Dem Mann der Anruferin, der an Krampfadern und offenen Stellen und Verfärbungen an den Unterschenkeln litt, riet er indes zu einer Abklärung beim Fachmann. Eine Untersuchung hielt Fischer auch bei einem 70-jährigen Anrufer aus Thallichtenberg für notwendig, der über kalte Hände klagte. „Sie sollten zur Abklärung kommen.“ Diesen Zustand müsse er nicht so hinnehmen. Seit vielen Jahren mit Krampfadern zu tun, hat ein 87-Jähriger aus Rammelsbach. Er wolle sich nicht mehr operieren lassen, verriet er von Flotow. Stattdessen trage er Kompressionsstrümpfe. Weil er sonst keine Beschwerden habe, sei diese Erkrankung damit gut behandelt, erklärte der Arzt. Er wies den Anrufer noch darauf hin, die Strümpfe alle sechs Monate zu erneuern, weil diese sonst Kraft und Wirkung verlieren. Schon eine Operation an den Krampfadern hinter sich hat eine 65-jährige Frau aus Föckelberg. Sie stellte eine neue Krampfader am Bein fest, die ihr allerdings keine Beschwerden mache. Von Flotow riet der Anruferin, die Behandlung in der angiologischen Ambulanz weiter abzustimmen. „Wenn die Krampfadern Beschwerden machen, kann man operieren oder sie mit Kompressionsstrümpfen behandeln.“ Wegen eines chronischen Geschwürs war eine 78 Jahre alte Frau schon im Krankenhaus. Sie berichtete Wolfgang Fischer, dass die Wunde jetzt zu sei. „Das ist erfreulich“, sagte der Arzt und erkundigte sich nach Schmerzen und Juckreiz. Die Anruferin schilderte eine Verfärbung, die sie mit einer Fettcreme behandele, die aber keine Besserung bringt. Daher riet Fischer zur Abklärung in der Praxis. Für die Wundreinigung offener Geschwüre werden im Krankenhaus auch medizinische, sterile Fliegenlarven eingesetzt, schilderte er eine natürliche und effektive Methode. Eine weitere Anruferin, 62 Jahre alt, machte sich Sorgen wegen möglicher Thrombose-Gefahr auf Langstreckenflügen. Sie sehe Krampfadern am Bein und blaue Flecken und war sich unsicher, wie sie sich verhalten solle. Eine Venenuntersuchung sei ratsam, meinte Fischer. Ein 80-jähriger Diabetiker berichtete über Beschwerden an der Halsschlagader. Er habe bald einen Termin in Kaiserslautern und sei beunruhigt, ob er so lange warten könne. Der Arzt konnte den Anrufer beruhigen. Eine Frau aus Rammelsbach ließ sich von Peter von Flotow erklären, was sich in nächster Zeit möglicherweise für ihren Mann ändern wird, der derzeit wegen eines Herzinfarktes im Krankenhaus ist. „Ziel ist, die Risikofaktoren der Arteriosklerose optimal zu behandeln“, etwa mit Medikamenten. Auch eine Reha sei sinnvoll, weil darin Lebensstiländerungen wie das Aufgeben des Rauchens besprochen würden. Am Klinikum in Kusel organisiert die angiologische Abteilung Entwöhnungskurse. „Wir haben da gute Erfahrungen gemacht“, schilderte der Mediziner. Eine Frau aus Brücken, 80 Jahre, wollte am Telefon nur wissen, wo man Gefäße untersuchen lassen kann. Neben der Ambulanz in Kusel sind ein Spezialist in Kaiserslautern sowie in Schönenberg-Kübelberg ansässig. Eine Überweisung sei notwendig, erklärte von Flotow. Zur regelmäßigen Kontrolle wurde einer Frau mit einem Aneurysma des Aortenbogens geraten. Für die Nachsorge gebe es inzwischen schonende Verfahren ohne Strahlenbelastung. Auch die Untersuchung der Gefäße sei heute nicht mehr so belastend wie einst mit Kontrastmitteln. Eine Anruferin aus Lauterecken klagte über Krämpfe und Schmerzen. Die 50-Jährige hat eine starke Krampfader von der Wade zum Oberschenkel. Auch in ihrem Fall riet Fischer zur Abklärung. Und er erklärte: „Das Wort Krampfader kommt nicht von ,Krampf’, sondern – mittelhochdeutsch – von krumme Ader.“ (suca)

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