Rheinpfalz US-Armee gibt Coleman noch nicht her

Mannheim

. In zwei dürren Sätzen hat die Stadt Mannheim gestern am frühen Abend eine Nachricht verkündet, deren Tragweite noch nicht absehbar ist: „Der Stadt wurde überraschend mitgeteilt, dass das Coleman-Gelände nicht wie geplant im Februar von den Streitkräften übergeben wird. Nach Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben benötigen die Streitkräfte das Gelände weiterhin für mehrere Jahre, so die Begründung.“ Hier am nördlichsten Zipfel der Stadt, an der Grenze zu Hessen, zeigt Mannheim nicht sein urbanes Gesicht. Rheinauen und Ackerland schmiegen sich an diesem eigentlich beschaulichen Fleckchen Erde aneinander. Dies dürfte mit der Entscheidung der amerikanischen Regierung eher nichts zu tun haben, ihre Truppen länger als geplant hier zu belassen. Vielmehr ist sie ein Beleg für die strategische Bedeutung des Standorts. Zu Beginn der 1980er Jahre wurden auf Coleman mehr Flugbewegungen als auf irgendeinem anderen Flugfeld der US-Armee in Europa gezählt. Zwischen 1996 und 1998 und Anfang 2002 wurde dort nicht geflogen. Dann wurden Hangars renoviert und der mordernste Tower der US Armee in Europa entstand. In den vergangenen Jahren war es ruhig geworden – sehr zur Freude der Anwohner, die viele Jahre unter dem Lärm der startenden und landenden Hubschrauber zu leiden hatten. Mannheims Konversionsbeauftragter Konrad Hummel hat nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen gerüchteweise von den Plänen der USA gehört. Am Mittwoch dann folgte offenbar die offizielle Bestätigung seitens des Bundes. „Die Stadt hat keine Ansprüche auf das Gebiet. Es gibt keine Verträge, sondern nur eine Ankündigung“, sagte er gestern Abend auf Anfrage. Und da hieß es 2011, dass die amerikanische Armee die Stadt Mannheim in den nächsten fünf Jahren schrittweise verlassen werde, was sie bis zum heutigen Tag auch tat. Die meisten Flächen sind mittlerweile geräumt. Umso überraschender kommt für die Stadt nun diese aktuelle Entwicklung. Nach RHEINPFALZ-Informationen benötigt die US-Army das Coleman-Gelände für ihren schrittweisen Rückzug aus Afghanistan, der offenbar bis 2017 abgeschlossen sein soll. Im Mannheimer Norden könnten also bald auch Panzer gelagert werden. Unbestätigten Gerüchten zufolge könnten die Amerikaner diese mit 226 Hektar größte Kasernenfläche in der Stadt für mindestens vier weitere Jahre beanspruchen. „Wenn das stimmt, bin ich sehr traurig über diese Entwicklung“, sagt Bernd Friedrich Siegholt, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Jetzt reicht’s”, die am Ende des vorigen Jahrtausends mit Protesten gegen das Coleman-Flugfeld für Aufsehen gesorgt hat. Einen Teil des Geländes als Naturschutzgebiet auszuweisen, hätte das Wohngebiet hier attraktiver gemacht, betont er. Die Stadt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das rechtlich weiterhin möglich sei. Das Karlsruher Regierungspräsidium und die Stadt würden das weiterverfolgen. Die Coleman-Workshops mit Bürgern, bei denen darüber nachgedacht wurde, wie das Gelände genutzt werden könnte, sind vor zwei Tagen zu Ende gegangen. Die Amerikaner haben nun aber ganz andere Ideen.

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