Rheinpfalz Rat: Nicht erpressen lassen

Aufwändiger als gedacht fällt die Instandsetzung der wichtigen Verbindungstreppe zwischen Haupt- und Prinzregentenstraße aus – und 61.000 Euro teurer obendrein. Das erklärte Bernd Naßhan vom Planungsbüro ISA (Heltersberg) auf der Dringlichkeitssitzung des Rodalber Stadtrates am Donnerstag.

Die Firma Peter Groß, St. Ingbert, aktuell mit dem Rückbau der Hauptstraße beschäftigt, hatte in ihrem Nachtragsangebot diese Summe ermittelt, wollte bei Zustimmung des Rats bereits am kommenden Montag mit den Bauarbeiten beginnen oder bei Ablehnung unversehens abziehen. Sie holte sich eine Abfuhr. Bürgermeister Wilhelm Matheis hatte wegen dieser „Zwangslage“ zur Dringlichkeitssitzung des Stadtrats eingeladen. Am Montag, teilte Matheis mit, beginne das Bauunternehmen Maué (Schopp) mit der Verlegung der Wasserleitungen. Danach setze die Firma Groß die Straßenbauarbeiten fort. Nun hätten die Erfahrungen im ersten Bauabschnitt (Pirmasenser Straße bis Spiegelbrunnen) gezeigt, dass sich beide Unternehmen bei Parallelarbeiten behinderten und sie daher den zeitgleichen Einsatz ablehnten. „Behinderungen gehen immer mit Kosten einher“, meinte ISA-Ingenieur Bernd Naßhan, „und diese Kosten machten die Firmen gegenüber der Stadt geltend“. Also schlug das Unternehmen Peter Groß vor, sich zur Überbrückung den Ausbau der Treppe gegenüber dem „Peterhof“ vorzunehmen. Als „Haken an der Sache“ stellten sich jedoch die Kosten heraus. Dem Stadtrat missfiel neben dem Preis auch die Großsche Ankündigung, im Falle einer negativen Entscheidung unverrichteter Dinge aufzubrechen, so dass später wieder für etwa 4000 Euro (fünf Prozent der Baukosten) eine neue Baustelle eingerichtet werden müsste. Willi Widmaier (CDU) fühlte sich „die Pistole auf die Brust gesetzt“, Torsten Striehl (SPD) sah sich vor „einer Kröte sitzen“, die geschluckt werden sollte, und Ralf Lehmann (Grüne) äußerte sich schlichtweg „genervt“. Für den Kostenanstieg zur Herstellung der Treppe hatte Bernd Naßhan natürlich eine Erklärung. Die „Planung im Vorfeld“, sagte er, sei nach „äußerlichen Besichtigungen und vereinzelten Probebohrungen“ erstellt worden. Erst nach „Öffnung des Podestes“ habe sich das ganze Unheil gezeigt. Statt dem einfachen Rückbau der Treppenstufen, dem Wiederaufbau und der Ausstattung des Wegs mit einem Geländer sei der Mehraufwand offensichtlich geworden. Es bedürfe jetzt eines neuen Unterbaues für die Treppenstufen, neuer Betonfundamente, einer neuen Entwässerungsleitung und der wasserdichten Herstellung des Podests. Peter Pfundstein (FWG) warf den ISA-Ingenieuren „Planungsfehler“ vor, Naßhan erwiderte: „Der Unterbau schien ganz ok zu sein.“ Willi Widmaier kritisierte die „blauäugige Vorgehensweise ohne gründlichen Überblick“. Anton Matheis (CDU) störte sich wie andere Ratsmitglieder auch an der „späten Information“ durch die ISA. Bei „rechtzeitiger Info“, die schon „Anfang des Jahres möglich“ gewesen wäre, hätte die Stadt ein „besseres Angebot“ erhalten können. Spätestens in der letzten Ratssitzung hätte Torsten Striehl eine Auskunft der ISA erwartet. Matheis unterbrach die Sitzung für eine Viertelstunde, um den Fraktionen Gelegenheit zur Beratung zu geben. Hierbei zog sich die Firma Groß mehr und mehr den Groll des Stadtrates zu. Als erster nach der Pause meldete sich Willi Widmaier zu Wort: „Die CDU-Fraktion will die Arbeiten an der Treppe neu ausschreiben, um einen besseren Preis zu erzielen.“ Peter Pfundstein schloss sich dieser Auffassung an. Er schlug zudem vor, die derzeit gesperrte Treppe über den nahenden Winter „begehbar“ zu machen. Das geöffnete Podest werde geschlossen, befand der Stadtbürgermeister, der Bauhof schraube zur provisorischen Nutzung Winkel an die Treppenstufen. Letztlich entschied der Rat einstimmig: Das Nachtragsangebot der Firma Peter Groß schmetterte er ab, die neue Ausschreibung wurde ebenso befürwortet wie die Nutzbarmachung des Treppenwegs durch Flick- und Behelfsarbeiten. (ns)

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