Rheinpfalz Synode verbittet sich die Einmischung der Politik

„Wir wollen keine Spaltung unserer Kirchengemeinde.“ Diesen Appell richtete die Konker Pfarrerin Ulla Steinmann am Samstag an die Synodalen im Kirchenbezirk Kusel. Ob er hilft, ist weiterhin unklar. Denn auf welche Weise im Dekanat bis 2020 die geforderte Pfarrstelle eingespart wird, bestimmt die Kirchenregierung in Speyer. Bei der Tagung setzten sich die Kirchenvertreter erneut mit Vor- und Nachteilen der vom Bezirkskirchenrat favorisierten Spaltungslösung auseinander.

Ausgerechnet im saarländischen Niederkirchen trafen sich die Synodalen – dem Ort, zu dem nach dem Willen der Kuseler Kirchenspitze künftig Herchweiler und Selchenbach hinzukommen sollen. Dennoch verlief die Tagung mit wenigen Wortmeldungen erstaunlich emotionslos, nachdem bereits zuvor heiß debattiert worden war. Dabei sei die „sachliche Debatte in den Hintergrund getreten“, bedauerte der Vorsitzende der Synode, der Niederkircher Pfarrer Stefan Werner. Wenn es ums Sparen gehe, seien „Zerwürfnisse nicht zu verschweigen“, sagte er. „Sehr befremdlich“ fand Werner kritische Äußerungen von Kommunalpolitikern der betroffenen Dörfer: „Wir lassen uns von kommunaler Seite nicht sagen, was zu tun ist“, sagte er und erntete Applaus. „Wir entscheiden heute nichts, daher können alle ganz entspannt sein“, rief Dekan Lars Stetzenbach den 46 Kirchenvertretern zu. Doch richtig gelöst war die Stimmung während der gut dreistündigen Tagung nicht. Aus der Zuhörerecke waren immer wieder Unmutsäußerungen zu vernehmen: „Man reißt doch nicht die Orte auseinander“, und „sie sollen uns nicht trennen“, lauteten einige Kommentare. Die etwa ein Dutzend Gäste – überwiegend aus dem Konker Presbyterium – waren zu Beginn der Tagung belehrt worden, dass sie kein Rederecht hätten. Der langjährige Ortsbürgermeister Helmut Weyrich sagte am Rande, dass sich allein aus Herchweiler 50 bis 60 Mitglieder „umpfarren“ lassen wollten, sollte die Kirchengemeinde geteilt werden. Wie mehrfach berichtet, war die Idee des Bezirkskirchenrates auf Proteste gestoßen. Unter anderem waren 775 Unterschriften gesammelt worden, damit Herchweiler und Selchenbach mit Albessen und Konken zusammenbleiben. Nach der beabsichtigten Auflösung des Pfarramtes Konken wäre das neue Pfarramt Kusel 3, zu dem dann auch Rammelsbach zählt, mit 5560 Kirchenmitgliedern zu groß, argumentiert der Bezirkskirchenrat. „Es ist für uns nicht nachzuvollziehen, dass ein Pfarrer in Niederkirchen problemlos 2500 Gemeindemitglieder versorgen kann, aber ein Pfarrer in Kusel mit 2400 völlig überfordert wäre“, hielt Pfarrerin Steinmann dagegen. Sie gab ferner zu bedenken, dass allein Kusel, Konken und Rammelsbach in den vergangenen sieben Jahren 620 Gemeindemitglieder verloren hätten. Den ersten Hinweis auf die nächste Personalrunde hatte es beim Pfarrkonvent im Februar 2015 gegeben. Zur Kritik, die Kirchengemeinde Konken hätte sich mehr in den Strukturprozess einbringen sollen, sagte Steinmann, die Gemeinde habe sich aufgrund einer früheren Entscheidung zur Nichtaufteilung von Kirchengemeinden in einer falschen Sicherheit gewähnt – „sonst hätten wir sofort reagiert!“. Der Altenglaner Pfarrer Armand Großmann fragte nach, ob es einen verbindlichen Beschluss gebe. Stetzenbach, damals noch nicht im Amt, sagte, es habe sich um eine „Bekräftigung“ gehandelt, nicht um einen Beschluss. Keine Festlegung hatte auch der Bezirkskirchenrat vor wenigen Tagen zur Zukunft der 1070 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde getroffen. Er ließ den Presbyterien Rammelsbach und Kusel den Vortritt. Die Kuseler votierten für den Vorschlag des Bezirkskirchenrates, die Rammelsbacher sind „bereit, Zugeständnisse gegenüber unseren Geschwistern zu machen. Eine mögliche Mehrarbeit werden wir im gegenseitigen Geben und Nehmen mittragen“. Konken plädierte zuvor für die Zuordnung der gesamten Kirchengemeinde zu Kusel. „Eine Pfarrstelle muss fallen“, skizzierte Stetzenbach die Notwendigkeit der Strukturreform. Dieser Prozess gehe den Menschen näher als „irgendwelche Verbandsgemeindefusionen“, ergänzte er. „Die Zeiten, in denen wir uns nur als eigene Kirchengemeinde denken können, sind vorbei.“ Vermutungen, wonach Niederkirchen durch die Hinzunahme der beiden pfälzischen Orte die Diakonenstelle erhalten möchte, wies er zurück. (suca)

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