Rheinpfalz Universitätsklinikum Mannheim: Geschäftsführer wollen gehen

Blick in den Hybrid-OP der Mannheimer Uniklinik.
Blick in den Hybrid-OP der Mannheimer Uniklinik.

Das Mannheimer Universitätsklinikum muss sich offenbar nach einer Doppelspitze umsehen. Frederik Wenz, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer, zieht es nach Freiburg. Der kaufmännische Geschäftsführer Freddy Bergmann möchte nach Frankfurt. Die Zeichen stehen auf Abschied – auch wenn die offizielle Bestätigung der Wechsel noch aussteht.

Am Mannheimer Universitätsklinikum kehrt keine Ruhe ein. Das 1352-Betten-Haus ist seit dem Hygieneskandal gebeutelt und muss bis heute mit den wirtschaftlichen Folgen der damaligen Missstände kämpfen. Das Klinikum macht Verluste, die Stadt hat im Dezember ein Rettungspaket in Höhe von 78 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Entsprechend groß ist der wirtschaftliche Druck auf das Krankenhaus. 2014 musste der damalige Geschäftsführer Alfred Dänzer wegen des Hygieneskandals gehen.

Oberbürgermeister ist nicht überrascht

Auf ihn folgten Frederik Wenz (52) und Jörg Blattmann (60) als neue Doppelspitze, in der die medizinische und die kaufmännische Seite abgedeckt in der Geschäftsführung war. Im April 2018 wurde bekannt, dass Pflegedirektor Hagen Kern freigestellt und der Posten sogar ganz abgeschafft worden war. Im Mai dann nahm Jörg Blattmann seinen Hut – wegen Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung des Klinikums. Auf ihn folgte Freddy Bergmann (57), bis dahin Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen und Unternehmensentwicklung am Klinikum. Seit Anfang der Woche zeichnet sich ab: Das Klinikum muss sich wohl nach zwei neuen Chefs umschauen, denn diese zieht es nach Freiburg und Frankfurt an die dortigen Unikliniken. Das wiederum überrascht Oberbürgermeister Peter Kurz (55, SPD) nicht wirklich: „Dass kompetente und erfolgreiche Geschäftsführer attraktive Angebote anderer Unternehmen erhalten, ist leider nicht zu vermeiden.“ Er bescheinigt beiden ein hohes Engagement und gute Erfolge bei der Umstrukturierung des Uniklinikums. An dieser werde auch festgehalten, wie Kurz betont: „ Bereits bei dem Wechsel in der Kaufmännischen Geschäftsführung im Mai hat der Aufsichtsrat einen Berater mit der Überprüfung der Struktur der Geschäftsführung des Universitätsklinikums sowie der Vorbereitung einer Personalsuche beauftragt. Die Strukturberatung ist bereits abgeschlossen und die Suchverfahren laufen.“

Wechsel noch nicht beschlossen

In einem Rundbrief haben Wenz und Bergmann mittlerweile alle Mitarbeiter über die aktuelle Entwicklung informiert und zugleich betont, dass ihre Wechsel noch nicht in trockene Tücher seien. Bergmann möchte künftig wohl in Frankfurt arbeiten, da es deutlich näher an seinem Wohnort im Kreis Offenbach liege. Vom dortigen Uniklinikum gibt es derweil keine Informationen zur Besetzung der dortigen Stelle des Kaufmännischen Direktors. Man äußere sich nie öffentlich und vorab zu Personalangelegenheiten. Anders sieht es bei Frederik Wenz aus. Er soll wohl ab Anfang 2019 an der Uniklinik in Freiburg – mit 11.500 Mitarbeitern die drittgrößte Uniklinik Deutschlands – Leitender Ärztlicher Direktor und damit alleiniger Krankenhaus-Chef werden. Wenz ist für die Stelle angefragt worden und einem Wechsel nicht abgeneigt. Zum einen würde der habilitierte Radiologe an ein größeres Haus kommen. Zum anderen habe er in seiner Jugend „eine längere Zeit als Patient in dem Krankenhaus verbracht“, was seine Berufswahl maßgeblich beeinflusst habe. Wenz hat sich am Montag mit Chefärzten in Freiburg zu Gesprächen getroffen. Die Uniklinik wiederum bestätigt die Gespräche mit Wenz. Eine Entscheidung solle aber erst Anfang Oktober fallen. Vorher müssten der Aufsichtsrat tagen und personalrechtliche Fragen geklärt werden.

Betriebsrat äußert sich kommende Woche

Unterm Strich kann die Mannheimer Universitätsmedizin ihre Suche nach zwei neuen Spitzenkräften forcieren. Die von OB Kurz angesprochene Umstrukturierung betrifft laut dem Schreiben von Wenz und Bergmann auch die Geschäftsleitung. Ihr soll weiterhin ein hauptamtlicher Kaufmännischer Geschäftsführer angehören. Außerdem soll es in Zukunft einen hauptamtlichen Medizinischen Geschäftsführer geben. Wenz und Bergmann betonen im Brief zudem: „Unabhängig vom möglichen Wechsel in der Geschäftsführung wird das Universitätsklinikum den eingeschlagenen Weg zur nachhaltigen Restrukturierung mit Nachdruck weiter verfolgen.“ Für 2019 plane man – nach Abschluss der Verwaltungsreform und mit dem Ausbau der Intensivkapazitäten – „eine deutliche Reduzierung des operativen Verlusts“. An der Uniklinik Mannheim wartet man aktuell auf die mögliche Unterzeichnung der beiden Verträge. Ein Klinikumssprecher betont, dass erst dann ja auch klar sei, zu welchem Termin Wenz und Bergmann das Haus verlassen und ab wann ihre Nachfolger ihre Arbeit beginnen können. Für deren Suche gelte: „Personalentscheidungen bei Führungskräften trifft satzungsgemäß der Aufsichtsrat. Diese Entscheidungen werden zu gegebener Zeit getroffen.“ Der Betriebsrat des Mannheimer Krankenhauses weilt aktuell auf einer mehrtägigen Klausur und möchte sich frühestens kommende Woche zu den Personalien und der Stimmung in der rund 3800 Mitarbeiter umfassenden Belegschaft äußern. 

F. Wenz
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F. Bergmann
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