Rheinpfalz Sonne strahlt über dem Herbstmarkt

Die spannendste Fernsehsendung in der vergangenen Woche war sicher für viele Wolfsteiner der Wetterbericht. Denn kurz vor dem Herbstmarkt hatten stürmische und nasskalte Tage den „goldenen Oktober“ abgelöst. Aber zum Fest wurde es trocken und am Sonntag auch sonnig.

Das viertägige Fest aus Herbstmarkt und Kerwe begann traditionell mit dem Schlachtfest im Landgasthof Königsberg. Wie in den vergangenen Jahren waren viele Gäste gekommen, die mit einem deftigen Auftakt und einer soliden „Unterlage“ beginnen wollten. Am Samstagabend gab es drei verschiedene Veranstaltungen. In der Aula der Realschule plus, wo DJ Franz Rheinheimer für die Musik verantwortlich war, feierten vor allem die Jüngeren. Für die mittlere Altersgruppe gab es neben dem Königsberg eine originale „Schirmbar“, wie sie in vielen Skigebieten am Ende einer Piste steht. Hier sorgte Dirk Reich für eine Mischung aus Pop und Volksmusik, die im Laufe des Abends immer mehr Besucher anlockte. Die Straße zu Nagillers „Denkmalwerkstatt“ hatten Kinder liebevoll mit Kreidezeichnungen geschmückt. Im Inneren erwartete die Gäste ein musikalisches Schmankerl. Doris Kranewitter aus Nassereith, die Schwester Erhard Nagillers, hatte ihre Steirische Harmonika mitgebracht. Darauf spielte sie einige beschwingte Tänze, die in dem urigen Raum eine zünftige Hüttenatmosphäre schufen. Der Sonntag begann mit einem Traktorentreffen, zu dem Christian Schneider eingeladen hatte. Da konnte man liebevoll gepflegte Oldtimer aus den Jahren 1950 bis 1960 bewundern. Die Entwicklung der Zugmaschinen wurde eindrucksvoll demonstriert durch Schneiders Traktor der Firma John Deere aus dem Jahr 1972, der etwa doppelt so groß ist wie die älteren Modelle. Aber nicht nur Technik, sondern auch Kunsthandwerk wurde am Herbstmarkt geboten. Im Keller des Rathauses zeigte Hans Joachim Neurohr aus Oberweiler im Tal eine Reihe von Holzarbeiten. Neurohr ist gelernter Schreiner und bearbeitet seit vielen Jahren einheimische Hölzer mit der Kettensäge und der Flex. Dabei entstehen Schalen, Figuren oder abstrakte Skulpturen. Besonders eindrucksvoll waren die Suiseki, Beispiele für eine Kunst, die vor über 2000 Jahren in Japan entstand. Auf individuell gestalteten Holzsockeln werden Steine präsentiert, die eine besondere Form oder Farbe besitzen. Gegen Mittag waren einige dunkle Wolken über den Königsberg gezogen, aber pünktlich um 14 Uhr zum Kerweumzug schien wieder die Sonne. Auf sechs Wagen und zu Fuß zogen die verschiedenen Wolfsteiner Vereine durch die Stadt. Am Ziel bemühten sich neun Mitglieder der Rowos, den Kerwestrauß aufzustecken. Die Kerwerede hielt Yannick Metzger, der sie zusammen mit Felix Raquet verfasst hatte. Humorvoll wurde an verschiedene Ereignisse des vergangenen Jahres erinnert, zum Beispiel an den Unfall des Feuerwehrautos beim Reckweilerhof oder die Wahl des Verbandsbürgermeisters. Den unterlegenen Kandidaten ehrten sie, indem sie den Kerwestrauß Michael Kolter tauften. Aber auch die Zukunft des Ärztehauses war ein Thema. Den Wolfsteinern wurde geraten, nicht mehr krank zu werden, wenn im nächsten Jahr beide praktischen Ärzte aufhören. Am Samstagabend war es auf dem Rathausplatz recht still gewesen, nur der Getränkestand wurde eifrig besucht. Am Sonntagnachmittag ging es dafür umso lebhafter zu. Auch die Kinder kamen auf ihre Kosten. Für die Jüngsten gab es eine „Kinderschleife“, auf der sie im Feuerwehrauto, in der Lokomotive oder im Boot fahren und Krach machen konnten. Die älteren Kinder bevorzugten die „Boxautos“ des Autoscooter. Der elfjährige Marc aus Roßbach hatte seine 20 Euro Kerwegeld bald ausgegeben. Aber dann lud er seinen Großvater zu gemeinsamen Fahrten ein, die dieser dann natürlich auch bezahlte. Die Geschäfte, die am verkaufsoffenen Sonntag teilnahmen, berichteten über unterschiedliche Erfahrungen. In den meisten Fällen waren viele Besucher gekommen und einige hatten auch zu einen guten Umsatz beigetragen. Dabei spielte neben dem Angebot vor allem die Nähe zum Marktplatz eine wichtige Rolle. Die anderen Geschäftsleute werteten die Aktion zumindest als eine gute Werbung für sich und die Stadt Wolfstein. Aber Gastronomen wie Geschäftsleute zeigten sich unzufrieden mit den Straßensperrungen: Die Baustellen zwischen Kaulbach, Rothselberg und Rutsweiler haben ihrer Meinung nach viele Besucher aus umliegenden Gemeinden abgehalten, die regelmäßig zum Herbstmarkt kommen. Mit einem Weißbierfrühschoppen und Grillhaxen ging es gestern deftig weiter. Denn auch am Montag wollten die Wolfsteiner noch einmal ausgiebig feiern. (dhb)

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