Rheinpfalz Spiellandschaft an Vogelstangseen

Mannheim. Der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte blickt auf sein 50-jähriges Bestehen zurück. Gegründet haben ihn 1964 Eltern behinderter Kinder unter dem Namen Spastikerverein. Zu einer Zeit, in der Begriffe wie „Integration“ und „Inklusion“ noch nicht in aller Munde waren, galt es als Ziel, Barrieren abzubauen und Hilfe anzubieten. Bei der Geburtstagsfeier vor wenigen Tagen sang Joy Fleming.

Mittlerweile sieht der Verein seine Hauptaufgabe im sozio-kulturellen Bereich: Menschen mit Handicap sollen möglichst ohne Einschränkungen teilhaben können am gesellschaftlichen Leben. Seit dem Jahr 2008 ist die nach dem Ehepaar Eleonore und Otto Kohler benannte integrative Freizeit- und Begegnungsstätte in Mannheim-Wallstadt Dreh- und Angelpunkt entsprechender Angebote. Das Gelände mit seiner großzügigen Gartenfläche unweit der beiden Vogelstangseen im gleichnamigen Stadtteil diente früher dem Grünflächenamt als Stützpunkt. Durch eine großzügige Erbschaft des Doktoren-Ehepaars Kohler ließ der Verein dort ein behindertengerechtes Freizeithaus entstehen. Neben Küche, Sanitäranlagen und dem Snoezelen-Raum gibt es in dem Haus drei Begegnungsräume, die durch Trennwände abgeteilt werden können. Dort ist Platz zum Kochen, Basteln, um Gespräche zu führen, Theater zu spielen oder Feste zu feiern. Im Außengelände soll nach und nach eine behindertengerechte Spiellandschaft angelegt werden. Der Anfang wurde dank einer Spende der Dietmar-Hopp-Stiftung in Höhe von 50.000 Euro mit der Rollstuhl-Schaukel und der Spielanlage mit Spinnennetz, Trapezliege und einem Tellerschaukelbalken gerade gemacht. Das Kohler-Haus ist nicht die erste Einrichtung, die der ehemalige Spastikerverein führt. 1977 weihte man den Sonderschulkindergarten „Regenbogen“ in Mannheim-Gartenstadt ein. Im Jahr 2000 ging das Werner-Hülstrunk-Haus mit Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung in Käfertal in Betrieb. Beide Häuser befinden sich heute unter dem Dach der Reha-Südwest für Behinderte gGmbH. Der Verein ist jedoch nach wie vor Mitgesellschafter. „Es war irgendwann ehrenamtlich nicht mehr zu leisten, diese beiden Häuser in Eigenregie zu betreiben“, erklärt die Vorsitzende Andrea Baroncioni. Mittlerweile hat man sich auf die Freizeitangebote, die es bereits Anfang der 1980er Jahre gab, konzentriert und diese kontinuierlich ausgebaut. Im Kohler-Haus finden heute regelmäßig der Samstagstreff für Erwachsene und der Schülertreff statt. Diese bieten nicht nur Aktivitäten vor Ort, sondern es geht auch gemeinsam hinaus in die Stadtparks, zur Mannheimer Mess oder zum Grillen in den Käfertaler Wald. Besonders beliebt sind die beiden Ferienfreizeiten im August. Jeweils 13 Teilnehmer ab 16 Jahre plus zwölf Betreuer reisen dann mit dem Bus nach Ahaus im Münsterland. „Eine logistische Herausforderung, nicht zuletzt, weil parallel dazu die Stadtranderholung im Kohler-Haus selbst stattfindet“, erzählt die für beide Projekte verantwortliche Elisabeth Seibel. An diesem „Urlaub ohne Kofferpacken“ nehmen rund 25 behinderte Menschen im Alter von sieben bis 99 Jahre teil. Da ist Unterstützung gefragt. Aktive Mitglieder braucht der Verein nicht nur für solche Angebote dringend. „Idealerweise sollten diese längerfristig Verantwortung übernehmen, dann könnten wir noch viel öfter außerhalb des Hauses etwas unternehmen“, sagt Andrea Baroncioni. Jeder könne sich ins Vereinsleben einbringen – Menschen mit Behinderung oder ohne. Auch Jugendliche sind angesprochen, Praxiserfahrung im Ehrenamt zu sammeln.

x