Rheinpfalz Offensive gegen den Dreck

Mannheim. Seit April sind zehn zusätzliche Mitarbeiter der Stadtreinigung in der Innenstadt, im Jungbusch und in der Neckarstadt unterwegs. Ihr Auftrag: Brennpunkte sauberhalten. 500.000 Euro lässt sich die Stadt Mannheim diesen Einsatz kosten. Die Zwischenbilanz von Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) fällt positiv aus: „Wir haben deutlich weniger Beschwerden.“

Neumarkt, Neckarstadt-West. Hier im Herzen des Kiezes spielt sich das Leben im Sommer zu großen Teilen im Freien ab. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass hier mehr Zigarettenkippen und Abfall auf den Straßen herumliegen als in der Oststadt oder in Neuostheim. Die Anlieger am Neumarkt in Neckarstadt-West staunen. „Seit zehn Jahren bin ich jetzt hier und habe noch nie gesehen, dass der Platz gefegt wird. Und heute jagen sie jedes einzelne Blatt.“ So kommentiert ein Gastwirt die Bemühungen von Salim Imre, Emrah Cinak und Hayrettin Dilmac, die sich dem Schmutz nicht nur mit vereinten Kräften, sondern auch den modernsten Geräten der Stadtreinigung widmen. Elektro-Stadtsauger und auch Elektrobläser kommen zum Einsatz. „Kommt etwa der Gauck schon wieder?“, fragt der Gastwirt in Anspielung an den Besuch des Bundespräsidenten im vorigen Jahr. Nein, nicht das deutsche Staatsoberhaupt, aber immerhin der Oberbürgermeister und die für die Stadtreinigung zuständige Dezernentin Kubala wollen sich vor Ort ein Bild von der Situation machen – und sie finden eine vorbildlich gepflegte Anlage vor. Kubala weiß die Situation in der Neckarstadt richtig einzuschätzen: „Nachhaltige Sauberkeit erreichen wir nur durch Regelmäßigkeit.“ Darin ist sie sich mit den Anwohnern einig: „Nicht nur einmal alle zehn Jahre eine Großaktion, sondern weniger davon, aber dafür jede Woche“, schlägt ein Bewohner vor. Auf diesen Weg habe sich die Verwaltung gemacht und mit den vom Gemeinderat bewilligten Mitteln zehn zusätzliche Kräfte eingestellt (wir berichteten). „Und der Erfolg ist bereits sichtbar“, findet Kubala. Die Anwohner sind beim Ortstermin noch nicht wirklich zufrieden. Kubala bittet in der Sprache einer Politikerin um Verständnis: „Das Thema Sauberkeit ist eine Mammutaufgabe, der wir uns Schritt für Schritt annähern.“ Die Konzentration der Stadtreinigung auf 20 besonders beanspruchte Flächen in Innenstadt, Neckarstadt, Schwetzinger Stadt und Jungbusch, etwa rund um Capitol und Alte Feuerwache, Paradeplatz, Wasserturm, am Hauptbahnhof oder den Uferbereich am Museumsschiff sei dabei nur ein Signal. „Diese Maßnahmen alleine reichen nicht“, betont denn auch der Oberbürgermeister. „Wir werden nicht umhin kommen, die Anlieger und Eigentümer stärker in die Pflicht zu nehmen.“ Gerade in den genannten Gebieten bestehe hier sehr oft großer Nachholbedarf. „Sauberkeit zu gewährleisten wurde in den letzten Jahren immer schwieriger. Wir werden auf den Gehwegen in der Innenstadt deshalb die Reinigung übernehmen – allerdings gegen Gebühr“, kündigt er an. Eine entsprechende Gebührensatzung dafür sei gerade in Vorbereitung. Zudem hoffen Kubala und Kurz, dass es den Menschen schwerer fällt, ihren Dreck draußen liegen zu lassen, wenn Gehwege und Plätze sauberer sind. Immerhin wirkt der Einsatz der städtischen Mitarbeiter in Neckarstadt-West ansteckend: Auch vor dem benachbarten Bürgerhaus beginnt ein Anwohner schon bald damit, den Besen zu schwingen.

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