Eisenberg Rund 50 Tonnen Lehm verbaut

Bauherrin Gudrun Vest präsentierte Bürgermeister Adolf Kauth und vielen Gästen ihren Vierkanthof.
Bauherrin Gudrun Vest präsentierte Bürgermeister Adolf Kauth und vielen Gästen ihren Vierkanthof.

Das Fachwerk zur Straßenseite ist noch eingerüstet, ebenso die Innenseiten des Vierkanthofes in der Hauptstraße 107. Alles Zeichen, dass hier noch gearbeitet wird und die endgültige Fertigstellung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Doch am vergangenen Samstag, dem offiziellen Tag der Städtebauförderung, öffneten die Eigentümer des charakteristischen Spätbarockbaus, Gudrun und Wayne Vest, Tür und Tor und gewährten den zahlreichen Besuchern einen Einblick in das historische Gemäuer. Vor über fünf Jahren haben sie das Anwesen gekauft, erzählt die Hausherrin und gesteht: „Wir haben uns sofort in das Haus verliebt.“ Und auf ihr begeistertes Schwärmen, es sei „so schön“, habe ihr Architekt nur sachlich-nüchtern geantwortet: „Ja, schön kaputt.“ Doch mittlerweile hat sich am Haus einiges getan. Die Dachfläche des Vorderhauses und der rückwärtigen Scheune ist komplett neu eingedeckt. Im Innenhof ist das Fachwerk über dem Sandsteingeschoss in der ersten Etage neu angelegt worden, und im Innern des Hauses wurden sämtliche Leitungen und Installationen neu verlegt. Für wohlige Wärme sorgt eine Fußbodenheizung, und alle Innenwände sind mit Lehm gestaltet. „Wir haben bisher rund 50 Tonnen Lehm verbaut“, erzählt Gudrun Vest, die damit rechnet, in etwa acht Wochen endlich in ihr neues Heim einziehen zu können. Denn Messungen haben ergeben, dass der Estrich noch nicht völlig trocken ist. Gudrun Vest lobt alle am Bau tätigen Handwerker für ihren „tollen Einsatz“ und die geleistete Arbeit, die nicht immer einfach gewesen sei. Verständlich in einem Gemäuer, das immerhin schon über 250 Jahre auf dem Buckel hat, die Jahreszahl 1763 auf der Kartusche über der Haustür weist darauf hin. „An manchen Tagen mussten die Fachleute erst mal lange überlegen, welchen Schritt sie als nächstes tun müssen“, erzählt Vest. Im Unterschied zu einem genormten Neubau eine echte handwerkliche Herausforderung für die Profis, die aber immer eine Lösung für die Probleme gefunden hätten. Ursprünglich hatten die neuen Eigentümer rund 800.000 Euro für die Renovierung und Herrichtung des Objektes veranschlagt. Mittlerweile sei die Marke doch schon überschritten. Trotz Fördergeld aus der Städtebauförderung bleibe noch ein ansehnlicher Brocken übrig. Trotzdem hat bei der stolzen Eigentümerin die anfängliche Freude und Begeisterung noch nicht nachgelassen, obwohl es auch einige unvorhergesehene Rückschläge gegeben habe. Immerhin sei dieses Bauvorhaben das größte private Sanierungsprojekt gemeinsam mit der Stadt gewesen, sagte Stadtbürgermeister Adolf Kauth (FWG) in seiner Ansprache. Er lobte den Mut des Paares, dieses Vorhaben anzugehen, um „sich einen Traum zu erfüllen“. Insgesamt habe die Stadt in den vergangenen 25 Jahren zehn Millionen Euro in die Stadtsanierung investiert, rechnete Kauth vor. 25 alte Gebäude wurden von der Stadt erworben und abgerissen, zudem hat die Stadt im Rahmen dieses Programms 15 Grundstücke aufgekauft. Als kleines Zeichen des Dankes überreichte Kauth den Eigentümern den Eisenberger Brotstempel und ein Schild, das an der Außenwand angebracht wird, mit dem Hinweis auf den „Tag der Städtebauförderung“. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Eisenberger Blaskapelle, die in der rückwärtigen Scheune bei der regnerischen Witterung im Trockenen saß. Vermutlich ist die Scheune später erbaut worden, der Querbalken trägt die Jahreszahl 1834. Die Landfrauen verköstigten die Besucher, und im Innenraum konnten diese sich anhand von Planungsunterlagen über verschiedene Projekte im Rahmen der Städtebauförderung in Eisenberg informieren. Buchstäblich ins Wasser gefallen sind die auf dem Freiheitsplatz geplanten Spiele mit dem Kindermobil, die dann im Torbogen Unterschlupf fanden. Ebenfalls vorgesehen waren Auftritte mit Gesang der Kinder des städtischen Kindergartens St. Elisabeth. An anderer Stelle präsentierten dann am Nachmittag die Donnersberger Konzepte und das Evangelische Diakoniewerk Zoar das Projekt „Mehr Mitte Bitte“ mit den beiden neuen, altersgerechten Mehrfamilienhäusern in der Jahnstraße und dem Umbau des ehemaligen Bürgerhauses. Wie Zoar-Direktor Peter Kaiser ankündigte, soll der Baubeginn an diesem Gebäude noch im Herbst dieses Jahres erfolgen.

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