Rheinpfalz „Um jeden Baum froh sein, der Schatten spendet“

Neustadt. Der Klimawandel macht auch vor der Mittelhaardt nicht halt. Gibt es Baumarten, die es in und um Neustadt bald schwerer haben werden? Ja, sagen Michael Fuhrer, Leiter der städtischen Grünflächenabteilung, und Hohe-Loog-Revierförster Jens Bramenkamp.

Herr Fuhrer, für welche Baumarten dürfte es aufgrund des Klimawandels schlecht aussehen?

Grundsätzlich für alle, die keine trockenen Standorte vertragen. Allerdings: Bei einem fachgerecht vorbereiteten Standort können alle Baumarten gut aussehen. Dazu gehört eine ausreichende Größe der Baumgrube, geeignetes Substrat, genug Durchlässigkeit des Bodens sowie keine Verdichtung der Baumgrubensohle und der Wände. Und natürlich: Wasser. Und bei Ihnen im Wald, Herr Bramenkamp? Ein „Verlierer“ wird die Fichte sein, da wohl künftig mit weniger Niederschlägen zu rechnen ist. Welche Baumarten profitieren vom Klimawandel? Vermutlich Wärme liebende, trockenheitsresistente oder zumindest Trockenperioden gut überstehende Baumarten. Wir hoffen da beispielsweise auf die Traubeneiche, die Robinie oder auch auf Kiefer und Douglasie. Welche Baumarten werden künftig bevorzugt im jeweiligen Bereich gepflanzt? Wir Stadtförster praktizieren seit etlichen Jahren bereits einen naturnahen Waldbau, der auch das natürliche Verbreiten der Waldbäume, die sogenannte Naturverjüngung, beinhaltet. Das heißt, wir wollen so weit es geht auf die künstliche Verjüngung, die auch viele Nachteile hat, verzichten. Auf kleinen Flächen „experimentieren“ wir allerdings auch, so mit Roteiche oder Baumhasel.Ist der Standort fachgerecht vorbereitet, können die bisher verwendeten Baumarten weiter gepflanzt werden. Wie lautet Ihre Prognose bei den Streuobstwiesen? Es ist zu erwarten, dass sich die Bäume, die Trockenheit besser vertragen, durchsetzen werden. Wie sieht es beim Spitzahorn aus, der ja manchmal doch schwächelt? Die Art benötigt für gutes Wachstum und hohe Qualitäten nährstoffreiche Böden, die sie auf unseren armen Buntsandstein-Standorten nur selten findet. Sie wächst aber zahlenmäßig gering in einigen wenigen, gut wasserversorgten Tälchen, wird aber nie eine bedeutende Rolle spielen können. Die Schwierigkeiten mit Ahorn sind meist sortenbedingt begründet. Bei einem entsprechenden Standort und guter Vorbereitung und Pflege wächst der Ahorn. Wie wird sich in Neustadt der Klimawandel äußern? Wir müssen mit längeren Trockenperioden rechnen, mit einer Ausbreitung von bekannten und weniger bekannten Pflanzenkrankheiten und Schädlingen, aber unter Umständen auch mit der Etablierung diverser Neophyten wie zum Beispiel Japanischer Knöterich. Es wird noch wärmer und strahlungsintensiver werden. Man wird dann um jeden Baum froh sein, der Schatten spendet und Feinstaub bindet.

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