Rheinpfalz „Seriös informieren“ statt „Lorbeeren stibitzen“

„Projekte, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat“, „bundesweit einmalig“, „das gibt es so noch nicht“ – unter anderem mit diesen Schlagworten sind vergangene Woche im Kaiserslauterer Stadtrat einige der Digitalisierungsprojekte der Stadt Kaiserslautern vorgestellt worden. Aber sind die wirklich so fortschrittlich? Die RHEINPFALZ hat mit KL.digital-Geschäftsführer Martin Verlage gesprochen.

In der Sitzung ist unter anderem eine dynamische Straßenbeleuchtung präsentiert worden, die von der Feuerwehr im Einsatzfall heller eingestellt werden kann, um den Unglücksort besser auszuleuchten. Ein akustisches Signal oder Lautsprecherdurchsagen von entsprechend ausgestatteten Straßenlampen könnten zusätzlich auf Gefahren hinweisen (die RHEINPFALZ berichtete). Im nordrhein-westfälischen Solingen gibt es das teilweise schon: Dort können Einsatzkräfte nach Bedarf die Straßenlampen am Einsatzort heller stellen. Zwar noch nicht im ganzen Stadtgebiet, aber das soll nach und nach umgerüstet werden. Das Projekt in Solingen läuft bereits seit gut einem Jahr, der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtete im November 2017. In Kaiserslautern befindet man sich noch in der Konzeptphase. Darauf angesprochen, erwidert KL.digital-Geschäftsführer Martin Verlage, der die Digitalprojekte zusammen mit Feuerwehrdirektor Konrad Schmitt im Stadtrat vorgestellt hatte: „Das haben wir so noch nicht gewusst.“ Einzigartig sei an dem Kaiserslauterer Straßenbeleuchtungsprojekt jedenfalls die Kombination aus Lampensteuerung und Lautsprecher: „Wir hatten eine Referatsleiterin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu Gast, die uns sagte, dass sie das so noch nicht gehört habe.“ Er zeigt sich überzeugt, dass „wir in Sachen Alarmierung der Bevölkerung die Ersten sind, die so denken und planen“. Im Bereich Straßenbeleuchtung herrsche derzeit eine regelrechte Goldgräberstimmung, „da gibt es sehr interessante Ideen“, die Technik entwickele sich schnell und in dem Markt sei viel Bewegung drin. Verlage: „Und bundesweit einmalig heißt nicht, dass da nicht auch andere dran denken.“ Er habe sich nach dem ersten RHEINPFALZ-Telefonat umgehend mit der Stadt Solingen in Verbindung gesetzt: „Solingen ist uns bisher nicht aufgefallen, da die Stadt aber eine mit Kaiserslautern vergleichbare Größe hat, ist der Hinweis wertvoll.“ Auch andere sogenannte Smart-City-Lösungen im Leuchtenbereich verfolge man mit großem Interesse. Dass ein Projekt einmalig sei, könne auch mit der Art und Weise zusammenhängen, wie ein Problem gelöst werde – selbst wenn das Ergebnis augenscheinlich das gleiche ist. Verlage: „Was die Drohne angeht, könnten wir beispielsweise – mit unbegrenzten Geldmitteln – eine Satelittenanbindung in die Leitstelle schaffen. Aber wir haben unseren eigenen Lösungsweg gefunden.“ Dass die kombinierte WLAN-mit-mobilem-Glasfasernetz-Lösung für Großveranstaltungen wie Altstadtfest oder Kerwen „in dem Maße einmalig ist“, davon sei Verlage überzeugt. Das Projekt war vergangene Woche ebenfalls dem Stadtrat kurz vorgestellt worden: „Da gibt es vielleicht ähnliche Lösungen, wie Sicherheitsbehörden verbunden werden, aber keine wie unsere.“ Verlage betont: „Die KL.digital und die Stadtverwaltung wollen seriös informieren – erst recht den Stadtrat – und keine Lorbeeren stibitzen.“ Allerdings drehe sich der Planet immer schneller und man bekomme bei der Vielzahl der Themen nicht alles mit.

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