Rheinpfalz Scheinfrucht mit wertvollem Inhalt

THALLICHTENBERG. Erst Dornen, dann juckende Härchen: Die Hagebutte macht es dem Menschen nicht gerade leicht. Und dann noch die aufwendige Zubereitung. Doch es lohnt sich, wie Helga Deegener aus Börsborn verdeutlicht. An zwei Abenden stellte die Heilpflanzenfachfrau die Hagebutte zahlreichen Interessierten in der Zehntscheune auf Burg Lichtenberg vor. Dabei wurde schnell klar: Die kleine Rote kann viel mehr als nur Tee. Streng genommen handelt es sich bei der Frucht der Heckenrose um die kleinen Kerne in der Hagebutte. Die Hagebutte selbst ist eine Scheinfrucht. Beim Sammeln sollte sie nicht mehr steinhart sein. Verwendet werden können Kerne sowie Schalen und Mark. Für einen Vorrat an getrockneten Hagebutten entfernt man Blüten- und Stängelansatz, schneidet die Früchte auf und kratzt die Kerne heraus. Dann können die Schalen gewaschen und möglichst schnell getrocknet werden. Um die Kerne zu verwenden, sollen diese laut Deegener mehrfach gewaschen werden, damit möglichst keine Härchen mehr anhaften. Ein Tee aus den Kernen wirkt harntreibend und entschlackend. Er kann als Prophylaxe von Personen mit Neigung zu Blasen-, Nieren- oder Gallengries angewendet werden. Dazu werden die „Nüsschen“ eine halbe Stunde gekocht. Die gemahlenen Kerne gelten zudem als Vanille-Ersatz. Wohlschmeckend ist auch der Tee aus den Schalen. Mit einem Viertelliter kaltem Wasser aufgesetzt, lässt man zwei Teelöffel Hagebutten eine halbe Stunde köcheln. Abseihen, dann heiß trinken. Das in der Hagebutte enthaltene Vitamin C ist zwar relativ hitzestabil. Noch mehr bleibt davon erhalten, wenn die Schalen schon in kaltem Wasser eingeweicht werden, bevor sie – dann nur etwa fünf Minuten – geköchelt werden. Der so zubereitete Tee ist längst nicht so tiefrot wie ein gekaufter Hagebuttentee. Das liegt nach Auskunft von Helga Deegener daran, dass fertigen Beuteln oft stark färbender Hibiskus zugesetzt ist. „Die Säure des Hibiskus vertragen aber nicht alle“, weiß sie. Die Hagebutte gehöre neben dem Sanddorn zu den Wildfrüchten mit dem höchsten Vitamin-C-Gehalt in unseren Breiten. Enthalten sind unter anderen die Vitamine B1 und B2 (gut für die Nerven), Vitamin E und Betakarotin. Gerbstoffe wirken positiv auf Magen und Darm. Zu den Inhaltsstoffen gehören ferner Spurenelemente wie Eisen, Zink, Kupfer und Calcium. Die Hagebutte eigne sich bei Zahnfleischproblemen ebenso wie zur Stärkung der Abwehrkräfte und bei Fieber. Äußerlich wirken Hagebutten in Umschlägen und Wickel. Sie gelten als schmerzlindernd und entzündungshemmend bei Rheuma, Gicht und Arthrose. Schon in der Antike stand die Rose für Jugend, Schönheit und Liebe. Das habe sich bis heute nicht geändert, berichtet Deegener. Das Öl aus den Kernen pflege vor allem ältere Haut. In der Küche findet die Frucht der Hecken- oder Hundsrose (rosa canina) weitere Verwendung als Marmelade, kalt gerührtes, köstliches Mus, Sirup, Likör und Fruchtwein. Überraschend lecker ist eine fruchtige Suppe aus Hagebutten. Auch eignet sich die Frucht für Soßen. Je länger die roten Vitaminbomben am Strauch hängen, desto weicher und süßer werden sie. Denn durch Frost werden die darin enthaltenen Kohlenhydrate in Zucker umgewandelt. Deegeners Empfehlung für eine herbstliche Vitaminkur: Morgens und abends nach der Mahlzeit eine entkernte, frische Hagebutte verzehren.

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