Rheinpfalz Trittbrettfahrer

91-71456857.jpg

Es gibt da diese Geschichte von einem Jungen aus Steinfeld, der seine Freundin am liebsten küsste, wenn beide auf seinem Skateboard saßen und am Bahngleis auf den Zug warteten. Ihr gefiel das irgendwie. Mit diesem Jungen mit tiefsitzender Hose und braunen Locken, die sich unter seiner Mütze kräuselten. Der Junge aus Steinfeld heißt Alex Komm. Seine Locken kräuseln sich noch immer unter einer Mütze, seine erste Freundin hat er nicht mehr. Dafür ist der 24-Jährige dem Skateboard treu geblieben. Am Donnerstag steht Komm auf einer polierten Betonfläche, die in der Nachmittagssonne flimmert. Er, weite Shorts, weißes Shirt, kreist seine Arme. Mal vorwärts, mal rückwärts. Vor ihm stehen drei Jungs mit TÜV-geprüften Helmen auf dem Kopf, die es ihm gleichtun. Mal vorwärts, mal rückwärts. „Das Aufwärmen ist wichtig, damit ihr euch nicht verletzt“, sagt Komm. Jeden Donnerstag bietet der Landauer Student der Sportwissenschaft und Naturschutzbiologie einen Skate-Workshop für Anfänger und Fortgeschrittene im Skatepark auf dem Gartenschaugelände an. „Es macht echt Spaß, mein Wissen an die Kinder weiterzugeben“, sagt er. Spaß haben die Kinder hier offenbar, denn es ist ziemlich viel los in der Anlage, die am südöstlichen Zipfel des Areals liegt. Während Komms Schützlinge noch ihre Fußgelenke dehnen, üben ein paar Jungs an einem Geländer ihre Tricks mit dem Board. Andere sitzen auf einem Betonblock, trinken Cola und hören Musik. Dahinter steht eine Mutter und schaut ihrer Tochter dabei zu, wie sie mit dem Roller ihre Runden dreht und hofft wohl insgeheim, dass sie später keine aufgeschürften Knie behandeln muss. Dass es den Skate-Workshop von Alex Komm überhaupt gibt, ist der Gartenschau geschuldet, auf deren Gelände ein Sport- und Freizeitcampus entstanden ist. Zwar gab es schon zuvor Skateparks in der Stadt, doch die waren im Vergleich zum neuen im ehemaligen Kohlelager relativ bescheiden ausgestattet. „Ich finde es gut, dass die Leute jetzt einen Platz haben, an dem sie skaten können. Darauf haben viele gewartet“, sagt Komm. 240.000 Euro haben die Macher in den Park investiert, bei dessen Planung die Skater ihre Wünsche einfließen lassen konnten. Dennoch sei die Anlage in großen Teilen nur etwas für gekonnte Fahrer, sagt Komm. Besonders gefällt ihm auf dem 990 Quadratmeter großen Gelände die Bowl. Eine Mulde mit zwei Ebenen, die auf den ersten Blick aussieht wie ein trockengelegter Swimmingpool. Doch viel Zeit für Gespräche bleibt nicht. Komm muss sein Trainingsprogramm durchbringen. Auf dem Plan steht ein Manual, ein Trick, bei dem man nur auf zwei der vier Rollen des Skateboards fährt. Komm macht vor, wie’s geht. Er stellt sein linkes Bein aufs Skateboard und drückt sich mit dem rechten Fuß kräftig vom Boden ab. Dann verlagert er sein Gewicht langsam nach hinten, drückt mit der Fußspitze auf das nach oben gebogene Ende des Bretts und reißt seine Arme in die Höhe, als wollte er wie ein Kranich davonfliegen. „Das mit den Armen ist ganz wichtig, so könnt ihr das Gleichgewicht halten“, sagt er. Leon ist dran. Ein Junge mit borstigen Haaren und kecker Zahnlücke. Der Neunjährige, der mit seinem Cousin Filip aus Steinfeld mit dem Bus nach Landau gekommen ist, nimmt noch einen Schluck Wasser aus seiner orangenen Plastiktrinkflasche, bläst die Backen auf und fährt los. Es klappt nach wenigen Metern. Für einen kurzen Moment fährt er auf den hinteren Rollen seines Skateboards. „Gut“, ruft Komm. „Bei mir hat das länger gedauert, bis ich das konnte.“ Leon grinst. Während die Jungs weiter üben, hat sich Komm auf sein Skateboard gesetzt, wo er am liebsten Platz nimmt. Wird er nach der Gartenschau weiter als Trainer seinen Stunden hier geben? „Im Moment ist das nicht geplant. Aber das Schöne am Skaten ist ja, dass man sich irgendwann gegenseitig hilft, miteinander lernt“, sagt er. Deshalb soll das, was er derzeit macht, auch nur ein Anfang sein für eine Skategemeinde, die im Park vielleicht noch anwächst, wenn die Gartenschau zu Ende ist. Denn dann ist der Skatepark für jeden frei zugänglich. Info Der Skate-Workshop von Alexander Komm ist jeweils donnerstags, 16 bis 18 Uhr, im Skatepark auf dem Gartenschaugelände. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

x