Kultur Südpfalz „Prägende Gestalt der Kunstszene“

„Landau verlor mit Clemens Jöckle eine der prägenden Gestalten der hiesigen Kunstgeschichte“, so Heinz Setzer, der langjährige frühere Vorsitzende des Landauer Kunstvereins Villa Streccius in seiner Stellungnahme zum Tod des Kunsthistorikers und Theologen, der Anfang Juni starb (siehe Kulturseite der Am 16. Juni wurde Jöckle in Speyer beerdigt.

Setzer schreibt: „Nicht nur dort, wo er über zehn Jahre die Städtische Galerie leitete, spürt man den Verlust, auch in Landau, wo er viele Jahre als Vorsitzender des Kuratoriums des Strieffler-Haus-Fördervereines und als dessen Spiritus rector das Strieffler-Haus zu einem Ort der Bewahrung und Wiederbelebung früher Pfälzer Kunst gemacht hatte. Doch nicht minder ist ihm der Kunstverein Villa Streccius zu Dank verpflichtet, nicht nur für Jurorentätigkeit, Vernissagereden und Fachvorträge, deren geradezu enthusiastischer Vortragsstil unvergessen ist. Vor allem wurden durch eine fast fünfzehnjährige Zusammenarbeit Jöckles mit dem Landauer Kunstverein eine Reihe von Projekten und Ausstellungen realisiert, die bis heute kunsthistorische Meilensteine gesetzt haben: 1997 war dies die Ausstellung zu dem Landauer Maler Hermann Croissant mit einer künstlerischen Neubewertung zum 100. Geburtstag des Künstlers, dokumentiert im Katalog ,Von Arkadien und anderswo’. 2003 erfolgte die gemeinsame Aufarbeitung mit Ausstellung und Katalog zu Werk und Leben des Ilbesheimer Malers Adolf Doerner, den Jöckle mit Archivforschungen weitgehend von damals noch virulenten Nazivorwürfen entlasten konnte. Ganz unbestritten ein Chef d’Oevre der Kooperation wurde 2005 die große Ausstellung ,F. F. Koch und Co.’, für die erstmals der gesamte Bestand der Landauer Städtischen Kunstsammlung gesichtet und beschrieben wurde. Das begleitende Katalogbuch besitzt bis heute für den städtischen Kunstbesitz Handbuchcharakter. Eine der sicher ambitioniertesten Aufgaben, die Kunstverein und Jöckle, diesmal als Kurator des Museums Strieffler-Haus, gemeinsam bewältigten, war 2008 das Großprojekt ,Vom Keller ans Licht. Aufbruch und Neuorientierung in der pfälzischen Kunst nach 1945’, wobei erstmals in der Landauer Geschichte eine Tandemausstellung zwischen Villa Streccius und Strieffler-Haus zustande kam. Mehrere Dutzend staatliche wie städtische Museen und Galerien sowie viele Privatsammler konnten damals, nicht zuletzt durch die guten Verbindungen Jöckles, eingebunden werden, um der ,verlorenen pfälzischen Künstlergeneration’ der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nachzuspüren. Für manche Künstlernamen bedeuteten Ausstellung und Katalog eine wahre Wiedergeburt in der Öffentlichkeit. Zwar entspricht es nicht vorrangig dem Selbstverständnis von Kunstvereinen, kunsthistorische Perspektiven zu bearbeiten, doch hier wurden durch die kenntnisreiche Offenheit des Blicks auch Wege in die aktuelle Kunstszene gelegt. Vielfach wurden so Blickwinkel kontrastiert: zeitgenössische Kunst stand Vergangenem gegenüber, ein Dialog, der immer spannend war. Viele gemeinsame Pläne gab es noch, die durch den Tod Jöckles untergingen.“ (rhp)

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