Eisenberg „Persönliche Kontakte fehlen“

EISENBERG/RAMSEN. Seit einem Jahr sind die beiden evangelischen Pfarrer der Eisenberger Kirchengemeinde auch als Seelsorger für die Protestanten in Ramsen zuständig. Nach dem Abschied von Pfarrer Winfrid Höbelt ist die Ramser Pfarrerstelle nicht mehr besetzt worden. Über die Veränderungen für die Protestanten in den Gemeinden, über Reibungspunkte und positive Erfahrungen sprach Pfarrerin Luise Burmeister mit der RHEINPFALZ.

Genau ein Jahr ist seit der Zusammenführung vergangen, was beobachten Sie für sich selbst, welche Auswirkungen spüren Sie?

Ich bedauere, dass vor allem die intensive Beziehung zu den Menschen verloren gegangen ist, gerade auch zur Gottesdienstgemeinde. Durch die veränderten Gottesdienstpläne sind wir, also Karl-Ludwig Hauth und ich, weniger in den einzelnen Kirchen, bei natürlich gleichem Arbeitsaufwand. Wir treffen die Menschen weniger vor Ort an, ohne genaue Planung geht gar nichts mehr. Gerade vor diesem Hintergrund bin ich auch sehr dankbar für die Arbeit der vier Lektoren, die wir in Eisenberg und Ramsen haben. Wenn mal jemand krank ist, dann ist schon die Durchführung der Gottesdienste auch mal auf Kante genäht. Gab es schon konkrete Ausfälle bei den Gottesdiensten? Bisher glücklicherweise nur einmal: im Seniorenheim in Ramsen. Ich selbst wurde krank, Pfarrer Hauth war verplant, die Lektoren haben ja alle noch andere Berufe, da mussten wir diesen Termin während der Woche absagen. Im Sonntagsgottesdienst wird es diesen Fall sicher nicht geben. Zwei Kirchengemeinden bedeuten auch zwei komplett eigenständige Verwaltungen und Presbyterien. Wäre es nicht besser, das auch zusammenzulegen? Für die Ramser Identität sicher nicht. Zwar waren die Ramser Presbyter die ersten, die dies vorgeschlagen haben. Dann haben sie die Idee aber wieder verworfen. Wenn sie zu Eisenberg dazukämen, dann würden lediglich einige wenige Vertreter aus Ramsen noch in einem gemeinsamen Presbyterium für die Interessen der Ramser Protestanten eintreten. Es gibt weiterhin zwei Kirchenbuchführungen, zwei Haushaltspläne, was letztlich bedeutet, dass sich die Zahl der Sitzungen mit den Gremien für uns Pfarrer fast verdoppelt hat. Gibt es konkrete Reibereien zwischen den Kirchengemeinden in Ramsen und Eisenberg? So etwas ist uns noch nicht zu Ohren gekommen. Es überwiegt die Freude darüber, dass mit Hilfe der Lektoren die Anzahl und Art der Gottesdienste aufrechterhalten wird. Sicher sind die Presbyterien noch damit beschäftigt, sich daran zu gewöhnen, dass für die Unterhaltung der Pfarrhäuser in Eisenberg jetzt auch für die Ramser Gemeinde Kosten entstehen. Dafür verkauft Ramsen sein Pfarrhaus. Der Umzug eines Pfarrers nach Ramsen hätte aus meiner Sicht mehr Nachteile für die beiden Gemeinden gebracht. Für die protestantischen Christen in Ramsen bringt die Zusammenarbeit sogar Vorteile, denn auch für sie ist jetzt immer zu den Öffnungszeiten des Pfarrbüros ein Ansprechpartner da. Gibt es auch eine grundsätzlich positive Auswirkung? Persönlich denke ich: Nein. Die persönlichen Kontakte in Ramsen zum Pfarrer fehlen grundlegend, auch in Eisenberg werden sie schwieriger, da der zu betreuende Bereich einfach viel größer geworden ist. Mir selbst sind kleine Kirchengemeinden, wo der Pfarrer möglichst im Ort wohnt, am liebsten, doch das ist in der heutigen Zeit kaum noch realisierbar. (Foto: Schifferstein)

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