Kultur Südpfalz Seelenschmerz und Zuversicht

Mit Katharina Leyhe, Sopran, Sandra Stahlheber, Alt, Andreas Wagner, Tenor, Philip Niederberger, Bass, der Landauer Kantorei an der Stiftskirche und der Kammerphilharmonie Mannheim erklingt am Karfreitag, 3. April, 18 Uhr, in der Stiftskirche die Messe f-moll von Bruckner. Die Leitung des Benefizkonzerts, das von Energie-Südwest und Sparkasse SÜW Landau unterstützt wird, hat Stiftskantor Stefan Viegelahn.

Als Anton Bruckner im Frühjahr 1867 mit den ersten Skizzen für die f-Moll-Messe beginnt, ist sein Aufenthaltsort eine Nervenklinik in Bad Kreutzen. Er steckt wieder tief in seelischen Nöten, ist überarbeitet, depressiv und – wie er selbst lakonisch diagnostiziert – „dem Irrsinn nahe“, was sich in manischen Handlungen äußert wie etwa dem Zwang, ständig Gegenstände zu zählen. Zudem war zuvor ein Heiratsansinnen des 43-jährigen, in höchstem Maße Heiratswilligen – zum wiederholten Male schon – abschlägig beschieden worden. In der Krise widersetzt sich der sonst so Fügsame dem Verbot der Ärzte und komponiert. „Ich hab müss’n und es war g’scheiter als der Müßiggang“, sagt er und behält recht. Im September darf er, geheilt und wieder im Leben angekommen, zurück nach Linz. Dort komponiert er mit neuen Kräften weiter an der f-moll-Messe. Aber Linz, wo er vor allem als Orgelvirtuose reüssiert hat, ist Bruckner längst zu eng geworden. Im Herbst 1868 übersiedelt er nach Wien, wo sich das berufliche Trittfassen freilich zunächst mühsam gestaltet. Die jetzt vollendete f-Moll-Messe – ein Auftragswerk für die Wiener Hofkapelle – soll noch im gleichen Jahr zur Aufführung kommen. Das akademische Wien der 1860er- Jahre hatte wenig Toleranz für „Landpomeranzen“. Anton Bruckner - bescheiden, nachgerade demütig, tief gläubig, zuweilen kauzig bis infantil, bar jeder Tischmanier und in frugalem Habit – fiel auf. Man nahm ihn nicht ernst. Die Kritik an seiner neuen Messe, von deren Qualität er überzeugt ist, verstört ihn. Aber er reagiert wie stets mit gesenktem Kopf. Die Partitur der f-Moll-Messe verschwindet, bereits mit eingeklagten Änderungen versehen, für fast vier Jahre in der Versenkung. Am 19. Juli 1872 – mittlerweile ist Bruckner Organist der Hofkapelle Wien und unterrichtet am Konservatorium – wird das Werk in der Augustinerkirche uraufgeführt. Die Partitur stellt vor enorme Aufgaben. Formal ein Musterbeispiel an strategischer Planung –, sind Bruckners polyrhythmische Sequenzen und harmonische Rückungen von ungeheurer Kühnheit und Wirkung. Wie ein Mantel umschließen die Ecksätze das Werk: Das dreiteilige, zunächst innig flehende Kyrie, das am Ende kraftvoll zuversichtlich auf das jubelnde Gloria weist, und schließlich das Dona nobis pacem, in dem Bruckner die signifikantesten Themen der vorigen Teile nochmals resümierend Revue passieren lässt. Und auch wenn Bruckners f-Moll-Messe, wie sein gesamtes sakrales Schaffen, sehr viel mehr Bodenhaftung aufweist als seine großen Orchesterwerke – hier nimmt die Grenzen sprengende Harmonik seiner späten Sinfonien ihren Ausgang.

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