Rheinpfalz Plötzlich Pflegefall

Der Pflegestützpunkt (PSP) Dahn umfasst mit den drei Verbandsgemeinden Dahn, Pirmasens-Land und Hauenstein ein großes Gebiet, in dem 36.000 Menschen leben, sagt Hans-Gerd Johann. Er berät dort die Menschen rund um das Thema Pflege – vom ambulanten Pflegedienst bis zur Tagesbetreuung.

Manchmal muss es bei Hans-Gerd Johann schnell gehen. Der Zeitpunkt, ab dem ein Mensch Pflege braucht, ist selten im Voraus absehbar. Wird ein Angehöriger plötzlich zum Pflegefall, sind die wenigsten darauf vorbereitet. „Dann stehen die Leute vor vollendeten Tatsachen und müssen überlegen, wie sie die Pflege zu Hause sicherstellen können“, sagt Johann. Das ist meist der Moment, in dem er ins Spiel kommt. Entweder vermittelt das Krankenhaus den Kontakt oder Betroffene werden anderweitig auf den Pflegestützpunkt aufmerksam. Dort erhalten sie eine kostenlose Beratung und Hilfe bei der Organisation der Pflege – vom Antrag auf eine Pflegestufe bis zum Versorgungsplan, der regelt, welcher ambulante Dienst welche Aufgabe übernimmt. Johann empfiehlt den Angehörigen, sich früh an einen PSP zu wenden – bevor sie mit der Pflege überfordert sind. „Sie sind nicht verpflichtet, alles allein zu tun“, sagt Johann und rät den Angehörigen, sich nicht nur Hilfe zu suchen, sondern diese auch anzunehmen. Neben Dahn gibt es noch zwei weitere Pflegestützpunkte in der Region, den PSP Waldfischbach-Burgalben und den PSP Battweiler. Sie alle haben sich an dem Pflegebericht Südwestpfalz beteiligt, in dem die Kreisverwaltung die Pflegesituation im Landkreis dokumentiert hat (wir berichteten). Aus Sicht der PSP gibt es in der Region noch einiges zu tun. Ein Problem bringt die ländliche Struktur mit sich: Bestimmte Angebote seien einfach zu weit weg vom Wohnort der Menschen, berichtet Johann. Andere Angebote wiederum fehlen ganz. Dazu gehören Tagespflegeplätze für Menschen mit Demenz. In diesem Bereich gebe es in der Region zwar Bedarf, die Plätze seien jedoch rar. Zudem sei es ein Problem, die Menschen von ihrem Wohnort zu den Einrichtungen zu bringen. Eine Möglichkeit könnte es sein, dass die Pflegekassen künftig die Kosten für eine Taxifahrt zur Betreuungsstelle übernehmen, kann sich Johann vorstellen. In ländlichen Gebieten sei es wichtig, auch in kleineren Ortschaften dezentrale Betreuungsangebote zu schaffen – darunter falle beispielsweise das Angebot einer stundenweisen Betreuung älterer Menschen. Das wäre für die pflegenden Angehörigen eine Entlastung. Das Thema Kurzzeitbetreuung spielt jedoch nicht nur bei der älteren Generation eine Rolle, sondern auch bei jüngeren Menschen. Kurzzeitpflegestellen für jüngere Menschen gebe es zurzeit keine, berichtet Johann. Ein weiteres Problem sei das Essen auf Rädern. Denn die ambulanten Pflegedienste fahren wegen einer Essensportion nicht in alle kleinen Dörfer, wie Johann ausführt. Im Pflegebericht wird der große Nachfragebedarf zu seniorengerechten Wohnungen und legalen 24-Stunden-Pflegekräfte aufgeführt. Um diese und andere Fragen zu beantworten, empfehlen die PSP der Kreisverwaltung, eine Broschüre zur Pflege zusammenzufassen – was laut Pflegebericht geplant ist. Doch trotz der Probleme, die die PSP im Pflegebericht aufzählen, funktioniere die Pflege im ländlichen Raum noch gut, ist Johann überzeugt. Dank Ehrenamt, Nachbarschaftshilfe und den ambulanten Diensten lasse sich vieles ermöglichen.

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